Studiengang Medien- und Bildungsmanagement
Elektronisches Lernen, aber richtig
Der Studiengang Medien- und Bildungsmanagement zeigt, wie es geht
Ein Arzt schaut sich nach Feierabend an seinem PC einen Videoclip über die Sicherheit von Arbeitsabläufen im Operationssaal an. Er macht sich hin und wieder Notizen und recherchiert anschließend weiter im Internet. Ist er von gestern?
Natürlich nicht, würde Julia Ummenhofer auf diese Frage antworten, denn sie will ja nicht unhöflich sein. Der Arzt ist ja eigentlich auf der Höhe der Zeit. Aber ist es auch der Film? Nein, würde Julia entschieden antworten.
Sie ist dabei, den Videoclip zu verbessern. Sie reichert ihn mit Links an und mit Verweisen auf die Fachliteratur. Sie fügt sogar eine Textpassage ein. Die Aussagen, auf die es besonders ankommt, werden sowohl akustisch als auch optisch dargestellt. Und da, wo der Zuschauer ermüden könnte, fügt sie eine Animation ein, um seine Aufmerksamkeit wieder zu fesseln.
Mit dieser Arbeit wird Julia ihren Master-Studiengang Medien- und Bildungsmanagement an der Pädagogischen Hochschule Weingarten abschließen. Die 23-Jährige gehört zu den ersten Studierenden dieses Fachs.
Ob im Studium oder bei einer Weiterbildung – immer mehr Lerninhalte nehmen wir über elektronische Medien auf. Einerseits ist das Lernen am Bildschirm ein ermüdender Vorgang. Andererseits bieten gerade die elektronischen Medien eine Fülle von Möglichkeiten spannender Gestaltung. Es muss sich also jemand mit dem WIE befassen und zwar nach pädagogischen und psychologischen Gesichtspunkten. Das war der Ansatz, der zu dem neuen Studiengang führte. Inzwischen gibt es mehrere Hochschulen, die Bildung und Medien oder Medien und Kommunikation kombinieren, aber die Pädagogen in Weingarten haben den Studiengang Medien- und Bildungsmanagement mit Modulen aus Erziehungswissenschaften, Psychologie, methodisch-didaktischen Möglichkeiten der Medien und den Managementfächern Recht, Politik und Betriebswirtschaft optimiert. „Mathe spielt keine große Rolle, aber auf einen Grundkurs in Programmiersprachen sollte man sich einstellen“, sagt Julia. „Das ist wichtig, weil wir auch die Informatikseite nicht aus dem Auge verlieren wollen.“ Am Ende eines jeden Semesters präsentieren die Studierenden in Weingarten statt einer umfangreichen Abschlussarbeit die Ergebnisse eines von einem Dozenten betreuten Projektes. Beispielsweise kann das eine Homepage für eine Firma sein, denn auch kreative, gestalterische Fähigkeiten werden im Studium vermittelt. „Diese Projekte sind meist Gruppenarbeiten, was gleichzeitig eine kleine Schulung in Teamarbeit ist. Wir werden später in der Praxis immer Teil eines Expertenteams sein, vielleicht aus Pädagogen oder Redakteuren“, erzählt Julia.
Zwei von Julias Mitstudierenden haben bereits mit dem Bachelor einen Arbeitsplatz in Firmen gefunden, die sich auf das so genannte E-Learning spezialisiert haben. Sie liefern Weiterbildungsprodukte, die sich Firmenmitarbeiter an ihren PCs anschauen können. Für die Unternehmen ist es eine große Entlastung, wenn das Personal für Weiterbildungen nicht mehr tagelang in Schulungshotels verschwindet, sondern am Schreibtisch lernen kann. Medien- und Bildungsmanager arbeiten auch in Schulbuchverlagen, die ihre Lerninhalte für die interaktive Nutzung am Computer bereitstellen möchten oder in den Personalabteilungen großer Konzerne, die eigene Schulungsprogramme für ihre Mitarbeiter erarbeiten.
Stellen wir uns vor, dass der Arzt nun Julias Film anschaut. Er sitzt während seines Bereitschaftsdienstes am PC. Der Film ist jetzt ein kompaktes Wissenspaket. Eine lange anschließende Recherche ist nicht mehr notwendig. Der Arzt bekommt die weiterführenden Links direkt vermittelt. Der Film ist so interessant, dass er vergisst, eine zweite Tasse Kaffee zu kochen. Wenn dann sein Telefon klingelt und er zu einem Notfall gerufen wird, drückt er einfach die Stopptaste.
Text: Kathrin Schrader; Foto: PH Weingarten