Umweltschutztechnischer Assistentent (m/w/d)
Ökologisch unbedenklich
Die Ausbildung zum Umweltschutztechnischen Assistenten (m/w/d) ist die Basis für eine Karriere im Umweltschutz
Dachpappe, Bauschutt und Bodenproben liegen in Plastiktüten auf dem Arbeitstisch im Labor von Anika Thüm, ihr Programm für den Tag. Sie wird diese Stoffe zunächst zerkleinern und in Erlenmeyerkolben mithilfe verschiedener Chemikalien extrahieren. Am Abend stellt sie eine Batterie sogenannter Vials, kleine Flaschen in der Größe von Parfümproben, in den Chromatograph, das Herzstück ihres geräumigen Labors bei der GUT, Gesellschaft für Umweltforschung und Analytik (mbH) in Berlin.
Am nächsten Morgen hat der Chromatograph die Proben analysiert. Anika liest die Untersuchungsergebnisse auf dem Monitor. Das Chromatogramm zeigt ihr, welche Schadstoffe nachgewiesen wurden. Wie eine Fieberkurve schlägt die Darstellung bei jedem Schadstoff aus. Das Chromatogramm zeigt auch die Konzentration der einzelnen Verbindungen.
Es macht Spaß, der 28-Jährigen zuzuhören. Sie hat eine freundliche, unaufgeregte Stimme. Es passt zu dieser Stimme, dass Anika das Landleben liebt, mit ihrem Lebensgefährten gerade ein Haus gekauft hat und demnächst Gemüse anbauen will, wie ihre Eltern in dem kleinen brandenburgischen Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Da sie sich schon immer für ökologische Themen interessiert hat und in der Schule die guten Noten in den Naturwissenschaften erhielt, war sie schnell überzeugt, dass die Ausbildung zum Umweltschutztechnischen Assistenten das Richtige für sie ist. „Das war es dann auch: Boden, Wasser, Luft und wie man die Schadstoffe findet. Gleich in den ersten Wochen der Ausbildung sind wir rausgegangen und haben uns ein Bodenprofil angeschaut und Untersuchungen gemacht.“ Ihre Ausbildung hat Anika im Georg-Mendheim-Oberstufenzentrum in Oranienburg absolviert. Die Vermittlungsrate für Absolventen ist hoch. Umweltschutztechnische Assistenten arbeiten in Prüflabors des öffentlichen Dienstes oder in Forschungseinrichtungen, auch in der chemischen und pharmazeutischen Industrie. Anikas Freundin aus der Ausbildung arbeitet zum Beispiel in einer Wetterstation. Seit zweieinhalb Jahren ist Anika bei GUT. Während der Ausbildung hat sie hier bereits ein Praktikum bestritten. Sie findet ihren Berufsalltag immer noch abwechslungsreich und spannend. Wissen über Schadstoffe in Wasser und Boden gehören heute zur Allgemeinbildung. Jeder sollte wissen, dass Benzin und Altöl nicht in die Erde gehören und Schwermetalle im Boden vom Gemüse aufgenommen werden. Doch nur Experten wie Anika haben eine Ahnung von der Menge der Umweltgifte, kennen ihre Herkunft und Wirkung. Die sechzehn polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe, kurz PAK genannt, die Anika in ihrem Labor nachweist, sind nur ein winziger Ausschnitt. „Es handelt sich um Schadstoffe, die bei der unvollständigen Verbrennung von organischem Material entstehen, zum Beispiel bei einem Waldbrand. PAK finden sich auch im Tabakrauch und in Kfz-Abgasen.“
Zu den Auftraggebern der GUT gehören zum Beispiel Baufirmen oder Projektträger, die gesetzlich verpflichtet sind, verschiedene umweltschutztechnische Untersuchungen durchführen zu lassen. Aber im Grunde könnte jeder Bürger mit einer Bodenprobe seines Lieblingswaldes zu GUT kommen. „Manchmal, wenn wir in ein Projekt eingebunden sind, erlebe ich, wie ein verunreinigter Boden durch das Abtragen der kontaminierten Schichten wieder saniert wird. Das ist ein gutes Gefühl.“ Es ist also ein bisschen wie in einem medizinischen Labor, nur dass der Patient ein Waldstück, eine Baustelle oder Fluss ist. Anika könnte jetzt ein Studium zum Umwelttechniker beginnen, das die Voraussetzung ist, um aktiv an Lösungen für den Umweltschutz mitarbeiten zu können, ihrem eigentlichen Ziel. Die zweijährige Ausbildung und weitere zwei Berufsjahre sind Voraussetzung, wenn man kein Abitur hat. Das Studium dauert vier Semester und wird auch als Fernstudium angeboten. „Ich denke darüber nach“, sagt Anika.
Text & Fotos: Kathrin Schrader