Restaurantfachmann /-frau
Mit Schürze, Charme und Menü
Mit ihrem Fachwissen sorgen Restaurantfachleute für das Wohl ihrer Gäste
Bevor sie mir über ihren Beruf berichten, schlüpfen Claudia Petermann und Sten Pötzschke noch in ihre Arbeitskluft, die sie dann geradezu stolz und vor allem professionell aussehen lässt. Dass sie sich darin und in ihrem Beruf wohlfühlen, beweisen sie mit ihren Darstellungen zu ihrer Ausbildung zur Restaurantfachkraft. Beide sind im zweiten Lehrjahr und absolvieren ihre praktische Ausbildung im Schillergarten in Dresden, einem renommierten Restaurant, dessen Stil und Kochkunst schon Friedrich Schiller vor 200 Jahren schätzte.
Dem Namensvetter ihres Ausbildungsbetriebes sind sie zwar nicht begegnet, dafür aber kümmern sie sich täglich um all die heutigen willkommenen Gäste, die es sich bei Kaffee, Wein oder einer der köstlichen Speisen gut gehen lassen wollen. Genau dafür die Verantwortung zu haben, so beschreibt Claudia, mache sie „richtig glücklich“. Dabei wird zu allererst dafür gesorgt, dass rundherum alles in bester Ordnung ist. Ist der Tisch poliert, sind die Servietten gefaltet? Steht die Tischkerze gerade? Sitzt die Kluft? Und ganz besonders wichtig: Wird der Gast mit einem Lächeln begrüßt? „Das ist das Allerwichtigste“, sind sich die beiden angehenden Fachleute einig. „Wer sehr schüchtern und eigen ist, sollte sich für einen anderen Beruf entscheiden“, empfehlen sie. Schon am ersten Tag wurden die beiden ins kalte Wasser geworfen und direkt an die Gästetische geschickt. „So kommt man gar nicht dazu, schüchtern zu sein.“, weiß Sten, den ein Praktikum im Schillergarten zu der Entscheidung Restaurantfachmann werden zu wollen, führte. Während Claudia sich am liebsten fachmännisch um ihr “Revier“, also ihren Gästebereich kümmert, fühlt er sich hinterm Tresen am wohlsten. Dort sieht man ihn dann beim Cocktailmixen, Bierzapfen oder einem Schwatz mit den Gästen.
Gästetypen gibt es dabei wohl so viele wie Weinsorten. Dass beide zusammenpassen und vor allem mit den Speisen harmonieren, gehört außerdem zum Aufgabenbereich eines Restaurantfachmanns. Daher ist die Wein- und Speisenlehre unbedingt Teil der theoretischen Ausbildung. Während der drei Jahre werden die Schüler meist im Blockunterricht an einer Berufsschule ausgebildet. Für Claudia und Sten bedeutet das alle vier Wochen, 14 Tage die Schulbank zu drücken. Das Argument: „Genau dieses Fachwissen, theoretisch und praktisch erlernt, unterscheidet unsere Arbeit von der einer Pauschalkraft“, ist daher nur gerechtfertigt. Flexibilität, denn Wochenend- und Schichtarbeit sind Teil der Arbeitsbedingungen, Geschick und Ausdauer gehören hier genauso dazu, wie Trinkgeld und das Lob der Gäste.
Die beiden 18-Jährigen haben ihren Beruf ganz bewusst gewählt. „Obwohl“, so meint Sten augenzwinkernd, „mehr Frauen als Männer sich dafür entscheiden.“ Beide sehen sich als „Teamplayer“ und könnten sich ein Arbeitsleben hinter dem Schreibtisch nicht vorstellen. Dieses müssen sie wohl auch nicht befürchten, denn beweglich bleiben sie in ihrem Beruf mit Sicherheit. Neben grazilem Tellerstapeln und Tablettbalancieren werden je nach Größe des Restaurants einige hundert Meter pro Schicht zurückgelegt. „Das merke ich gar nicht mehr in den Füßen“, lacht Claudia und Sten pflichtet ihr wissend bei. Besonders spannend wird es immer dann, wenn feierliche Gesellschaften anstehen. Sämtliche Vorbereitungen müssen getroffen werden und Kreativität ist außerdem gefragt. Claudia findet dabei ihre Berufung auch in der Gestaltung der Tischgedecke. Gewappnet mit Kellnerbesteck und anderem Utensil gehen Sten, Claudia und ihre Kollegen dann ihrer Mission nach. Nämlich der, dass kein Glas lange leer und kein kulinarischer Wunsch unerfüllt bleibt.
Mit weiteren Fächern wie Wirtschaftslehre, Marketingunterricht sowie dem Know-how des Restaurantbetriebs sind die Auszubildenden nach Abschluss ihrer Prüfung theoretisch dazu befähigt, ein eigenes Restaurant zu leiten. „Das ist Zukunftsmusik“, grinst Claudia, die sich zum Beispiel auch vorstellen könnte, eine einjährige Fortbildung als Hotelfachfrau anzuschließen. Sten will sich mit einem Speziallehrgang auch die letzten Kniffe und Tricks für die Herstellung der bunten Drinks aneignen. So oder so wollen sie auch zukünftig dafür sorgen, dass ihre Gäste zufrieden nach Hause gehen – und wiederkommen.
Text & Fotos: Anne Hallbauer