Oecotrophologe (m/w/d), Studium
Wissen um jeden Bissen
Oecotrophologen/innen weisen den Weg zur richtigen Ernährung
In Deutschland hat nur noch etwa 1/3 der Bevölkerung Normalgewicht. Neben Fettleibigkeit greift seit Jahren die Magersucht um sich und zwingt Betroffene und deren Angehörige zum Handeln.
Eine rechtzeitige Ernährungsberatung kann helfen, schwerwiegende gesundheitliche Folgen eines falschen Essverhaltens zu vermeiden. Und selbst wenn es schon zu so genannten Begleiterkrankungen, wie Bluthochdruck, Herzschwäche oder Diabetes gekommen ist, kann dem mit einer individuell ausgerichteten Ernährung erfolgreich entgegengewirkt werden.
Doch wie schaffe ich es, mein Essverhalten zu ändern, Übergewicht zu vermeiden oder meine schlanke Figur zu bewahren? Wie kann ich bewusst genießen und ohne Reue essen und trinken, und welche Lebensmittel sind die richtigen für mich?
„Bei der Fülle der Nahrungsmittel ist es für den Laien nicht immer leicht, die wirklich wertvollen und unbedingt notwendigen von den überflüssigen, leicht verzichtbaren und vielleicht sogar schädlichen Lebensmitteln zu trennen”, erklärt Julia Zichner. „Aktive Menschen, beispielsweise Sportler, haben einen ganz anderen Närstoffbedarf, als Kinder oder Senioren”, weiß die Diplom-Oecotrophologin. Der Begriff Oecotrophologie stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt Haushalts- und Ernährungswissenschaften und eröffnet viele anspruchsvolle Tätigkeitsfelder.
Während ihres Studiums an der Fachhochschule Fulda beschäftigte sich Julia unter anderem mit der Zusammensetzung von Lebensmitteln, deren Qualitätsbestimmung und Vermarktung, der Produktneu- und -weiterentwicklung sowie dem Lebensmittelrecht. In Beratungsgesprächen mit ihren Kunden spielt heute auch die Analyse deren Essverhaltens eine Rolle. Hier versucht Julia zu optimieren, wo es nur geht. Dabei berät sie neben Privatpersonen, insbesondere Kindergärten und Schulen, hält Vorträge in Bildungseinrichtungen zum Thema Lebensmittel und Ernährung oder organisiert Workshops, die meist von Unternehmen beauftragt werden.
Die Vielseitigkeit ihres Berufs zeigt sich in den Stationen, die Julia zurückgelegt hat: Im Zuge eines Praktikums arbeitete sie beispielsweise sechs Monate bei einem namhaften Keksproduzenten bei Hannover im Qualitätsmanagement. Sie war für sensorische Prüfungen zuständig und musste Lagerungs- und Produkttests durchführen, um beispielsweise das Mindesthaltbarkeitsdatum für Kekse und Kuchen festzulegen. „Während meiner Diplomarbeit standen Kinderlebensmittel im Fokus. Parallel dazu arbeitete ich in der Versuchsküche eines Herstellers von Naturbackwaren, optimierte oder veränderte Rezepturen und sorgte für deren Übertragung auf die Produktionsanlage.”
Als die Bundesrepublik im Jahr 2005 die Nationale Verzehrstudie II in Auftrag gab, mit der bundesweit die Ernährungssituation von Jugendlichen und Erwachsenen abgefragt wurde, war Julia dabei. Als Interviewerin reiste sie ein Jahr lang durch ganz Deutschland und führte Gespräche mit einigen der etwa 15.000 Teilnehmer. Bis 2007 unterrichtete sie danach an einer Berufsschule für Gesundheits- und Ernährungsberufe in den Fächern Ernährungslehre und Lebensmittelkunde und erlangte parallel das Zertifikat zur anerkannten Ernährungsberaterin. Das vom Berufsverband der Oecotrophologen verliehene Zertifikat öffnete ihr die Tür, medizinische Beratungen anzubieten, die über die Krankenkassen abgerechnet werden können. Den Großteil ihrer selbstständigen Berufstätigkeit füllt Julia heute als Dozentin aus. „Der Beruf des Oecotrophologen ist immer in Bewegung und sehr vielfältig. Wer sich dafür interessiert, sollte sich deshalb zuvor intensiv mit den Einsatzgebieten auseinandersetzen und schon im Studium auf eine spezielle Richtung fokussieren”, rät Julia.
Text: Susan Naumann / Foto: Amac Garbe, Hintergrund: © Gleb Semenjuk (fotolia.com)