Pflegefachkraft (m/w/d)
Helden des Alltags
Die Ausbildungen in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege wachsen zusammen
„Die größte Herausforderung während meiner Ausbildung war wohl das Wissen, dass sich jeder meiner Fehler auf Gesundheit und Leben von Menschen auswirkt. Das hat mir mächtig Respekt eingeflößt.“ Wenn Johannes Wolfram (Fotos) heute durch „seine“ Station im St.-Elisabeth-Krankenhaus in Leipzig geht, ist er entspannt und wirkt souverän. Denn mittlerweile leitet er die Station, auf der er vor zehn Jahren seine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger begann.
Über eine Million Menschen arbeiten in deutschen Kliniken als Pflegekräfte und das fast immer im Dreischichtsystem. Was sie dort tun, erzählt Johannes am Beispiel eines ganz normalen Frühdienstes. „Die Schicht beginnt um 6 Uhr mit der Übergabe durch den Nachtdienst. Hier erfahre ich, was in den vergangenen Stunden passiert ist.“ Dann geht es auch schon los zu den Patienten, verrät er weiter. Da teilt er Tabletten aus, misst Blutdruck und Temperatur und hilft bei der Körperpflege. „Dann ist es Zeit für die Visite. Gemeinsam mit den Ärzten gehen wir durch die Zimmer und besprechen, welche Probleme die Patienten vielleicht gerade haben.“ Bevor er selbst in sein Pausenbrot beißen kann, gibt es Frühstück für die Patienten. „Den restlichen Vormittag sorgen wir dafür, dass die Anweisungen der Ärzte ausgeführt werden, fahren die Patienten zu Untersuchungen oder in den OP, wechseln Verbände und Inkontinenzmaterial oder lagern die Patienten, die sich nicht allein bewegen können.“ Das ist wichtig, erklärt er, damit sie sich nicht wundliegen. Dazwischen gibt es Mittagessen. „Viel Zeit nimmt auch die Dokumentation all unserer Arbeiten in Anspruch“, ergänzt Johannes. „Dann ist es auch schon 14 Uhr und Zeit für die Übergabe an den Spätdienst.“
Dass der 28-Jährige seine Berufung in der Pflege finden würde, war anfangs gar nicht sicher. „In der Schule hatte ich zwei Praktika“, erzählt er. „Eines im Kindergarten, das andere im Krankenhaus. Danach stand für mich fest, dass ich Erzieher werden wollte.“ Eine Ausbildung zum Sozialassistenten sollte den Weg bereiten. Die Arbeit mit den Kleinen war ganz nett, doch irgendwie nicht das Richtige für ihn. „Also habe ich mich dann doch für die Krankenpflege entschieden.“ Aber diesmal wollte Johannes wirklich sicher sein, worauf er sich da einließ. „Ein freiwilliges soziales Jahr hier am St.-Elisabeth-Krankenhaus sollte zeigen, ob das der richtige Job für mich ist.“ Und das war er.
Die Ausbildung fand dann in der hauseigenen Krankenpflegeschule statt. „Biologie war da natürlich sehr wichtig“, erinnert sich Johannes. „Aber auch Mathematik und Deutsch, Physik und Chemie wurden gefordert.“ Und die im Neudeutsch oft bemühten Softskills? Welche davon zeichnen eine gute Pflegefachkraft denn nun aus? „Vor allem seit ich die Station hier leite, merke ich, wie wichtig Teamfähigkeit ist. Denn Pflege geht nur gemeinsam. Da kommt man als Einzelperson nicht weit.“ Und natürlich geht es auch nicht ohne persönliche Einsatzbereitschaft. „Spaß an der Arbeit mit Menschen hilft hier ungemein weiter. Wer anderen gern hilft und sich darüber freut, wenn es seinen Schützlingen von Tag zu Tag besser geht, ist in der Pflege goldrichtig.“
Da es während der Ausbildung noch nicht klar ist, auf welche Station es die Pflegerinnen und Pfleger im späteren Berufsleben einmal verschlagen wird, werden sie rundum geschult. Die Spezialisierung kommt dann im Beruf – auf der Station, in Weiterbildungen oder auch in einem anschließenden Studium. Johannes ist in der Geriatrie tätig. Das ist die Altersmedizin. „Am Anfang war ich mir nicht sicher, ob ich immer von alten Menschen umgeben sein will. Aber bisher habe ich es nicht bereut. Es macht mir nach wie vor Spaß.“ Viele der Aufgaben, die er dort tagtäglich erledigt, gleichen denen der knapp 600.000 Altenpflegerinnen und
Altenpfleger, die es aktuell in Deutschland gibt.
Text: Kai Dürfeld | Fotos: Antje Kraemer Photography
Pflegefachkraft:
Wenn drei Berufe verschmelzen
Bisher gab es im Pflegebereich grundverschiedene Ausbildungsgänge. Das wird sich zum 1. Januar 2020 ändern: Die bisherigen Ausbildungen in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege werden verschmelzen. Die zukünftigen Auszubildenden absolvieren in den ersten zwei Jahren eine gemeinsame, auf alle Versorgungsbereiche ausgerichtete Ausbildung. Im dritten Jahr entscheiden sie sich für die Fortsetzung dieser generalistischen Ausbildung und den Erwerb des Abschlusses Pflegefachmann/-frau oder sie legen ihren Schwerpunkt auf die Pflege alter Menschen oder die Versorgung von Kindern und erwerben einen Abschluss als Altenpfleger/in bzw. Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in. Die Idee hinter der Reform bzw. der „Neuordnung der Pflegeberufe“ ist folgende: Die Ausbildung soll attraktiver werden. Wer Menschen aller Altersgruppen und unabhängig von ihrem Gesundheitszustand pflegen kann, hat im Berufsleben einfach viel mehr Möglichkeiten.