Politikwissenschaftler (m/w/d), Studium
Spannungsfeld Wissenschaft & Politik
Antje berät als Wissenschaftliche Mitarbeiterin Abgeordnete des Sächsischen Landtages
„Wer mit zwanzig kein Sozialist ist, hat kein Herz – wer es mit vierzig immer noch ist, hat keinen Verstand“, zwinkernd zitiert Antje Kutzner, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Büros der sächsischen Landtagsabgeordneten Friederike de Haas und Christian Piwarz einen Ausspruch Winston Churchills. Und sie erklärt: „Die CDU, mit ihrer vernünftigen und geradlinigen Politik, entsprach am ehesten meinen jugendlichen Idealen und meinem Wunsch nach Mitgestaltung.“ Das Telefon in dem kleinen Büro in der 2. Etage des Sächsischen Landtages klingelt. Sie lächelt entschuldigend, greift zum Hörer und stimmt mit dem Anrufer einen Termin für Frau de Haas ab. Donnerstag, 8:30 Uhr. Politiker sind Frühaufsteher. Dann greift sie den Faden wieder auf und erläutert weiter: „Politik hat mich immer schon interessiert. So trat ich mit 21, während meines Studiums, der Jungen Union (JU), der Jugendorganisation der CDU, und ein Jahr später auch der Partei bei. Denn nur wer sich engagiert, darf meckern.“
Antje belegte den Magisterstudiengang Neue und Neueste Geschichte, Politikwissenschaft und Germanistik an der TU Dresden. 2005 schloss sie ihr Studium mit dem Titel Magistra Artium ab. Dieser Magisterstudiengang wurde inzwischen an den meisten Unis von Bachelor- und Masterstudiengängen abgelöst. Noch während ihres Studiums schnupperte sie Politluft: im sächsischen Landtag, als Praktikantin im Büro des CDU-Abgeordneten Lars Rohwer, als Bundestagswahlkampf-Begleiterin von Arnold Vaatz und als persönliche Mitarbeiterin von Frau de Haas.
Inzwischen ist sie fest angestellt und pendelt tageweise zwischen den Büros ihrer beiden Chefs. Hier bewältigt Antje ein abwechslungsreiches, sehr anspruchsvolles Aufgabenspektrum. „Dieses reicht von Sekretariatsaufgaben, wie Terminvereinbarung und -koordinierung über Posterledigung bis hin zur inhaltlichen Vorbereitung von Ausschuss- und Plenarsitzungen“, zählt sie auf. „Am meisten Spaß aber macht mir das Reden schreiben. Selbst über Themen, die ich persönlich nicht so toll finde oder bei denen ich eigentlich eine ganz andere Meinung vertrete. Dafür aus den verschiedensten Quellen Informationen recherchieren und daraus wiederum das Wesentliche herauszufiltern und in eine Rede zu pressen, die fachlich und politisch korrekt ist und etwas aussagt, das weckt meinen absoluten Ehrgeiz“, ergänzt die 28-Jährige und verdeutlicht: „Schreiben ist ein unheimlich kreatives Mittel, das mir liegt und das mich ungemein fordert.“
Die Anstellung als persönliche Mitarbeiterin und Beraterin einer/s Landtagsabgeordneten bedingt natürlich nicht nur ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zur Chefin/zum Chef. Sie erfordert außerdem unbedingte Loyalität, Zuverlässigkeit, perfekte rhetorische Fertigkeiten, umfangreiche Kenntnisse um das politische Zeitgeschehen und Denken sowie die Fähigkeit, politische Sachverhalte und Strukturen zu analysieren. Auch stressresistent sollte man sein.
Ein ganz konkretes Beispiel ihrer Arbeit: 2006 saßen die Ministerpräsidenten aller 16 Bundesländer zusammen und diskutierten über das Thema Medienpolitik, öffentlich rechtliche Sender. Sie vereinbarten eine Vielzahl neuer Regelungen, die sie schließlich im 10. Rundfunkänderungsstaatsvertrag, der Ende 2008 in Kraft trat, festschrieben. Es ging bspw. um die Festsetzung der neuen GEZ-Gebühren, um Spartenkanäle, die Abschaltzeit des Kinderkanals. Damit die Abgeordneten in der Ausschusssitzung des Landtages zu diesem Thema umfassend informiert, vorbereitet und aussagefähig sind, ohne selbst den ganzen Vertrag durcharbeiten zu müssen, ackerte Antje sämtliche Beschlüsse dieser Konferenz durch. Sie schaute nach wichtigen Veränderungen und überprüfte, ob diese mit dem Staatsvertrag konform gehen. Sie fasste die wesentlichen Neuerungen zusammen, erarbeitete eine Handlungsempfehlung und stimmte dieses Papier vor der Sitzung mit ihnen ab.
„Ja, man kann diesen Job als Karrieresprungbrett zum Berufspolitiker nutzen, da man sehr viele einflussreiche Leute kennen lernt“, weiß Antje. Und doch legt sie Wert darauf, den Job im Landtag und ihr ehrenamtliches Engagement in der JU und der CDU, in der sie Vorsitzende des Ortsverbandes Dresden Altstadt ist, zu trennen. Antje wird in diesem Jahr zu den Kommunalwahlen im Juni im Wahlkreis 1 für den Dresdner Stadtrat kandidieren.
Text: Steffi Mrosek; Fotos: Steffi Mrosek/fotohansi (fotolia.com)