Produktdesigner (m/w/d), Studium
Design ist Kunst, die sich nützlich macht
Der Reiz Künstler und Techniker gleichermaßen zu sein: Diplom-Produktgestalter (FH)
„Das Wichtigste: Offene Augen!“, sind sich die drei angehenden Diplom-Produktgestalter Marco Zichner, David Rost und Carsten Maiwald sofort einig und erklären: „In unserem Job muss man Dinge hinterfragen, nicht nur konsumieren. Versuchen zu verstehen, wie was funktioniert; teamfähig, motiviert, kritikfähig, eigenständig und diskussionsfähig sein. Man sollte in Möglichkeiten denken – nicht in Problemen; andere für seine Ideen begeistern, diese und sich selbst präsentieren können. Und natürlich die künstlerische Eignung besitzen“, tragen die drei rasch zusammen. Kein Zweifel: Die Trauben hängen hoch, sehr hoch.
„Design ist nicht nur schöne, heile Welt; Sekt trinken; sich vor der Kamera inszenieren. Design ist die Kunst, die sich nützlich macht. Gutes Design ist wirklich harte Arbeit und großer persönlicher Einsatz – ist 100 Prozent Leidenschaft. Design heißt für mich, die Welt zu gestalten“, erklärt Carsten ausdrücklich. David pflichtet ihm bei: „Als Designer geht man nicht um 5 nach Hause. Man rennt eher zur allerletzten Bahn. Man muss wirklich und authentisch hinter seinem Studium stehen.“ „Design ist eine absolut spannende Geschichte. Doch es gilt schon als Student, ausdauernd und zielorientiert zu sein“, fasst Marco zusammen. So kam es natürlich nicht von ungefähr, dass die drei Dresdner HTW-Studenten (Hochschule f. Technik u. Wirtschaft) im März 2007 ihr eigenes Unternehmen „neongrau.id“ gründeten und bereits im April den 1. Platz für ihre Marketingstrategie im Businessplanwettbewerb FutureSax in der Kategorie Service gewannen. Hinter der Firmengründung stehen drei wichtige Aspekte: Zum einen nehmen sie nicht nur Fremdaufträge an, sondern sie entwerfen nebenbei auch die Dinge, auf die sie Lust haben. Sie setzen eigene Ideen um, bringen sich selbst ein. Zum Zweiten, haben sie die Chance, jeweils die gesamte Branche abzugreifen. Und drittens, das Marketing selbst in die Hand zu nehmen.
Ein Beispiel dafür ist veloheld. Der Prototyp dieses Fahrrades steht in ihrem Büro. Der Clou: Man benötigt die angebauten Bremsen nicht wirklich, denn ein echter veloheld.-freak bremst wie ein Bahnradsportler, indem er rückwärts tritt. Die Idee dafür stammt von Carsten, der zwei Jahre in der Bahnradnationalmannschaft fuhr. Er kennt die Szene und recherchierte als erstes die Trends, checkte den Markt. Danach begann die Konzeptionsphase. Skizzen, Konzeptmodelle, Dokumentationen wurden erarbeitet. Mithilfe von Zeichnungen, fotonahen Visualisierungen, 3D-Darstellungen und eigens gebauten Vormodellen erlangten sie immer präzisere Vorstellungen.
Verschiedene Varianten wurden entwickelt und wieder verworfen; ergonomische Untersuchungen angestellt. Permanent konstruktive und materialtechnische Einzelheiten überdacht. Ökonomische, ökologische, soziale und rechtliche Gesichtspunkte beachtet. Der favorisierte Entwurf wurde schließlich in eine produktionsfähige Form gebracht. Danach entstand der Prototyp – den man jetzt von allen Seiten bestaunen kann – denn Form, Proportionen und Funktionen lassen sich im realen Raum am besten bewerten. Zur Zeit läuft die Herstellung an, das Marketing wird forciert und der Vertrieb organisiert.
Die drei Designer betonen immer wieder, dass Produktgestaltung eine generalistische Disziplin ist. Der Reiz liegt vor allem darin, Techniker und gleichermaßen Künstler zu sein. Deshalb ist das Studium auch sehr umfassend ausgeprägt. Neben den gestalterischen werden theoretische und naturwissenschaftlich-technische Grundlagen vermittelt. „Als erstes lernt man zu beobachten und zu zeichnen was man sieht. Das Abstraktionsvermögen wird dann Stück für Stück dahin entwickelt, dass man sich komplexe Prozessabläufe vorstellt, dann zeichnet, entwirft, Modelle baut“, erklärt David.
Text & Fotos: Steffi Mrosek