Rennfahrer (m/w/d)
18 Kerle abgehängt …
Mit PS und Courage im Motorradsport
Routiniert schlüpft Katja Poensgen in ihre Lederkombi. In einer Viertelstunde beginnt das erste Qualifikationstraining zur Superstock Europameisterschaft auf dem Eurospeedway Lausitz. Die 26-jährige Allgäuerin hatte für diesen Lauf im Rahmen der Superbike Weltmeisterschaft eine Gaststarterlizenz bekommen. Nun liegt ein anstrengendes Wochenende vor der erfolgreichen Profisportlerin.
… der vorläufige 14. Platz
In fünf Minuten schaltet die Ampel am Ende der Boxengasse auf Grün, dann dürfen die 32 Fahrer auf die Strecke. Katja schwingt sich auf ihre Suzuki GSX 1000 R. Der typische Griff zur Bremse, ob auch genügend Druck in den Schläuchen ist, dann folgt ganz lässig der Griff zur Kupplung und sie drückt mit dem linken Fuß behutsam auf den Schalthebel. Man hört den ersten Gang einrasten. Die zarte Blondine lässt den Kupplungshebel langsam los und gibt gefühlvoll Gas. Sobald sie sich auf der Strecke befindet, dreht sie weiter am Gashebel. Nach einigen Aufwärmrunden legt Katja nun eine schnelle Runde nach der anderen hin. Schon bald kann sie für diesen Freitag ihre beste Zeit verbuchen: 1:49:255. Das ist der vorläufige 14. Platz. „Juhu, ich hab 18 Kerle hinter mir gelassen!“
Es wird ernst
Sonntagmorgen. Jetzt wird es richtig ernst. Es bleiben noch anderthalb Stunden bis zum Start. Die Vorbereitungen laufen wie gewohnt ab. Katja konzentriert sich nur noch auf das bevorstehende Race. Nach einem kleinen Erwärmungsprogramm schlüpft die 57 Kilo leichte Renn-Amazone in ihre Lederkombi und läuft ganz locker rüber zu ihrem Zelt. Die Fans warten schon auf Autogramme. Sie lächelt freundlich, unterschreibt fleißig. Doch so kurz vor dem Rennen kann sie nicht allen Wünschen entsprechen.
Diesen Rummel ist bekannteste Frau im Motorradsport bereits gewohnt und genießt es, von den Fans umschwärmt zu werden. Doch alles zu seiner Zeit – jetzt geht’s ans Eingemachte! Noch einige kleine Beratungen… Dann zieht Katja ihre Kombi zu, bindet sich ein Halstuch um, gibt ihrem Freund einen Schmatz und lässt die blonden Zöpfe unter dem Helm verschwinden.
Noch zehn Minuten bis zum Start…
Die Strecke ist freigegeben. Griff zur Bremse, Kupplung ziehen, Gang rein, los geht’s. Nach der Einführungsrunde stellt Katja ihre 1000-Kubik-Maschine auf Startplatz 14 ab. Noch zehn Minuten bis zum Start…
Beim Probestart fällt Katja weit zurück. Langsam rollt das Feld wieder auf die Startgerade und alle Fahrer nehmen ihren Platz ein. Im Team brodelt Spannung – wird Katja gut weg kommen?
Der Mann mit der roten Fahne verlässt die Strecke. Die Ampel schaltet auf Rot, die Motoren heulen auf. Katja fixiert die Ampel. Sie springt auf Grün. Im selben Moment hat sie die Kupplung losgelassen, fährt, hält ihre Position im riesigen Pulk. Während des ganzen Rennens liefert sie sich heiße Kämpfe mit anderen Fahrern. Nach 14 Runden und einer Fahrtzeit von etwa 26 Minuten kann Katja das Tempo wieder drosseln. Sie hat es geschafft: Den 14. Platz nimmt ihr keiner mehr weg.
Nach der Auslaufrunde kommt Katja erschöpft an ihre Box. Die Fans auf der Haupttribüne jubeln ihr zu. Jetzt noch ein paar Autogramme geben und dann nichts wie ab unter die Dusche. Danach wird gefeiert – mit Pizza, Pasta und Freund Andy. Denn auch, wenn die Allgäuerin früher bessere Platzierungen inne hatte… Sie genießt es, inzwischen mehr Zeit für ihr Privatleben zu haben und in ihrer Freizeit öfter mal auf ein PS umzusteigen. Dass Pferdenärrin Katja auch beruflich umsattelt, bleibt allerdings unwahrscheinlich.
Text & Fotos: Toni Börner