Trockenbaumonteur (m/w/d)
Eine Frage des Profils
Trockenbaumonteure können mehr als Pfeiler setzen und Wände einhängen
Wände aus Gipskarton in Metallprofile stecken, ein bisschen schrauben und spachteln – und fertig ist das Häuschen? Nein, so simpel ist der Beruf eines Trockenbaumonteurs nicht. Obwohl die Bauelemente für ihn, auf der Baustelle ordentlich gestapelt und gut sortiert, schon an einen Baukasten erinnern und Lust zum Spielen machen – wären sie nicht so schwer.
Tom Schöneich (im Bild) ist Auszubildender bei der Baierl & Demmelhuber Innenausbau GmbH im dritten Lehrjahr. Täglich fährt er von Chemnitz nach Dresden auf die Baustelle. Die Baustelle ist eine alte Schule, die durch einen Neubau vergrößert wird und eine Turnhalle bekommt. Was Tom im ersten Stock der Turnhalle gebaut hat, sieht für den Laien aus wie ein Wald aus Metallstangen und -rahmen. Jeder Trockenbaumonteur erkennt in den Stangen und Rahmen jedoch sofort die verschiedenen sogenannten Profile, die Metallteile aus dem „Baukasten“. Diese halten die vorgefertigten Gipskartonplatten, also die Zwischenwände, die im Erdgeschoss schon fertig montiert waren. Die Raumstruktur von Umkleiden und Bädern ist in dem „Wald“ aus Profilen schon deutlich sichtbar. Es gibt Profile für Wände, Profile für Decken und Winkelprofile, um beispielsweise Rahmen für Duschkabinen zu bauen.
Was heißt eigentlich Trockenbau? Um das zu verstehen, müssen wir uns vor Augen führen, dass der Bau eines Hauses eigentlich eine nasse Angelegenheit ist. Beton wird angerührt, Ziegel gemörtelt. Daher war die Erfindung des Trockenbaus in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts wie ein kleiner Paukenschlag. Wände aus Gipskarton, die an Profile geschraubt und lediglich mit Spachtelmasse verfugt werden. Alles schön glatt und leicht. Im Grunde können heute kleine Häuser, Bungalows zum Beispiel, komplett in Trockenbauweise errichtet werden. Tragende Wände in massiven Häusern werden nach wie vor aus Stein, also nass, gebaut. Wenn diese stehen und das Dach fertig ist, beginnt die Arbeit der Trockenbauer. Das ist heute auf jeder Baustelle so. Profile, Gipskartonplatten. Ein Fertigfenster hier, eine Tür dort. So weit, so einfach.
Es kommt aber vor, dass die genormten Teile des „Baukastens“ nicht passen. Das war im alten Teil der Schule der Fall, wo es Bögen im Mauerwerk gibt. Tom erhielt den Auftrag, vor die alten Mauern eine weitere in Trockenbau einzuziehen. Der entstehende Hohlraum sollte mit Dämmstoff zur Wärmeisolierung gefüllt werden. Dämmstoffe können aus synthetischen Fasern oder natürlichen Materialien bestehen. Auf jeden Fall sind sie Sache der Trockenbauer. Doch wie formt Tom mit seinen eckigen Platten eine Rundung nach? „Da heißt es, die Platten in kleine Teile zerlegen und zu einem Bogen zusammenfügen, immer wieder Messen, Rechnen, Schneiden, in vielen, kleinen Schritten, bis der Bogen sitzt“, erzählt der Neunzehnjährige, ohne ein bisschen aufzudrehen. Solche Feinheiten, die nicht zur Routine auf den Baustellen gehören, lernen die zukünftigen Trockenbaumonteure beim praktischen Unterricht in der Handwerkskammer. Auch Stuckateur-Arbeiten gehören dazu, zum Beispiel eine Zierleiste aus Stuck zu ziehen.
Kräftig und geschickt sollten Bewerber für diesen Beruf sein. Eine Decke aus Gipskarton einzuziehen, erfordert schon ziemlich viel Kraft.
Als es ans Bewerben ging, war für Tom klar, dass es ein Handwerksberuf sein soll. „Ich muss raus, ich bin auf dem Dorf groß geworden, da gibt es immer was zu tun. Schreibtischarbeit wäre nix für mich.“ Informiert hat er sich im Internet. Nach der Ausbildung könnte Tom sich zum Vorarbeiter oder Obermonteur qualifizieren. Er könnte auch bei der IHK den Industriemeister Akustik- und Trockenbau machen. Als Meister müsste er allerdings am Schreibtisch sitzen, hin und wieder, um Kostenpläne zu erstellen beispielsweise und um den Einsatz auf der Baustelle zu planen.
Text und Foto oben: Kathrin Schrader, Foto unten: Baierl & Demmelhuber GmbH