Physiker (m/w/d), Studium
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Physiker arbeiten universell und mit vielen anderen Naturwissenschaften zusammen
Fabian macht aus biologischen Entwicklungsstadien mathematische Formeln. Während der 11. und 12. Klasse am Gymnasium seiner Heimatstadt Radebeul reifte in Fabian Rost der Gedanke, Physik zu studieren. „Bis dahin wusste ich nicht, welche berufliche Richtung ich wählen sollte. Doch unser Physiklehrer schaffte es, mich für die Naturwissenschaften zu begeistern.“ Heute arbeitet Fabian an der Technischen Universität Dresden neben seiner Halbtagsstelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an seiner Doktorarbeit und blickt optimistisch in die Zukunft. Die hält Tür und Tor für ihn offen.
„Das, womit ich mich heute beschäftige, nennt man Biomathematik”, erklärt Fabian beim Gespräch im Informatikbau der TU. Dabei blickt der am Schreibtisch seines kleinen Büros sitzende 28-Jährige auf einen Stapel Papiere, auf denen Fischembryonen dargestellt sind.
Nun, dass Mathematik beim Physikstudium eine Rolle spielt, leuchtet ein. Doch was hat der Physiker mit der Biologie am Hut? Und was ist Biomathematik? „Wer heute eine Naturwissenschaft studiert, ist längst nicht mehr allein auf sein gewähltes Studienfachgebiet fixiert. Im Verlauf eines naturwissenschaftlichen Studiums bieten sich viele Fächerkombinationen an“, erklärt er. Und so verschmelzen Physik, Biologie, Mathematik und Chemie mittlerweile spürbar. „Das ist toll für die Studenten, denn ihnen eröffnet sich dadurch ein breites Interessenspektrum.“ Zudem macht es die künftigen Naturwissenschaftler universell einsetzbar.
Fabian entschied sich bei seinem Physikstudium, das er noch mit einem Diplom absolvierte, für das Nebenfach Biophysik. Dies gewährte ihm erste Einblicke in die biomathematischen und biophysikalischen Vorgänge innerhalb komplexer biologischer Entwicklungen verschiedener Tierarten. Unterrichtet wurde er von namhaften und mehrfach ausgezeichneten Professoren.
Biomathematiker benutzen mathematische Werkzeuge, um biologische und medizinische Fragestellungen zu beantworten. Dabei arbeiten sie eng mit Biologen und Medizinern zusammen und entwickeln Rechenmodelle und Verfahren, um biologische Entwicklungen statistisch zu erfassen. So weiß Fabian, wie er aus digitalen Bildern messbare Daten entwickelt, um daraus eine vorhersehbare Regelmäßigkeit abzuleiten.
Zeichnungen oder Digitalfotos von Fruchtfliegen, Zebrafischen, Mäusen oder eben dem Axolotl, einem Schwanzlurch, dessen Gliedmaßen nach Verletzung oder gar Verlust einfach nachwachsen, dienen als Vorlage. Diese werden in eine Computersoftware übertragen. „In der Biologie gibt es verschiedene Thesen nach denen entwicklungsbiologische Vorgänge auf ganz bestimmte Art und Weise ablaufen. Die Aufgabe eines Biomathematikers ist es, diese Thesen in einem mathematischen Modell zu formulieren, die Vorhersagen des Modells auch mit Hilfe von Software zu berechnen und anschließend die Ergebnisse zu überprüfen.“ Ein sicherer Umgang mit modernen Informatikprogrammen ist im Beruf unumgänglich. Auch im Rahmen seiner Doktorarbeit, die sich der Regeneration von Organen in 3D-Organismen widmet, stellt Fabian sich solche spannenden Fragen wie zum Beispiel: Wie erkennt ein Organismus, dass am Körper überhaupt etwas regeneriert werden muss? Wodurch wird der Regenerationsprozess in Gang gesetzt und wie beendet? Wie werden im wachsenden Gewebe neue Muster ausgebildet?
Dass ihm die Welt offen steht und es in Wissenschaftskreisen eher ungewöhnlich ist, keine Zeit forschend im Ausland verbracht zu haben, ist Fabian bewusst. „Doch als High-Tech- und Wissenschaftsstandort verfügt die sächsische Landeshauptstadt über beste Arbeitsbedingungen. Hier gibt es eine sehr hohe Dichte an forschenden Unternehmen, Instituten und Hochschulen.“ Deshalb sieht sich Fabian in den nächsten Jahren weiterhin beruflich zunächst in Dresden.
Text: Susan Naumann; Foto oben: Susan Naumann; Foto unten: © heitipaves (fotolia.com)