Technischer Produktdesigner (m/w/d)
Verliebt ins Detail
Für Technische Zeichner ist ein Millimeter ganz schön dick
Der Beruf Technischer Zeichner wurde durch den Beruf Technischer Produktdesigner (m/w/d) abgelöst.
Es ist ein bisschen wie Aufsatz schreiben, nur dass sie nicht vor einem weißen Blatt Papier, sondern vor einem hellgrau glänzenden Reißbrett sitzen. Doch die wichtigste Frage dieses Moments lautet für Catharina, Dorian und Sebastian: Wie fange ich an? Die erste Linie, von der aus das Objekt in exakter Größe und korrektem Maßstab auf das Papier gebracht wird, ist entscheidend.
Die Ausbilderin Sabine Fabritius gibt den drei Azubis wertvolle Tipps. Die zukünftigen Technischen Zeichner im 2. Ausbildungsjahr sollen eine Schraube zeichnen. Im Tabellenbuch Metall nimmt das Thema mehrere Seiten ein. Schrauben unterscheiden sich im Material, in der Länge, Dichte und Dicke des Gewindes, in der Höhe und im Durchmesser des Kopfes. Dabei ist eine Schraube nur eine Schraube, nur ein kleiner Teil der gesamten Zeichnung. „Man muss für diesen Beruf schon detailverliebt sein“, sagt Sebastian. „Für uns ist ein Millimeter ganz schön dick.“ In der Ablage seines Reißbrettes liegen Bleistifte, deren Mienen kaum sichtbar aus den Schutzhüllen treten. Sie sind zwischen 0,2 und 0,5 Millimetern zart. Wie ist es möglich, mit der bloßen Hand so exakt zu zeichnen? „Übung“, sagt Catharina, aber wie sie dieses Wort als einzige und letzte Lösung in das stille Zeichenatelier stellt, klingt es nach Momenten der Verzweiflung. Die haben sie alle drei schon durchlebt. „Da hilft nur eins: Man muss den Stift aus der Hand legen und von der Zeichnung abrücken. Abstand von den ganzen Linien suchen“, sagt Catharina. Ein bisschen Talent sollte man für diesen Beruf mitbringen. Catharina ist in ihrer Familie berühmt für ihre Geschenkverpackungen an Geburtstagen und zu Weihnachten, weil sie nicht nur tolle Ideen hat, sondern diese auch äußerst akkurat umsetzt.
Ihre Begeisterung für das Zeichnen hat sie an einem ungewöhnlichen Ort entdeckt. Sie absolvierte ihr Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege und war bei Ausgrabungen vor Ort. Dort erlebte sie, wie die archäologischen Funde sorgfältig vermessen und anschließend gezeichnet wurden. Da stand für Catharina fest, dass dies ihr Beruf werden soll.
Sebastian war häufig mit seinem Vater auf Baustellen unterwegs. Er wollte eigentlich Bauzeichner werden, doch da hätte er ein weiteres Jahr warten müssen, denn die Berliner Wasserbetriebe, Ausbildungsbetrieb von Sebastian, Catharina und Dorian, bilden jährlich abwechselnd Bauzeichner und Technische Zeichner aus. „Aber im Grunde ist es derselbe Beruf“, erklärt Sebastian. „Nur, dass wir statt Häusern mit ihren Leitungssystemen eben technische Anlagen wie Generatoren und Motoren zeichnen.“
Nicht mehr lange, dann legen die drei Bleistifte, Tuschefüller, Zirkel und Schablonen aus der Hand und arbeiten am Computer, denn heute entstehen technische Zeichnungen nur noch digital. „Die Grundlagen sollte man jedoch am Reißbrett lernen“, sagt Sabine Fabritius. „Sonst bekommt man mit den Computerprogrammen bald Schwierigkeiten.“
Dorian hatte schon in der Schule Spaß am Technischen Zeichnen. Ihm gefällt das Rechnen vor der eigentlichen Zeichenarbeit. „Wenn am Ende alles passt, hat man ein gutes Gefühl.“ Da müssen unendlich viele Normen berücksichtigt, unterschiedliche Stahldicken beispielsweise, und Maße genau umgerechnet werden.
Über eines brauchen sich Catharina, Sebastian und Dorian jedenfalls nicht den Kopf zerbrechen: Mit Sicherheit werden sie eine Arbeit finden, denn gute Technische Zeichner werden nicht nur bei den Berliner Wasserbetrieben gesucht.
Text & Fotos: Kathrin Schrader