Raumausstatter (m/w/d)
Angesagt: lila, türkis und braun
Ob ruhig, effektvoll, gemütlich oder schlicht – Raumausstatter schaffen Räume zum Wohlfühlen
„Lila, türkis und braun sind im Kommen“, versichert Cornelia Reiche angehende Raumausstatter-Meisterin aus Radebeul und grinst belustigt über mein irritiertes Gesicht. „Aber nicht kombiniert! Das geht doch gar nicht“, zweifle ich. „Warum nicht? In der Mode wie auch in der Raumausstatterkunst ist alles möglich. Farben und Muster empfindet jeder ganz individuell. Letztendlich gibt es viele Geschmäcker. Wohlfühlen muss man sich“, erklärt sie. Raumausstatter sorgen für Wohlfühlatmosphäre, das ist ihr Job. Sie stylen Räume. Sie sorgen dafür, dass Boden, Fenster und Wände – Vorhänge, Bezugsstoffe, Bodenbeläge, Teppiche, Tapeten, Möbel, Accessoires und Licht eine gestalterische Einheit bilden. Egal ob zu Hause, im Büro, in der Boutique, im Restaurant, in einer Praxis oder auf der Bühne im Theater – ob gemütlich, harmonisch, funktional oder zweckmäßig. Um sich wohlzufühlen, muss die Atmosphäre einfach stimmen, müssen Stil, Einrichtung und Persönlichkeit zusammenpassen oder auch einen wohltuenden Kontrast bilden.
Obwohl gute Einrichter eigentlich keine Kulissen schaffen, sondern Räume zum Leben – Cornelia tut genau dies. Denn sie ist als Raumausstatterin in der Dekorationsabteilung bei den Landesbühnen Sachsen, einem Theater in Radebeul bei Dresden, tätig. Sie setzt mit ihren Kollegen die Pläne des Bühnenbildners für Bühnenbild und Kulissen um. „Wir suchen Stoffe aus, nähen vorrangig Vorhänge, Matratzen oder Kissen. Wir möbeln Polstergarnituren auf, bespannen, tapezieren oder streichen Wände.
Manchmal verlegen wir auch Bodenbeläge“, zählt die 24-Jährige auf. „Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Und gerade bei der Suche nach Befestigungsmöglichkeiten auf der Bühne ist großes Improvisationstalent gefragt“, verrät sie. „Ich habe während eines Praktikums hier am Theater zum ersten Mal an der Nähmaschine gesessen, und es hat mir richtig Spaß gemacht. Ich war überrascht, was man in diesem Bereich alles fertigen kann, mit wie vielen verschiedenen Materialien gearbeitet wird, wie viel kunsthandwerklich-es Geschick vonnöten ist. Wie man krafttechnisch gefordert wird und gleichzeitig so kreativ sein kann.“ Kein Wunder also, dass sie sich für eine dreijährige Raumausstatterausbildung entschloss, ihr Handwerkszeug mit Bravour erlernte, Berufserfahrung sammelte und inzwischen voll in der Meisterausbildung steckt.
„Seitenwechsel“ nannte Cornelia, ihr Prüfungsstück zur Meisterprüfung im Oktober dieses Jahres. „Im Mittelpunkt der Dekoration steht das angefertigte abstrakte Stoffwandbild. Den oberen Abschluss bildet eine sogenannte Schabracke, die einer umgeknickten Seite nachempfunden ist. Das rote transparente Raffrollo lässt das Wandbild noch einmal ganz neu erscheinen.
Der einzelne orange Strahl der Wandbespannung wird über einen Flächenvorhang zum Boden mit einer Teppichintarsie (Einlegearbeit) weitergeführt. Der Pinsel mit dem Farbklecks soll den Betrachter zu eigenem künstlerischen Schaffen inspirieren“, erläutert die 24-Jährige ihre Arbeit. „Die Farbgebung habe ich nach meinem persönlichen Empfinden ausgewählt. Ich entschied mich für warme Farben: orange, gelb, rot. Als neutrale Töne dazu grau und weiß. Unsere Aufgabe war es außerdem, einen Sessel von Grund auf zu polstern. Der Sitz bestand im klassischen Aufbau aus Sprungfedern, die geschnürt und mit pflanzlichem Füllmaterial versehen wurden. Den Lehnenbereich fertigte ich dagegen im modernen Polsteraufbau aus elastischen Gurten und verschiedenen Schaumstoffen. Den Bezugsstoff aus verschieden zusammengenähten Teilen befestigte ich mit Heftklammern und dem Drucklufttacker.“
Text: Steffi Mrosek; Fotos: Steffi Mrosek/Handwerkskammer