Tischler (m/w/d)
Der Duft von Holz
Tischler – im Handwerksbetrieb genauso gefragt wie in Möbelmanufaktur oder Industrie
Es war nicht der Duft der weiten Welt, der Lisa auf der Suche nach ihrem künftigen Beruf hinauszog. Bei der 20-Jährigen war es der Duft von Holz, der sie in der Vergangenheit immer wieder innehalten ließ. Ein Praktikum in einer kleinen Tischlerei, die Messemöbel herstellte, wies ihr schließlich den Weg zum Ausbildungsberuf. Heute ist die weite Welt nah, denn die Ergebnisse ihrer Arbeit finden sich im Luxusschiff auf den Ozeanen genauso wie an Decke, Boden und Wand einer Nobelherberge in der Schweiz. Lisa ist im 2. Lehrjahr und eine von fünf jungen Frauen, die in den Deutschen Werkstätten Hellerau zur Tischlerin ausgebildet werden. Ihr Lehrbetrieb ist ein traditionsreiches Möbeldesignunternehmen und weltweit geschätzter Spezialist für exklusiven Innenausbau.
Hier lernt Lisa das klassische HANDwerk eines Tischlers ebenso, wie die Anwendung modernster Holzbearbeitungsmaschinen. „Vielen ist im Zusammenhang mit dem Tischlerberuf der Begriff des Schreiners bekannt, der genau das gleiche Berufsbild beschreibt“, erklärt Ausbilder Thomas Redweik (im Bild rechts). „Dann gibt es noch den Zimmerer. Während sich die erstgenannten Berufe meist im Innenbereich tummeln, baut der Zimmerer alles Äußere aus Holz. Tischler lassen sich je nach Spektrum des Ausbildungsbetriebes zum Möbeltischler, Bautischler oder Industrietischler ausbilden.
Daher ist schon bei der Auswahl des Lehrbetriebes unbedingt auf dessen Ausrichtung zu achten“, betont Redweik. Da Lisa weder Dachstühle konstruieren noch als Industrietischler ausschließlich Maschinen bedienen wollte, entschied sie sich für die handwerklich geprägt Lehre in Hellerau. Sie liebt die kleinteilige, traditionelle Arbeit eines Tischlers. „Ich möchte nah am und mit dem Material arbeiten und später einmal Möbel herstellen, die benutzt werden können“, sagt sie. Fasziniert vom breiten Spektrum, das sie in den Deutschen Werkstätten Hellerau lernt, freut sich Lisa, dass sie als Lehrling im 2. Ausbildungsjahr bereits in erste Auftragsarbeiten, wie dem Innenausbau einer noblen Yacht, einbezogen wird. Thomas Redweik erläutert: „Das 1. Lehrjahr verbringen unsere Auszubildenden komplett in der Lehrwerkstatt. Hier üben sie beispielsweise, einzelne Holzbretter auf ganz unterschiedliche Weise miteinander zu verbinden. Außerdem lernen sie, ein komplettes Werkstück wie einen Hocker, eine Fußbank oder ein Stollenbrett anzufertigen. Innerhalb von Maschinenkursen kommen die Jugendlichen erstmals mit Kreissägen, Abrichten und Hobelmaschinen in Kontakt. Unter Anleitung eines Projektmeisters sind die angehenden Tischler im 2. und 3. Lehrjahr schließlich vollwertig in laufende Projekte eingebunden und führen einzelne Arbeitsschritte eigenständig und eigenverantwortlich aus.“ Lisa hat an der Yacht eines arabischen Scheichs viele Löcher zu bohren und Formteile zu schleifen. Sie presst wertvolles Furnier auf verschiedene Trägermaterialien und arbeitet an der Fräse, die sie zuvor selbst eingestellt hat. Für ein Chalet in St. Moritz planen die Werkstätten gegenwärtig die gesamte Inneneinrichtung vom Boden über die Wände bis zur Decke. Für ihre Mitarbeit an den exklusiven Bauteilen wird Lisa umfassend im Materialienumgang geschult, auf die Exaktheit ihrer Arbeit hingewiesen und darf bei all dem die Ästhetik und Schönheit der handwerklichen Ausführung nicht außer Acht lassen. „Die Werkstätten erfüllen höchste Ansprüche“, so Thomas Redweik. „Und so wie unsere internationalen Auftraggeber an uns höchste Ansprüche stellen, stellen wir diese auch an unsere Lehrlinge. Nur die besten von ihnen werden ins Unternehmen übernommen.“ Lisas Ausbildung endet mit einem Gesellenstück, das sie innerhalb von 100 Arbeitsstunden anzufertigen hat. Bis dahin wird man ihr mitteilen, welche Richtlinien sie dabei zu berücksichtigen hat. Danach wird ihr Entwurf bei der Handwerkskammer Dresden eingereicht. „Im Moment denke ich darüber nach, ein Bett zu entwerfen“, so Lisa. Auf jeden Fall will sie im Anschluss an der Berufsakademie in Dresden Holz- und Holzwerkstofftechnik studieren.
Text & Fotos: Susan Naumann