Medizininformatiker (m/w/d), Studium
Informatik im Krankenhaus
Medizininformatiker (m/w/d) übersetzen die Sprache der Mediziner in die Sprache der Informatik
Ob Maschinenbau, Geografie, Psychologie oder Betriebswirtschaft – kein Beruf kommt ohne die Informatik aus. Programme zur Auswertung von Daten werden überall gebraucht – auch in der Medizin. Und wer wie Franziska Jahn schwankt, ob er lieber Informatik oder Medizin studieren will, der kann mit dem Studium der Medizininformatik sogar beides kombinieren.
Der heutigen Diplom-Informatikerin fiel Mathematik schon in der Schule leicht. „Ich hatte immer schon Spaß an kniffligen mathematischen Aufgaben, nahm an diversen Matheolympiaden teil. Dennoch hätte ich mir auch vorstellen können, Medizin zu studieren“, erzählt Franziska begeistert. Als die im Vogtland Geborene die Medizininformatik als Vertiefungsrichtung des Informatikstudiums entdeckte, „war klar, dass ich das studieren werde.“
Franziska studierte bis 2008 an der Universität Leipzig. Das Diplomstudium, so wie es die 27-Jährige noch absolvierte, gibt es heute nicht mehr. Vor einigen Jahren wurde dieses durch den Bachelor und den Master abgelöst. Während in den drei Jahren des Bachelorstudiums Grundlagen der Informatik, Betriebssysteme, Programmierung und wahlweise Grundlagen der Medizinischen Informatik vermittelt werden, wählt man im zweijährigen Masterstudium den Schwerpunkt der Medizinischen Informatik und erhält eine Einführung in die Biometrie und Medizin. Vertiefende Lehrveranstaltungen zum Informationsmanagement führt das IMISE (Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie) durch, an dem Franziska seit zwei Jahren arbeitet. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin organisiert sie hier ebendiese Lehrveranstaltungen der Medizininformatiker und hält selbst Seminare oder Übungen. Ihr großes Ziel: Bis Ende nächsten Jahres ihre Doktorarbeit zu schreiben.
Franziska hat schon während ihres Studiums, vom 6. Semester an, als studentische Hilfskraft im Institut gearbeitet. „Eine enge Verbindung zum Lehrstuhl, an dem man seine Abschlussarbeit schreibt, kann nicht verkehrt sein“, empfiehlt die ehemalige Studentin, die aufgrund einer Kooperation des IMISE mit dem Universitätsklinikum in Chiba für zwei Monate in Japan war. Zumindest an einem Praktikum, ob hier oder im Ausland, sollte jeder interessiert sein. „Es ist sehr wichtig, die vermittelten Grundlagen einmal in der Praxis anzuwenden. Das hilft vor allem dabei, sich in Fragestellungen einzuarbeiten und neue Programmiersprachen zu lernen“, weiß die Leipzigerin, die im Rahmen eines Praktikums sowohl am Max-Planck-Institut als auch bei den Tiroler Landeskrankenanstalten in Österreich arbeitete und damit ihren Horizont erweiterte.
Franziska arbeitet heute am IMISE in einer Arbeitsgruppe, die sich mit Informationssystemen und Informationsmanagement im Gesundheitswesen beschäftigen. Sie und ihre Kollegen entwerfen Methoden, damit Informationssysteme Ärzte und Schwestern in Krankenhäusern bei der Arbeit effektiv unterstützen können. „Wir entwickeln unter anderem Konzepte dafür, dass dem medizinischen Personal im Krankenhaus immer die richtigen Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung stehen“, erklärt die junge Frau und ergänzt: „Das bedeutet, dass alle relevanten Daten des aufgenommenen Patienten im Krankenhausinformationssystem, wie wir das große Ganze nennen, erfasst werden und damit sofort in den entsprechenden Stationen wie Radiologie, Labor oder im OP-System vorliegen.“
Die Medizininformatik eröffnet den Absolventen hervorragende Perspektiven in allen Bereichen und Berufszweigen. „Unsere ehemaligen Studenten arbeiten heute an der Uni, in der Forschung oder sind in IT-Abteilungen in Krankenhäusern angestellt, programmieren Software für Krankenhäuser oder arbeiten in Beratungsunternehmen für das Gesundheitswesen.“
Text: Karen Arnold; Foto: Karen Arnold/Hintergrund: Matthias Enter (fotolia.com)