Polizeivollzugsbeamter im mittleren Dienst (m/w/d)
Freund & Helfer in Grün
Polizeivollzugsbeamter (m/w/d) im mittleren Dienst
„Wenn Du das noch einmal machst, kommt die Polizei und verhaftet Dich!“ So schimpft meine vierjährige Tochter fast jeden Tag mit ihren Puppen. Zum Glück ist es in der Realität nicht so schlimm. Nicht jeder, der mal „Mist“ gebaut hat, wird von den Frauen und Männern in Grün gleich eingesperrt. Denn vorher gibt’s für jeden die Chance zum Reden. Und das können Polizisten besonders gut. Doreen Kuntze und Steve Mann beispielsweise sind zwei der redegewandten Beamten. Die beiden Leipziger befinden sich gerade im Endspurt ihrer Ausbildung. Offiziell heißen sie jetzt „Polizeimeisteranwärter.“ Und trotz der geringen Erfahrung als Polizisten wissen sie gut Bescheid über den Alltag als „Freund und Helfer.“
„Das Wichtigste ist“, so die 22-jährige Doreen, „dass wir zuerst versuchen, Konflikte zu lösen.“
Und so werden der Familienstreit oder der Zwist zweier Autofahrer ganz ruhig angegangen. Gelernt haben das alle sächsischen Polizisten bei der Bereitschaftspolizei. Quasi die Brutstätte für uniformierte Gesetzeshüter.
Zweieinhalb Jahre dauert die Ausbildung zum Polizisten. Aber nur für die, die den Eignungstest bestanden haben. Polizeidirektor Uwe Kilz (Chef der 2. BPA Leipzig) suchte auch Doreen und Steve aus. In einem schriftlichen Teil, einem Sportprogramm, einem Gespräch und einer ärztlichen Untersuchung musste sich entscheiden, ob sie gut genug sind für den Job in Uniform. Wer beim Gesundheits-Check durchfällt, ist raus. Gnadenlos. Doreen hatte zum Glück nur den Sportteil vermasselt, durfte ihn wiederholen und lernt nun, was Recht und Ordnung sind.
Bestes Beispiel: Die Gesetze. Die wichtigsten pauken Doreen und Steve auswendig. Paragraph, Nummer und Absatz müssen sitzen. Als Schikane empfinden das die beiden disziplinierten Azubis nicht. Auch den Umstand, dass sie während der Ausbildung nur an den Wochenenden heim dürfen, finden sie gerecht. Vor allem bei Einsätzen erweist sich das als Vorteil. Langweilig wird den Azubis abends ohnehin nicht: „Hier kann ich am besten lernen, ohne abgelenkt zu werden“, meint Doreen. In ihrem etwa 12 Quadratmeter großen Zimmer, das sie sich mit einer anderen Schülerin teilt, sitzt sie oft bis in die Nacht und macht Hausaufgaben. „Die bekommen wir reichlich auf“, seufzt auch Steve.
Nach der Ausbildung kommen Doreen und Steve in die Einsatzhundertschaft, werden zu Demonstrationen oder beispielsweise der Absicherung des Castor-Transports herangezogen. Und das für mindestens drei Jahre. Danach werden sie per „Versetzungsverfahren“, wie es im Polizeideutsch heißt, auf die Dienststellen in ganz Sachsen verteilt. Dort herrscht dann Schichtbetrieb. Am ersten Tag von 12 bis 21 Uhr, am nächsten Tag von 6 bis 12 Uhr, kurz nach Hause und gleich noch mal Nachtschicht von 21 bis 6 Uhr, Überstunden nicht ausgeschlossen. Danach gibt’s drei Tage frei.
Belohnung der Strapazen: Der Job bei der Polizei ist krisensicher. Schon während der Ausbildung ist man „Beamter auf Widerruf.“ Und bis zum unkündbaren „Beamten auf Lebenszeit“ ist es dann nicht mehr weit. Zum reich werden langt das laut Steve nicht. „Aber es ist ein guter Job, den man so schnell nicht verliert.“
Text & Foto: Daniel Große