Oberflächenbeschichter (m/w/d)
Der erste Eindruck zählt
Oberflächenbeschichter veredeln Oberflächen und sorgen so für Wow-Effekte
Der erste Eindruck, den man als potenzieller Kunde beim Kauf eines Autos gewinnt, beeinflusst die Kaufentscheidung enorm. Deshalb ist es Fahrzeugkonstrukteuren wichtig, dass nicht nur Technologie und Optik stimmen, sondern auch die Haptik. Also, dass sich das neue Auto mindestens genauso gut anfühlt, wie es aussieht und fährt. Die Berührung des Türgriffs ist dabei meist das erste haptische Erlebnis. Über dieses eigentlich unscheinbare Bedienelement nimmt der Hersteller unmittelbar Fühlung zum Kunden auf und vermittelt ihm rein subjektiv den einzigartigen Wert des Autos und der Marke. Der Türgriff soll in der Hand des Kunden ruhen, ihr schmeicheln, ihm ein Premiumgefühl vermitteln und ihn schlussendlich verführen. Um genau diesen Wow-Effekt auszulösen, bedienen sich Hersteller u. a. ausgeklügelter Softtouchbeschichtungen auf der Basis von Polyamid-Rohstoffen.
Luis Kröber ist Oberflächenbeschichter und arbeitet bei der SAXONIA Galvanik GmbH in Halsbrücke als Anlagenfahrer. Er und seine 450 Kollegen an den vier Standorten des sächsischen Unternehmens sind auf dem Gebiet der galvanischen Kunststoffbeschichtung tätig. Sie sorgen mit ihrer Arbeit und ihrem Know-how u. a. für den gerade beschriebenen seidenweichen Griffkomfort und das damit verbundene angenehme Lebensgefühl.
Sechs hochkomplexe Beschichtungslösungen sind nötig, um die gewünschten Eigenschaften zu erzielen und die Verwandlung des Rohteils zum hochveredelten Griff zu vollziehen: als erstes Beize, um die Oberfläche anzurauen; dann Palladium, als Katalysator; nun Chemisch Nickel, damit der Kunststoff elektrisch leitfähig wird; es folgt Kupfer, um ganz feine Oberflächendefekte auszugleichen und um bei späterer thermischer Ausdehnung des Bauteils Spannungen abzubauen; sodann Nickel, für die Optik und den Korrosionsschutz; als letztes Chrom, für den Korrosionsschutz und die silberne Farbgebung. Die Oberflächenbeschichter bereiten dabei die zu veredelnden Werkstücke und die Beschichtungslösungen vor, nehmen Messwerte auf und analysieren diese. Sie überwachen die Produktionsprozesse, bei denen die Beschichtungen in galvanischen Bädern oder in Vakuumbeschichtungsanlagen aufgebracht werden und kontrollieren anschließend die Bauteile. Auch das Regenerieren der chemischen Bäder gehört zu ihrer Arbeit. Bei all diesen Tätigkeiten und beim Umgang mit den Chemikalien sind Sorgfalt, Konzentration, technisches Verständnis, körperliche Fitness und handwerkliches Geschick erforderlich. „Während der Ausbildung hatten wir Gelegenheit, alle wichtigen Abteilungen kennenzulernen und uns einen Überblick über die technischen Zusammenhänge und Produktionsschritte zu verschaffen. Wir wurden Step by Step an die Arbeit herangeführt. Inzwischen hat sich eine gewisse Routine eingestellt“, versichert Luis.
Hauptsächlich werden bei Saxonia Galvanik im Vierschicht-System Dekor- und Zierelemente nach den Wünschen der Kunden veredelt. Die Produkte finden sich nicht nur in fast allen Fahrzeugen deutscher Produktion, das Unternehmen beliefert auch wichtige internationale Zulieferer der Automobilindustrie. Mit vier Großanlagen und einem modernen Labor, in welchem u. a. die Beschichtungsverfahren optimiert und neue entwickelt werden, ist die Firma bestens aufgestellt. „Die hohen qualitätsspezifischen Anforderungen an unsere Artikel stellen uns immer wieder vor neue Herausforderungen. Gerade das macht unsere Arbeit so reizvoll und meinen Beruf so spannend. Kein Tag ist wie der andere,“ freut sich Luis und fügt an: „Ich habe nach einer Ausbildung bzw. einem Beruf mit Zukunft gesucht, den es nicht so oft gibt und der recht anspruchsvoll ist. Der aber auch zu meinem Interesse für Chemie, Mathematik und Physik passt. Am Oberflächenbeschichter hat mich besonders gereizt, dass ich in diesem Beruf komplizierte technische Prozesse verstehen lerne, die mich in die Lage versetzen, Zusammenhänge alltäglicher Dinge oder Phänomene um mich herum zu erschließen. All diese Erwartungen wurden erfüllt!“ Der 27-Jährige möchte in seinem Beruf noch praktische Erfahrungen sammeln, um danach eine Weiterbildung zum Meister oder Techniker anzuschließen.
Text: Steffi Mrosek / Fotos: Paul Schmidt