Tierarzt (m/w/d), Studium
Alles für die Katz, Bubi & Bello
… eine Tierärztin im Einsatz
Caroline Köhler (28) setzt Katze Miezka auf den Behandlungstisch. Sie schaut sich schüchtern um, duckt sich, beschnuppert den Tisch. Ein leises Maunzen ist zu hören. Miezka möchte weiter, den Raum erkunden. Doch Caroline lässt das nicht zu. Sacht zieht sie sie zu sich heran, streichelt sie und hört sie ab. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es viel leichter ist, wenn man sanft mit den Tieren umgeht, sie streichelt, mit ihnen spricht“, erklärte Caroline, „gerade Katzen wollen sich nicht zwingen lassen.“
Caroline ist Tierärztin in der Tierklinik Dr. Popp in Dresden. Sie lacht und deutet auf eine Narbe an ihrer Hand: „Doch auch dieser Trick hilft nicht immer. Gerade neulich hat mich wieder eine Katze gebissen.“ Doch. Sie habe schon Respekt vor den Tieren. „Gerade wenn einem so etwas passiert, ist man erst einmal wieder sehr vorsichtig“, sagt sie.
Nun ist eine Katze immerhin keine Kuh. Denn auch das kennt sie: In einem Stall mit 100 freilaufenden Rindern die kranke Kuh suchen. „Nach meinem Studium habe ich in einer Nutztierpraxis ausgeholfen. Wenn man da zu einer kranken Kuh gerufen wird, drückt einem der Bauer einen Zettel in die Hand, Kuh Nummer soundso hat dasunddas. Dann läuft man im Stall zwischen den Rindern herum, muss die kranke Kuh in eine Box bugsieren und untersuchen. Klar fragt man sich dann auch mal, was wäre, wenn die Kuh jetzt austreten würde.“
Wer Tiermedizin studiert, kann in den unterschiedlichsten Bereichen arbeiten. „Viele entscheiden sich für die Arbeit in einem Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt oder auch als Wissenschaftler oder Vertreter in der Pharmazeutischen Industrie. Dort hat man geregeltere Arbeitszeiten und seltener Nacht- und Wochenenddienste“, sagt Caroline. Amtliche Tierärzte arbeiten unter anderem in der Lebensmittelüberwachung, auf dem Schlachthof oder im Bereich Tierschutz. „Die Fleischuntersuchung im Schlachthof übernehmen aber auch viele niedergelassene Tierärzte. So haben sie neben der Praxis ein geregeltes Einkommen als Zuverdienst“, erklärt sie.
Alle diese Bereiche hat Caroline auch selbst während ihres Studiums kennen gelernt: „Wir mussten verschiedene Praktika durchlaufen. Ich habe zum Beispiel ein Praktikum in einer Pferdeklinik, im Labor, in einer Kleintierpraxis und im Schlachthof gemacht.“
Abgesehen von den Praktika sei das Studium aber sehr theoretisch gewesen, gerade im Grundstudium brauche man viel Durchhaltevermögen. „Ich habe mich schon manchmal gefragt, ob so viel Physik und Chemie wirklich notwendig sind. Aber da muss man dann durch. Und ganz so viel feiern wie in anderen Studiengängen konnten wir auch nicht“, lacht sie. Fehlende Praxis wurde ihr besonders deutlich, als sie angefangen hat, zu arbeiten. „Den letzten praktischen Kurs hatten wir eineinhalb Jahre vor Studienende“, sagt sie, „die ersten ein, zwei Monate hier brauchte ich erst einmal, um mir all die praktischen Dinge wieder ins Gedächtnis zu rufen. Na, und bis zum ersten selbstständigen Notdienst dauerte es ein halbes Jahr.“
Eigentlich hatte sie vor, in einer Gemischtpraxis zu arbeiten. Schließlich hat sie sich doch für die Tierklinik entschieden. „Die Arbeit hier ist sehr anspruchsvoll, wir behandeln auch mal kompliziertere Fälle und die Weiterbildungsmöglichkeiten sind sehr gut“, begründet sie ihre Entscheidung.
Es stimmt übrigens nicht, dass Tiere grundsätzlich Angst vor dem Tierarzt haben. Caroline lächelt: „Manche Hunde kommen schwanzwedelnd zur Untersuchung und einige Katzen, fangen sofort an zu köpfeln, wenn wir sie aus dem Korb holen. Und auch die Tiere, die wir stationär hier behalten, verlieren häufig mit der Zeit ihre Scheu. Wenn sie dann zur Nachuntersuchung kommen, sind sie oft immer noch sehr zutraulich. Aber einer der schönsten Momente ist sicherlich, wenn wir ein Tier länger hier hatten und es geht ihm wieder gut. Die Freude der Tiere zu sehen, wenn die Besitzer hier an der Anmeldung stehen, um sie wieder abzuholen, ist einfach schön.“
Text & Fotos: Silke Ottow