Mechatronik, Kooperatives Studium
Der Globetrotter
Martin Johne verband Lehre & Studium. Heute arbeitet der Mechatroniker als Service-Ingenieur weltweit.
Eine Woche Südkorea, ein paar Tage Hong-Kong, Indien, Vereinigte Arabische Emirate, Türkei, Spanien und Italien – Martin Johne lernt die Welt kennen. Ein Drittel seiner Arbeitszeit ist er im Ausland unterwegs. Der 26-Jährige hat seinen Traumjob gefunden, und das weniger, weil er so oft auf Reisen ist. Ihn begeistert mehr die Kombination seiner Aufgabenfelder. Martin arbeitet als Service-Ingenieur beim Dresdner Spezialisten für Hochspannungsprüfsysteme, der Highvolt Prüftechnik Dresden GmbH.
Vorher kombinierte der Dresdner einen Facharbeiter- und einen Hochschulabschluss – im kooperativen Studium. Mechatroniker wollte er nach einem Schülerpraktikum schon länger werden. Aber studieren? Das kam für Martin eigentlich nicht in Frage, obwohl er sein Abitur in der Tasche hatte. Mathe, Physik und Chemie – das lag ihm. Deshalb bewarb sich der junge Mann für eine Berufsausbildung zum Mechatroniker. „Im Gespräch wurde ich dann gefragt, warum ich nicht studiere.“ Dafür hielt Martin sein Deutsch und Englisch eigentlich für zu schlecht. Trotzdem versuchte er es. Das war 2008. Bekäme er die Zusage, würde er zu den ersten Studenten an der Fakultät Elektrotechnik der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Dresden in der Fachrichtung Mechatronik gehören, die ein kooperatives Studium absolvieren.
„Der große Vorteil gegenüber einem dualen Studium an einer Berufsakademie ist, dass man ein Vollstudium durchläuft und damit ein größeres ingenieurtechnisches Wissen vermittelt bekommt“, erklärt Professor Reinhard Bauer, der Studiengangsbeauftragte für Mechatroniksysteme und Fahrzeugmechatronik.
Martin wurde angenommen. Seine Entscheidung hat er nie bereut. „Es war das Beste, was ich machen konnte.“ Sicherheit gab ihm die Gewissheit, dass die Berufsausbildung zum Mechatroniker dabei war. Sollte er die Theorie nicht packen, hätte er immer noch seinen Facharbeiter.
Der Ablauf ist für alle Studenten, die gleichzeitig Auszubildende sind, einheitlich: drei Semester Studium, danach – wie auch in den Semesterpausen – die Berufsausbildung in Vorbereitung auf die Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer. Wer die besteht, hat noch vier Semester an der HTW vor sich, inklusive eines Praxissemesters und dem Schreiben der Abschlussarbeit meist in der Industrie. Für Professor Bauer ist das kooperative Studium ein Weg mit Zukunft. „Die besondere Qualifizierung wird von der Industrie sehr geschätzt.“
Die praktische Ausbildung absolvierte Martin, wie seine Studiengang-Kommilitonen, an der dresden chip academy (dca), dem Partner der jeweiligen Lehrbetriebe und der HTW. Nach 2,5 Jahren bestand er seine Facharbeiter-Prüfung und die Zeit an der dca war beendet.
Bei Siemens erhielt Martin anschließend einen Studienförderungsvertrag und weiterhin eine Ausbildungsvergütung. Ein großer Vorteil gegenüber „normalen“ Studenten, findet er. Im Gegensatz zu anderen war der junge Mann nicht auf BAföG angewiesen. In den folgenden zwei Jahren konnte er sich auf den Abschluss seines Studiums konzentrieren, sodass er Anfang 2013 seine Bachelorarbeit erfolgreich verteidigen konnte. Für Martin begann danach mit dem Wechsel seines Arbeitgebers der Berufsalltag. „Ich habe mir etwas gesucht, wo ich nicht nur vorm Rechner sitze.“ Service-Ingenieur bei der Highvolt Prüftechnik Dresden GmbH sei genau das Richtige für ihn. Die verschiedenen Bereiche der Mechatronik – Mechanik, Elektronik und Informatik lassen sich dabei gut verbinden. Er kontrolliert große Schaltschränke, ob sie einwandfrei funktionieren. Findet Martin einen Fehler, behebt er ihn. Auch Einsätze bei Umrüstungen oder Havarien zählen zu seinen Aufgaben. Schließlich lässt er die Geräte seiner Firma vor Ort von den Kunden abnehmen – und das eben oft im Ausland. Schulungen führt er dort ebenfalls durch. „Dadurch hat sich auch mein Englisch deutlich verbessert.“
Text: Lars Kühl | Fotos: Holger Schütz