Pharmakant (m/w/d)
Die Dosis ist entscheidend
Pharmakanten (m/w/d) sind Fachpersonal für die industrielle Herstellung von Medikamenten
Ob gegen den Kater nach einer feuchtfröhlichen Feier, bei Krankheit oder zur Immunstärkung – jeder von uns ist hin und wieder auf Medikamente angewiesen. Doch wie werden z. B. Tabletten hergestellt, die uns, akkurat abgepackt und dosiert, so manchen Schmerz nehmen? Diese und andere Fragen zum Thema Medikamentenherstellung kann Angela Wilhelm beantworten. Sie absolviert gerade ihr drittes Ausbildungsjahr als Pharmakantin bei der Apogepha Arzneimittel GmbH in Dresden.
Tabletten auf Knopfdruck
„Es ist ein bisschen wie Kuchenbacken“, vergleicht die 18-Jährige die Herstellung von Tabletten. Zuerst kommt das Rezept, nach dessen Vorgaben sie die Inhaltsstoffe präzise abwiegt. Dann stellt Angela die Produktionsmaschinen ein und los geht der eigentliche Fertigungsprozess: das Mischen der Substanzen und das anschließende Tablettenpressen. Am Ende werden die säuberlich gepressten Helferlein dann verpackt. Im Gegensatz zu Apothekern produzieren Pharmakanten die Medikamente auf industriellem Wege. „Einen großen Teil unserer Arbeit nimmt das Dokumentieren eines jeden Arbeitsschrittes ein“, berichtet Angela. Nur so kann eine hundertprozentige Produktionskontrolle gewährleistet werden. Wer hier zum Zuge kommen will, dem sollte es an Sorgfalt also nicht mangeln. Man merkt der Dresdnerin an, dass ihr der Beruf richtig Spaß macht. Nicht nur, dass sie Chemiefan ist, auch kann sie selbstständig arbeiten und hat Freude am Bedienen und Warten der Maschinen.
Kontrolle ist besser
Die Konzeption für ein Medikament übernehmen Pharmakanten zwar nicht, doch obliegt ihnen die Verantwortung für deren fehlerfreie Herstellung. Angelas Ausbildungsunternehmen produziert keine Alltagsmedikamente, sondern urologische Arzneimittel, die auch bei sehr ernsten Krankheiten eingesetzt werden. Die richtige Dosis ist hier das Maß aller Dinge. Durch ständige Kontrollen, so genannte Inprozesskontrollen (kurz: IPK), gewährleistet Angela die Qualität der Produkte. Pharmakanten sind nach der Ausbildung jedoch nicht nur für die Arbeit in Pharmaunternehmen qualifiziert. Aufgrund ihrer Kenntnisse zur industriellen Erzeugung von Chemieprodukten gelten sowohl Lebensmittel- als auch Kosmetikhersteller als potentielle Arbeitgeber. „Die Arbeit im Labor ist sehr spannend“, findet Angela, die ihren Beruf durch ein Praktikum („Jobschnüffler“) im Bildungszentrum Radebeul fand. Die Welt der Arzneimittel ist zudem sehr bunt – da gibt es Kapseln, Dragees, Pellets, Tabletten sowie Lösungen, Pulver und Salben. Die angehende Pharmakantin ist in der Lage, die Produktionslinien all dieser Erzeugnisse zu betreuen. Unabhängig vom Produkt: Hygiene und Sauberkeit haben oberste Priorität. Aus diesem Grund schlüpft Angela vor Schichtbeginn in ihre Arbeitskluft, zu der vor allem auch die Kopfbedeckung gehört. „Die Maske ist wichtig, damit ich bei der Produktion keine Inhaltsstoffe einatme“, erklärt Angela. Sie hat sich schnell an diese Kleiderordnung gewöhnt, die durch genaue Richtlinien vorgeschrieben ist. Positiv findet sie auch den Umstand, dass sie bei der Arbeit ständig in Bewegung ist. „Der gesamte Herstellungsprozess ist so umfassend, dass es immer etwas zu tun gibt“.
Theorie vor Praxis
Durch die theoretische Ausbildung in der Berufsschule fühlt sich Angela bestens für die Praxis vorbereitet. In den ersten zwei Ausbildungsjahren werden durch Fächer wie Mikrobiologie, Chemie, Prozess- und Anlagensteuerung vor allem theoretische Kenntnisse vermittelt. All die Theorie nützt jedoch nichts, wenn Fähigkeiten wie analytisches Denken, technisches Geschick sowie Konzentration fehlen. Angela vereint diese Voraussetzungen mit ihrem Interesse am Beruf. Deshalb möchte sie sich nach ihrer Ausbildung auch weiterbilden. So wird sie noch mehr als jetzt Meisterin ihres Berufs.
Text: Anne Hallbauer / Fotos: Jürgen Jeibmann