Steuerberater (m/w/d)
Hellwach im Paragrafendschungel
André Unger, Steuerberater mit eigener Kanzlei in Marienberg
„Steuerberater? Langweilig? Niemals!“ André Unger glaubt man das auf Anhieb. Er hat als selbstständiger Steuerberater eine eigene Kanzlei mitten in Marienberg mit neun Mitarbeitern und ist immer in Bewegung. Groß, dunkler Anzug, sicheres Auftreten. Ein Mann, dem die Mandanten vertrauen, der sich auskennt im ständig dichter werdenden Paragrafendschungel der Steuergesetzgebung. Wie behält man da den Überblick, zumal die Kunden (die Mandanten) aus den verschiedensten Bereichen vom Unternehmen über Hotel und Dienstleistung bis hin zum Privatmann kommen? „Ich habe das Abitur in einer Spezialklasse für Mathematik erworben und besitze so eine gewisse Begabung für logisches Denken“, lächelt André Unger. „Aber hellwach und konzentriert, das musst du immer sein.“
Er absolvierte 1990 eine Ausbildung in Frankfurt am Main und seitdem hat ihn der intensive Umgang mit Steuererklärungen, Umsatzzahlen, Buchhaltungen, Bilanzen und vor allem mit den Mandanten nicht wieder losgelassen. Das Finanzamt gehört natürlich auch dazu. „Wir vertreten die Mandanten dort und prüfen die Berechnungen: Aber wir tun noch mehr, wir beraten bei Investitionen, bei Unternehmensplänen oder beim Abschluss von Versicherungen. Es ist ein unwahrscheinlich vielfältiges Betätigungsfeld.“
Sein Start in die Selbstständigkeit begann mit der Gründung eines kleinen eigenen Buchführungsbüros. „In der Steuerberatung hast du alle Aufstiegschancen, auch wenn du klein anfängst, im Gegensatz zu anderen freien Berufen wie Arzt und Jurist. So ist es nicht möglich, als Arzthelferin ohne Studium Ärztin zu werden. Beim Steuerberater liegt es an dir und deinem Einsatz“, begründet er den Reiz der Branche. Trotzdem gilt Steuerberater in Deutschland als eine der schwierigsten Berufsausbildungen.
Der Anfang ist eine dreijährige Lehrausbildung als Steuerfachangestellter, die mit schriftlichen Prüfungen in drei Bereichen abschließt: Steuerrecht, Rechnungswesen sowie Wirtschafts- und Sozialkunde. Danach kann sich Praxis bzw. ein Aufbaustudium anschließen. Um später zur staatlichen Steuerberaterprüfung zugelassen zu werden – diese findet einmal pro Jahr statt – muss man viele weitere Voraussetzungen erfüllen. Als Steuerfachangestellter sind zehn Jahre Praxis notwendig. Nach Berufsakademie- bzw. Fachhochschulstudium sind drei Jahre Praxis notwendig und bei einem Universitätsdiplom als Betriebswirt oder Jurist ist ein Jahr Praxis gefragt. „Diese Prüfungen sind sehr anspruchsvoll“, erinnert sich André Unger, der all diese Bildungsschritte – inklusive Studium – erfolgreich absolvierte.
Seit 2002 besitzt er als Steuerberater eine eigene Kanzlei und bildet selbst aus. Was ist ihm dabei wichtig? Die Noten natürlich, denn in Mathe oder in Deutsch sollte man schon gut sein. Aber noch wichtiger ist ihm das Engagement. „Ich will wissen, warum sich der Bewerber für diesen Beruf interessiert. Denn ich bilde aus, um künftige Mitarbeiter bei mir in der Kanzlei zu haben, die mitdenken und die bei der Sache sind.“ Als Orientierungshilfe schenkt er zuvor jedem Bewerber – sie werden alle zu einem Gespräch eingeladen – ein Buch mit dem Titel „Steuerfachangestellter. Partner in einem modernen Beruf.“ Ziel ist, zu verhindern, dass jemand eine falsche Berufswahl trifft.
Die jüngste Auszubildende in seiner Kanzlei ist Kristin Hilbert. Sie hat gerade erst ihre Ausbildung begonnnen. „Paragrafen über Paragrafen“, bestätigt sie. „Vor allem in der Berufsschule. Aber mir macht es Spaß. Vor allem dann, wenn ich nach dem dritten Mal lesen oder mit Unterstützung des Chefs den Sinn verstehe.“
Als ausgebildete Steuerfachangestellte wird Kristin Steuererklärungen bearbeiten, Steuerbescheide überprüfen und dabei eng mit dem Finanzamt zusammenarbeiten. Außerdem fallen die Lohn- und Gehaltsabrechnungen sowie die Buchführung vor allem kleinerer Einzelunternehmen in ihr Arbeitsfeld. Dazu muss sie die zuvor sortierten Belege äußerst gewissenhaft per EDV erfassen. „Ich liebe den Umgang mit Zahlen, Büchern, mit Papier und Computer“, freut sich die 18-jährige Marienbergerin.
Text & Fotos: Brigitte Pfüller