Social Media Manager (m/w/d)
Arbeitsplatz Web 2.0 und Partykeller
Als Social Media Manager weiß Torsten Reitler, wie seine Zielgruppe tickt
In den Kellern beben die Wände. Der Bass fährt mit Wucht in den Magen. Das Publikum ist begeistert und Torsten Reitler (Bild rechts) blickt zufrieden auf einen erfolgreichen Arbeitstag zurück. Er ist Social Media Manager und sein Arbeitsplatz die Moritzbastei. Der imposante Bau im Leipziger Untergrund hatte in den vergangenen 460 Jahren viele Funktionen: erst Festung, dann Warenlager, später Schule und heute vor allem unter Studenten eine der absoluten In-Locations. Denn in den Kellergewölben, den Open-Air-Bars und auf der Terrasse finden regelmäßig Konzerte, Kinoabende, Theatervorführungen und natürlich Partys statt.
Um möglichst viele Feierwillige anzulocken, ist eine gute Kommunikation wichtig und die findet zuallererst am Schreibtisch statt. „Nachdem ich einen Blick auf die Veranstaltungen geworfen habe, die in der nächsten Zeit anstehen“, erzählt Torsten, „frage ich mich: Welches Publikum könnte am Event interessiert sein? Wie kann ich es ansprechen und wo finde ich es?“ Damit fasst er die drei wichtigsten Eckpunkte beim professionellen Umgang mit Social Media zusammen: das Ziel, die Botschaft und die Kanäle. Für Torsten steht fest: „Nichts ist langweiliger als oberflächliche Kommunikation.“ Deshalb investiert er täglich ein bis zwei Stunden in die Planung. Erst dann schreibt er Artikel, postet auf Facebook, setzt Tweets ab, füllt das Blog oder knüpft Kontakte zur Presse. „Natürlich ist es auch sehr wichtig, bei den Veranstaltungen dabei zu sein. Denn so weiß ich, worüber ich schreibe und lerne, wie mein Publikum tickt. Das hilft, damit meine Kommunikation lebendig bleibt.“
Quereinsteiger haben es leicht
Gelernt hat Torsten das alles „on the job“. Denn eigentlich hat er Journalistik und Germanistik studiert und war in der Moritzbastei für die klassische Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. „Die Arbeit mit den Sozialen Medien hat sich erst Stück für Stück entwickelt“, erzählt er. „Ich bin da also regelrecht hineingewachsen.“
Privat ist Torsten nicht gerade ein „Social-Media-Junkie“. „Ich bin kein Mensch, der sein Frühstück und das Kinderbild und jeden Blick aus dem Fenster bei sozialen Netzwerken postet. Ich nutze soziale Medien vor allem als Informationsquelle.“ Um professionell im Social Web unterwegs zu sein, ist die private Anzahl Tweets und Posts auch gar nicht wichtig. „Aber man muss natürlich die Kanäle kennen und die Entwicklung verfolgen.“ Kaum ein Bereich ist so schnelllebig wie das Social Web und was heute noch total In ist, kann morgen schon vergessen sein.
Und wie sieht es mit dem nötigen Handwerkszeug aus? „Kommunikation kann erst mal jeder“, glaubt Torsten. „Um aber zielgerichtet zu kommunizieren, muss man sich schon intensiver mit der Angelegenheit beschäftigen.“ Dazu reicht an und für sich aber schon ein Lehrgang oder eine Weiterbildung aus. Ein Kommunikationsstudium ist keine Pflicht und überhaupt – der Beruf des Social Media Managers ist ideal für den Quereinstieg geeignet.
Eher Psychologe als Literaturnobelpreisträger
Und wie ist es um die Schreibkünste bestellt? „Sich gut ausdrücken zu können, ist auf jeden Fall von Vorteil, reicht allein aber nicht aus“, meint Torsten. So verfügen erfolgreiche Social Media Manager auch über Einfühlungsvermögen und können sowohl strategisch als auch organisatorisch denken. Torsten erklärt: „Im Social Media Bereich stehen sehr viele Kanäle zur Auswahl. Und jeder davon hat eine andere Bedeutung für denjenigen, den ich erreichen will.“ Ein Gespür für Menschen zu entwickeln, sei deshalb besonders wichtig. Torsten lacht: „Die Kommunikation im Social Web hat also eher mit Psychologie und Menschenkenntnis als mit literaturpreisverdächtigen Deutschkenntnissen zu tun.“
Wer sehen will, welche Wirkung gute Kommunikation erzielen kann, muss nur eine der unzähligen Veranstaltungen besuchen. Torstens Highlight für die nächste Zeit: die beginnende Open-Air-Saison. Denn nun finden Sommerkino, Sommertheater und kleine Konzerte ausnahmsweise nicht unter der Erde, sondern unterm Sternenzelt statt.
Text & Foto: Kai Dürfeld