Standesbeamter (m/w/d)
Sind Sie gewillt?
Die Arbeit von Standesbeamten umfasst weitaus mehr, als Ehen zu schließen
Gemäß der allgemeinen Vorstellung dachte auch ich: Standesbeamte haben einen tollen Beruf – er dreht sich ausschließlich darum, Paare zu verheiraten. Im Gespräch mit der Dresdner Standesbeamtin Susann Koß (Bild Mitte) wird mir jedoch eines klar – Ehepaare zu trauen, ist eigentlich der kleinste Bestandteil ihrer Arbeit. Grundsätzlich kann das Tätigkeitsspektrum von Standesbeamten in drei Worten präzisiert werden: Beurkundung von Personenstandsfällen. Damit werden die Daten über Geburt, Eheschließung, Begründung einer Lebenspartnerschaft und Tod einer Person zusammengefasst. Sämtliche Änderungen, die damit zusammenhängen, werden von Standesbeamten beurkundet und damit auch offiziell dokumentiert. Was ich ebenfalls erfahre: Den Beruf des Standesbeamten kann man nicht einfach erlernen. Vielmehr wird man dazu vom Staat bestellt, also ernannt. Mit Offenheit, Präzisionsvermögen und Dienstleistungsorientierung fasst Standesbeamtin Koß jene Merkmale zusammen, die man für diesen Beruf braucht. Der sogenannten Bestellung geht ein dreijähriges Fachhochschulstudium voraus. Die Studenten absolvieren dieses mit dem Wissen in kaufmännischem Verwaltungswesen, vertieften Kenntnissen in Psychologie und Soziologie und einer juristischen Grundbildung. Als Verwaltungsfachwirte für allgemeine Verwaltung sind die Absolventen mit ihrer Ausbildung dann bundesweit im Öffentlichen Dienst und auch in der Privatwirtschaft einsetzbar. Die Aufstiegschancen können dabei sehr vielfältig sein und auch hier wird gute Leistung und regelmäßige Weiterbildung groß geschrieben. Wer sich engagiert und schon früh orientiert, hat gute Aussichten auf eine Anstellung.
Da zum Studium auch ein umfassender Praktikumsabschnitt gehört, wusste Susann schon lange, in welchen Bereich der öffentlichen Verwaltung sie gehen möchte und entschied sich für die Arbeit im Einwohner- und Standesamt. „Die Idee Standesbeamte werden zu wollen, kam mir dabei erst später“, erinnert sie sich. „Ursprünglich hatte ich mir eine Arbeit am Schreibtisch kaum vorstellen können. Meine Aufgaben sind jedoch so vielfältig, dass ich meinen Beruf trotz Schreibarbeit nicht als Bürojob empfinde“, führt die 28-Jährige fort. Wenn Susann heute eine Eheschließung beurkundet und morgen einen Todesfall dokumentieren muss, findet sie es schon „oft schwierig, das auf einer rein bürokratischen Ebene zu bearbeiten“. An beinahe jedem Schriftstück hängt also auch ein Schicksal und das erfordert oft Fingerspitzengefühl. Hier kommt jene Verantwortung ins Spiel, die Standesbeamte bei der Urkundenausstellung durchaus haben. „Fehler in einem Datum können fatale Folgen haben“, weiß Susann.
Das alles klingt nun weniger nach Romantik. „Natürlich sind Eheschließungen der Höhepunkt meiner Arbeit“, bekennt Susann. Seit 2007 hat sie etwa 100 Brautpaaren das „JA, ich will.“ entlockt und dazu beigetragen, dass die Zeremonie in schöner Erinnerung bleibt. Susann gibt zu, dass sie auch heute noch vor jeder Trauung aufgeregt ist. „Immerhin beginnt für das Ehepaar mit dem Jawort ein neuer Lebensabschnitt“, weiß sie um die Bedeutung ihrer Arbeit. Nicht nur schreiben Standesbeamte ihre Rede selbst, auch unterliegen sämtliche Hochzeitsformalitäten ihrer Verantwortung. Besteht eine Ehe einmal nicht mehr, da sie rechtskräftig geschieden ist oder einer der Ehegatten verstirbt, kommt auch hier das Standesamt ins Spiel. Susann beurkundet dann den abermals veränderten Personenstand und sorgt dafür, dass auch diese Dokumente sorgfältig aufbewahrt werden.
Schon die Arbeit in der Verwaltung hat ihr viel Spaß gemacht. Dass sie nun Standesbeamtin ist, nennt sie das „i-Tüpfelchen“ ihrer Karriere. Um auch anderen ihr Wissen und ihre Erfahrung weiterzugeben, hat sie sich außerdem als Ausbilderin qualifiziert. Jeden Tag auf’s Neue schätzt sie den Kontakt mit Menschen, die Anwendung von Verwaltungsrecht und die Rolle ihrer Unterschrift. Denn diese – so ist absehbar – wird etliche Jahrzehnte überdauern und damit wichtige Lebensabschnitte vieler Menschen dokumentieren.
Text: Anne Hallbauer; Foto: Anne Hallbauer/Michal Adamczyk (fotolia.com)