Musikfachhändler (m/w/d)
Einmal wie Jimi Hendrix spielen
Musikfachhändler statten Tonkünstler mit Instrumenten und Noten aus
Gitarren in zahlreichen Farben und Formen sind an zwei Wänden des Plauener Musikmarkts aufgereiht, gemeinsam mit passenden Taschen und Koffern. Es sind mehr als 30 Stück: schwarze, rote, holzfarbene, klassische wie elektrische – ein Paradies für Gitarristen. Heiner Rußig nimmt eine dunkle E-Gitarre zur Hand, hängt sich den Tragegurt um und greift die Saiten. Man sieht sofort, der junge Mann im Kapuzenshirt kennt das Instrument gut. Schon im Grundschulalter bekam er Unterricht.
Heute macht der 22-Jährige nicht nur selbst Musik, sondern verkauft Instrumente aller Art. Er lernt den Beruf des Musikfachhändlers, mit einem Unterschied: In Heiners Ausbildungsvertrag steht „Einzelhändler – Fachrichtung Musik“, so dass er die Theorie an der Plauener Berufsschule lernen kann. Eine spezielle Berufsfachschule gibt es indes bundesweit nur einmal, nämlich in Südbayern.
Seine Kundschaft sei einzigartig, beschreibt der Auszubildende: „Du freust dich, wenn ein bekloppter Musiker wie du in den Laden kommt. Gemeinsam über Jimi Hendrix zu philosophieren, das macht Spaß!“ Dass er den richtigen Job in der Musikbranche finden könnte, überlegte sich Heiner Rußig während des Zivildienstes. Nach sieben Monaten Einstiegsqualifizierung im Musikhandel wusste er: Das ist meine Berufung. Die Suche nach der passenden Lehrstelle war jedoch schwierig. Zuerst bewarb sich Heiner bei den großen Musikhäusern Deutschlands. „Zwar stellten die alle Verkäufer ein, aber nur welche mit abgeschlossener Ausbildung“, erinnert er sich. Erfolg hatte der Oberfranke, als ihm die Agentur für Arbeit vorschlug, sich in Plauen zu bewerben. Seine Vorkenntnisse kamen ihm zugute.
Vom Keyboard bis zur Trommel hat der Musikmarkt Plauen jedes Instrument im Angebot, dazu Notenbücher, Tonträger, Audiozubehör und Veranstaltungstechnik. Außerdem wird repariert. Typische Kunden sind (Groß-)Eltern, DJs und Musiker aller Art. „Ab und zu statten wir sogar eine komplette Band aus“, sagt Heiner. Er hat gelernt, dass Warenbestellung, -eingang, -lagerung und -auspreisung dem Verkauf vorausgehen. Wichtig für die ausführliche, fachkundige Beratung ist dann das Musikwissen, das der Auszubildende mit Katalogen, Fachzeitschriften und Internet aktuell hält. Kommt eine Produktneuheit ins Haus, probieren sie Heiner und seine Kollegen aus. „Jede Menge lernen wir auch, wenn wir auf Messen bei Herstellern oder Großhändlern gehen.“
Das erste Jahr seiner Ausbildung hat der 22-Jährige absolviert. Da er über die Mittlere Reife und Vorkenntnisse verfügt, wurde seine Ausbildung auf zwei Jahre verkürzt. Im kommenden September wird er sie abschließen. Heiner bereitet sich darauf vor, wieder Bewerbungen an Deutschlands große Musikhäuser zu schicken. Am liebsten möchte er sich in einer Abteilung auf Gitarren und Zubehör spezialisieren. Selbständigkeit sei ausgeschlossen: „Man muss erst herausfinden, ob die sich lohnt. Denn einige Große haben den Markt unter sich aufgeteilt.“
Inzwischen verkauft der Musikmarkt Plauen auch übers Internet. Der Online-Handel werde generell immer populärer, dafür schwinde der Einzelhandel vor Ort, sagt Heiner. „Kleine Geschäfte werden aussterben.“ Das findet er einerseits verständlich, weil die Online-Bestellung so viel einfacher sei, andererseits bedauert er es: „Ich meine, man sollte jedes Instrument vor dem Kauf anschauen und seinen Klang hören.“ Beispielsweise klinge von dem beliebten Gitarrenmodell, das 24 mal auf Lager ist, jedes Exemplar anders.
Text & Foto: Thomas Sachs