Operationstechnischer Assistent (m/w/d)
Das Herz in der Hand
Operationstechnische Assistenten tragen hohe Verantwortung im Team
„Ich bin während der Operation dafür zuständig, dass es dem Patienten gut geht“, fasst Simone Molenda ihre Aufgabe als Operationstechnische Assistentin (OTA) zusammen. „Dazu gehört, dass ich schaue, ob er gut liegt, sein Kopf gut gebettet ist und für ihn während der Operation keine Desinfektionsgefahr besteht.“ Aber das ist nicht alles. Sie bereitet die Eingriffe vor und stellt die benötigten, sterilisierten medizinischen Instrumente und Geräte sowie die weiteren erforderlichen Medizinprodukte wie Tupfer und Kompressen im Operationssaal bereit. Vor jeder Operation findet das Team-Timeout, eine Zusammenkunft aller beteiligten Fachleute, statt. Der Arzt stellt sich vor und erklärt die Operation. Der Anästhesist informiert über den Allgemeinzustand des Patienten. Nach der Besprechung geht es an die Arbeit. Das Operationsteam reinigt und desinfiziert die Hände und legt mithilfe von Assistenten sterile Kleidung an.
„Ich liebe an diesem Beruf, dass ich mit so vielen Menschen anderer Berufsgruppen zu tun habe“, sagt Simone. „Mit Ärzten und Schwestern und sogar mit den Putzfrauen, die ich im Flur treffe.“ Simone findet, dass man für diesen Beruf geschaffen ist oder nicht. „Viele Azubis steigen wieder aus. Hier an der Berliner Charité ist ein Praktikum mittlerweile die Voraussetzung für die Bewerbung.“ Dass sie für den Beruf geschaffen ist, entdeckte Simone während eines Praktikums nach dem Abitur. Die erste Operation, die sie erlebte, war ein Kaiserschnitt. „Da wusste ich, dass ich für das Leben arbeite.“ Sie hat auch schon einmal ein Herz in der Hand gehalten. Aber unser schönstes Organ, sagt sie, sei die Leber. „So wunderbar glatt und dieses intensive Braun!“ Im Gespräch wird spürbar, dass ihr ganzes Herz bei den Patienten und der Schönheit ihrer Organe ist und natürlich bei der Kunst der Chirurgie. Sie schwärmt von den feinen Instrumenten, die bei Wirbelsäulen- und Operationen am Gehirn zum Einsatz kommen. Sie arbeitet in der neurochirurgischen Abteilung. Die Orthopädie wäre auch eine Option. „Ich liebe total Schrauben.“ Simone erfüllt es, helfen zu können, Teil eines Teams zu sein, das hochkonzentriert um Gesundheit und Leben kämpft.
Aber wie verkraftet sie es, wenn eine Operation nicht mehr retten kann oder ein Unfallopfer trotz des Eingriffs mit Behinderungen weiterleben muss? „Es gibt schlimme Schicksale. Aber wenn ich die Tür hinter mir schließe, bin ich draußen. Ich denke dann nicht mehr darüber nach.“ Umgekehrt verlässt sie ihr Privatleben völlig, wenn sie den Operationssaal betritt. Liebeskummer oder Prüfungsstress bleiben draußen. Der Operationssaal ist ein eigener geschützter Kosmos. Übertrieben formell geht es darin nicht zu. Es herrschen klare Ansagen. „Man braucht nicht nur Verantwortungsbewusstsein“, sagt Simone, „sondern auch Teamfähigkeit und Durchsetzungsvermögen. Es ist schon vorgekommen, dass ich pampig wurde, weil jemand an meine Instrumente gegangen ist.“ Ein Fauxpas im Sinne des Patienten. Wissbegierde hält Simone ebenfalls für eine erforderliche Eigenschaft. „Man sollte sich schon dafür interessieren, was da im OP gerade geschieht.“
Operationstechnische Assistenten/innen werden gezielt auf den Operationsbereich beziehungsweise das Davor und Danach ausgebildet. Simone hat sechs Wochen in der Anästhesie gearbeitet, dem Bereich, in dem der allgemeine Gesundheitszustand der Patienten vor der Operation erfasst und über die Narkose- oder Betäubungsmittel entschieden wird, außerdem sechs Wochen in der Endoskopie, der Abteilung, in der Untersuchungen wie Magen- oder Darmspiegelungen durchgeführt werden, sechs Wochen in der Rettungsstelle und im postoperativen Bereich.
Der Arbeitsplatz in der Neurochirurgie ist Simones erster nach der Ausbildung. „Ich bin angekommen. Hier möchte ich lernen und wachsen.“ Und wie wäre es mit einem Medizin-Studium später, um zum Beispiel Chirurgin zu werden? Simone winkt ab. „Es laufen doch hier schon genug Medizin-Studenten rum.“
Text & Fotos: Kathrin Schrader