Steinmetz und Steinbildhauer (m/w/d)
Gut Ding will Weile haben
Steinmetze & -bildhauer brauchen Geduld & handwerkliches Geschick
Angefangen hat alles mit einer Führung in der 10. Klasse: Damals war Maria Richter zum ersten Mal in der Zwingerbauhütte Dresden. Die alten Sandsteinskulpturen und das Arbeiten am rohen Stein hatten es ihr sofort angetan. „Der Hüttenbaumeister sagte zu mir, dass man hier auch ein Praktikum machen kann, wenn das einen interessiert.“ Gesagt getan. Maria absolvierte in den Sommerferien ein freiwilliges Praktikum, das ihr „richtig Spaß gemacht hat und auch sehr abwechslungsreich war.“ Dies hat sich bis heute nicht geändert. Maria ist mittlerweile 23 Jahre alt und Gesellin in der Zwingerbauhütte des Sächsischen Immobilien- und Baumanagements (SIB). Sie und ihre Kollegen sind für den Erhalt des Zwingers, einem der kulturhistorischen Wahrzeichen Dresdens, verantwortlich.
Doch der Reihe nach: Nach dem Abitur war sich Maria zunächst nicht sicher, ob sie den Beruf der Steinmetzin bzw. Steinbildhauerin erlernen möchte oder ob ein Studium nicht doch die bessere Wahl sei. Um sich etwas Bedenkzeit zu verschaffen, entschied sie sich für ein freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege. Dieses absolvierte Maria bei einem Stuckateur in Freiberg. Sie besuchte in dieser Zeit auch einige Seminare zum Thema Steinbearbeitung. Nach dem Jahr stand ihr Entschluss fest: „Jetzt probiere ich es einfach und bewerbe mich um eine Ausbildung zur Steinmetzin und Steinbildhauerin in der Zwingerbauhütte.“
„In den ersten beiden Lehrjahren stehen alle Grundlagen der Steinbearbeitung auf dem Lehrplan. Wie lässt sich welcher Stein mit welchen Werkzeugen richtig und effektiv bearbeiten. Klar, am Anfang tun dir die Hände und die Handgelenke weh, weil man die Arbeit nicht gewohnt ist. Das legt sich aber ziemlich schnell, weil es einfach eine Frage der Technik ist.“ Maria empfiehlt jedem, der sich für den Beruf interessiert, vorher ein Praktikum zu absolvieren. „Man merkt dann recht schnell, ob das was für einen ist oder nicht. Du musst vor allem Geduld mitbringen. Eine Skulptur ist nicht von heut auf morgen fertig. Man hat sein Modell und seinen Stein und die Skulptur entwickelt sich Stück für Stück. Außerdem sind mathematische Grundkenntnisse unverzichtbar, da man sowohl in der Schule als auch im Betrieb Treppen-, Flächen- oder Volumenberechnungen durchführen muss.“ Nach dem zweiten Lehrjahr entschied sich Maria für die Steinbildhauerei als Vertiefungsrichtung. Im Gegensatz zum Steinmetz, der Gesimse, Baluster, Fenster- und Türgewände bearbeitet, stellen Steinbildhauer größtenteils Ornamente oder Skulpturen her. Dennoch versteht sich Maria in der Zwingerbauhütte weniger als Künstlerin, sondern vielmehr als Handwerkerin: „Die Leute, die die Figuren damals geschaffen haben, das waren richtige Künstler. Ich erhalte lediglich ihre Kunst.“
Auch die Restauration vor Ort oder im Depot gehört zu ihren Aufgaben. So ist die Arbeit sehr abwechslungsreich und es wird nie langweilig. „Mal bin ich draußen am Zwinger und mal hier in der Zwingerbauhütte.“ Stolz erzählt sie, dass ihr erstes Bildhauerstück gleich eine große Sache war. „Da musste am Zwinger eine ziemlich große Krone neu gearbeitet werden und das sollte ich gleich übernehmen. Ich dachte, dass ich das doch gar nicht kann und dass ich das alles erst mal lernen muss.“ Am Ende war es halb so wild und die Krone saß recht schnell wieder an ihrem ursprünglichen Platz am Zwinger. 2012 wurde Maria als drittbeste Steinmetzgesellin in Sachsen ausgezeichnet. Eine besondere Ehre in einem Berufsfeld, das ihren Angaben nach noch eine Männerdomäne ist. Ihr Gesellenstück, eine Blätter-Skulptur, hat sie ebenfalls für den Zwinger angefertigt. „Das ist eigentlich ganz schön. Das Stück steht nicht zu Hause in der Ecke, sondern hat einen praktischen Nutzen. Wenn ich irgendwann mal am Zwinger spazieren gehe, kann ich sagen: Schaut mal, das hier habe ich gemacht.“
Text & Fotos: Axel Matz