Mechatroniker (m/w/d)
Aufsteiger, Auskenner, Alleskönner
Marco Pohl wird Mechatroniker – und packt Mechanik und Elektronik auf einen Streich
Ein Fußballtor misst 7,32 mal 2,44 Meter. Darin einen Ball mit einem Durchmesser von 22 Zentimetern zu versenken, dürfte kein Problem sein. Wenn da nicht ein guter Torwart zwischen den Pfosten stünde, der etwas vom Zupacken versteht … wie Marco Pohl zum Beispiel. Seine A-Jugend beim Chemnitzer FC ist Aufsteiger zur Bundesliga.
Das mit dem Zupacken passt bei dem 17-Jährigen auch zum Ausbildungsberuf. Handwerklich sollte es sein, aber die Elektronik reizte ihn auch. Beim Sponsor seiner Fußballmannschaft, der Stadtwerke Chemnitz AG (Erdgas, Trinkwasser, Strom, Fernwärme, Fernkälte für die 230.000-Einwohner-Stadt, 900 Mitarbeiter), fand er den Beruf des Mechatronikers: „Das war voll das, was ich wollte.“
Mechatroniker ist eine Wortmixtur aus Mechaniker (Hersteller/Instandhalter mechanischer, pneumatischer, hydraulischer Maschinen) und Elektroniker (sie installieren, montieren, automatisieren, reparieren alles, was mit Strom, Kabeln, Relais, Schaltern, Elektronenröhren, Transistoren, Widerständen, Kondensatoren, Spulen zu tun hat).
42 Monate dauert die Ausbildung. Für die Praxis nutzen die Stadtwerke Chemnitz AG die bildungszentrum energie GmbH – eine der modernsten Ausbildungsstätten für die Industrie. „Wir müssen jede Menge lernen, stehen ganz schön unter Druck“, findet Marco, der sich seit August 2006 im zweiten Lehrjahr befindet, „aber Druck ist überall gut, sonst wird ja alles nur so-la-la“. Marco lernt Zerspanungsmaschinen kennen und bedienen: Spannende Sache, an Dreh-, Fräs-, Schleif-, Bohr-, Sägemaschinen feinste Späne von Stahl-, Aluminium-, Messingteilen abzuheben und zu sehen, wie Wellen, Achsen, Nute, Rillen entstehen. Erste Einblicke erhielt er in das Innenleben von Schaltschränken – diese für die Steuerung von Anlagen so wichtigen „Kästen“ wird Marco nach der Ausbildung ebenso montieren können, wie Druckluftanlagen. Im zurückliegenden ersten Lehrjahr verdrahtete er seine ersten Systeme. Auf Leiterplatten hat er schon erforderliche Mini-Elektronikbauteile aufgesteckt.
„Pingelig darf man in dem Beruf nicht sein“. Manchmal ist was Schweres anzupacken, man wird schon auch mal dreckig. „Stört mich nicht, du merkst, dass du was gemacht hast.“ Eines der Mädchen in seinem ursprünglich 10-köpfigen Team hat die Segel gestrichen. Trotzdem: Der Job sei nicht nur Männersache. „Unsere Mädchen kapieren alles oft viel schneller als wir Jungs.“
Gut findet er: „Wir werden keine Fachheinis, sondern Auskenner auf vielen Gebieten.“ Solche Alleskönner werden beinahe überall gebraucht. Hinter Marcos Ausbildungsstätte reckt sich ein 300-Meter-Heizkraftwerksschornstein in den Himmel. Die Energiefabrik der Stadtwerke Chemnitz AG ist ein gigantisches Labyrinth aus Heizkesseln, Rohren, Kabeln, Lichtern, Armaturen, Generatoren, Transformatoren. Ein reizvolles Aufgabengebiet für einen Mechatroniker wie Marco Pohl. „Wäre toll, dort zu arbeiten. Energie, das hat Zukunft.“
Text & Foto: P&S