Mikrotechnologe (m/w/d)
Megacoole Mikrochips
Viola Löschau macht eine Ausbildung zur Mikrotechnolgin
Strahlend berichtet Viola von Reinraumklassen, Oxidschichten, Fotolack-Belichtung und Bonden im Back-End-Verfahren. Moment mal! Wie bitte? – Sie grinst und schaltet einen Gang zurück. Jetzt lernt sie im Chipwerk von Infineon, besucht die Berufsschule für Elektrotechnik und absolviert Trainingsmodule von Siemens Professional Education (SPE). Ihre Fachrichtung ist die Halbleitertechnik.
Ein Staubkorn pro Fußballfeld …
Spannend an Violas Ausbildung ist vor allem die Chipproduktion. Über 600 Prozess-Schritte sind notwendig, um die Speicherchips herzustellen. Sie muss lernen, die Anlagen zu bedienen und betriebsbereit zu halten. Da die Mikrochips sehr empfindlich sind, geschieht alles in Reinräumen Klasse 1. „Das bedeutet, dass die Abteilung staubfrei sein muss“, erklärt die 18-Jährige. „Klasse 1 heißt: maximal ein Staubkorn auf der Fläche eines Fußballfeldes.“ Klar, dass man in solchen Räumen nicht in Jeans und Pulli herumschlendern kann. „Vermummung“ ist angesagt. Wenn Viola um 5.42 Uhr zur Frühschicht antritt, tauscht sie ihre Straßenkleidung gegen Trainingshose und T-Shirt, schlüpft in ihren Reinraumanzug und spezielle Stiefel. Die langen Haare müssen unter einer Haube verschwinden, das Gesicht hinter einem Mundschutz. „Am Anfang war das sehr ungewohnt“, erinnert sich Viola. Inzwischen ist das „Verkleiden“ in fünf Minuten erledigt.
Nicht wirklich stressig …
Nach zwei Ausbildungsjahren hat sie alle Abteilungen von innen gesehen. Sie weiß, dass Teamfähigkeit und Kompromissbereitschaft in diesem Beruf kein leeres Geschwafel sind. Immerhin muss in manchen Abteilungen die Arbeit von rund 300 Leuten koordiniert werden. Produziert werden die Speicherchips rund um die Uhr im Schichtdienst. Wer 18 ist, darf auch von 14 bis 22 Uhr arbeiten, die Nachtschicht ist den ausgelernten Mikrotechnologen vorbehalten.
Wirklich stressig findet Viola ihre Arbeit nicht. „Man muss viel trinken wegen der geringen Luftfeuchtigkeit in den Räumen, und manchmal muss man lange stehen“, sagt sie. Aber die freundschaftliche Atmosphäre, die netten Schichtleiter und die engagierten Ausbilder machen diese Kleinigkeiten wieder wett.
Freundschaftlich ist auch der Kontakt zu den Ausbildern in der Berufsschule. Obwohl Viola zugibt, dass es dort ziemlich zur Sache geht: „Die Themen sind sehr komplex, vor allem in Chemie kommt viel Stoff hinzu.“ Doch es ist nicht so, dass Viola jede freie Minute über Fachbüchern zubringt. Ihr reicht es aus, im Unterricht voll dabei zu sein.
Wo bleiben die Mädels?
Schade findet Viola, dass Mädchen so wenig Interesse an dem Beruf haben. Dabei bemüht sich gerade ihr Arbeitgeber sehr um den weiblichen Nachwuchs. Gerade hat sie mit anderen Azubis in einem „Girls Camp“ von Siemens jungen Mädels ihren Beruf vorgestellt. „Erst sind die Mädchen sehr zurückhaltend, was Technik angeht“, hat die Mikrotechnologin festgestellt. „Doch wenn man zum Praktischen kommt, freuen sie sich, selbst etwas zusammengebaut zu haben.“ Viola mutmaßt, dass auch ein gutes Stück Eitelkeit hinter der weiblichen Zurückhaltung steckt. Denn Make-up und Nagellack sind in Reinräumen ebenso untersagt wie schicke Klamotten oder Highheels…
Text & Fotos: Christine Sylvester