Sportpsychologe (m/w/d), Studium
Faszination Bestleistung
Sportpsychologen bereiten Athleten mental auf den Wettkampf vor
Wer sportliche Höchstleistungen bringen will, muss nicht nur körperlich fit sein, sondern auch psychisch mit dem Wettkampfdruck umgehen können. So stehen Leistungssportlern oft auch Mentaltrainer oder Sportpsychologen zur Seite, die die Athleten gemeinsam mit dem Trainer auf einen wichtigen Wettkampf vorbereiten. Einer von wenigen hauptberuflich arbeitenden Sportpsychologen ist Michael Draksal, der in Leipzig eine sportwissenschaftliche Beratungspraxis hat und schon vielen Sportlern zum Erfolg verhalf.
„Erfolg heißt für mich die persönliche Bestleistung des Athleten, auch wenn er in der ersten Runde rausfliegt“, sagt Michael, der selbst einmal Profisportler werden wollte. Der dreifache Landesmeister im Standard- und Lateintanz verletzte sich jedoch schwer im Sprunggelenk. Nun möchte er mit seinen Erfahrungen anderen Leistungssportlern helfen, ihre Ziele zu verwirklichen.
Leidenschaft und Ehrgeiz begleiten Michael in seiner täglichen Arbeit: „Es ist kein Acht-Stunden-Job. Ich muss mich auf den Sportler einstellen und mit ihm die oft über Jahre hinweg eingeschliffenen Verhaltensweisen in einem teilweise langwierigen Prozess ändern.“ Ganz individuell stellt der 33-Jährige Methoden und Techniken zusammen, die bei der Motivation und Leistungssteigerung des Sportlers helfen können. Dafür führt Michael in seinem Forschungslabor zunächst Messungen mithilfe von diversen Tests für Gleichgewicht, Reaktion, Belastung und Motivation durch. So misst beispielsweise das Biofeedback-Gerät die Entspannungsfähigkeit. Der Sportler sieht seinen Wettkampf auf Video noch einmal, versetzt sich wieder in die Lage und erinnert sich. Dabei wird die Hautleitfähigkeit gemessen und dabei der Stressauslöser ermittelt. Ist es der Fehler, der passiert oder der Gegner, der ihn anmacht? „Doch auch wenn er zu ruhig ist, muss daran gearbeitet werden“, sagt Michael. „Ziel ist die genaue Regulierung zwischen Aktivierung und Entspannung.“ Will man sich aktivieren, empfiehlt Michael beispielsweise Selbstantrieb mit Ausrufen wie: „Come on!“. Zur Entspannung, einfach solange wie möglich ausatmen.
„Ein Uni-Abschluss in Sport und/oder Psychologie und die Fachkompetenz auf den Gebieten sind sehr wichtig. Fortbildungen gehören dazu. Doch es bringt nichts, wenn nur die Methoden klar sind. Die Praxis sieht anders aus. Der Transfer von der Forschung in die Praxis ist wichtig und nur zu schaffen, wenn leistungssportliche Erfahrungen vorhanden sind“, beschreibt Michael die Voraussetzungen für seine Arbeit. Er selbst hat einen Abschluss als Magister in Sportwissenschaft mit Nebenfach Psychologie. „Auch ich musste ins kalte Wasser springen und Erfahrungen sammeln. Heute habe ich meine eigene Praxis, schreibe Bücher und verlege sie.“
In einem seiner Bücher „Mehr Konzentration in der Schule“, beweist Michael, dass die Wettkampfvorbereitung auch auf die Schule übertragbar ist. So zeigt er an anschaulichen Beispielen und Übungen auf, wie Stress vor einer Prüfung oder wichtigen Klausur bewältigt werden kann und wie man sich am besten motiviert. „Um sich erfolgreich auf eine Prüfung vorzubereiten“, rät der Psychologe, „sollten die Bedingungen beim Lernen die gleichen sein, wie auch bei der Prüfung. Es ist viel besser in der Schule selbst oder an einem ungewohnten Ort, als nur in Ruhe und in gewohnter Umgebung zu Hause zu lernen.“ Dazu gehöre es auch, in einer klar definierten Zeitvorgabe eine realistische Anzahl von Aufgaben zu lösen. „Damit gewöhnt man sich gleich noch an den Stressfaktor ‚Zeitdruck’“, sagt Michael.
Text & Fotos: Karen Arnold