Veranstaltungstechniker (m/w/d)
Backstage Visionen umsetzen
Fachkräfte für Veranstaltungstechnik brauchen ein Händchen für die Wirkung von Licht und Sound
Severin Beyer absolviert seine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik im Festspielhaus Hellerau, einem avantgardistischen Dresdner Theater. Er durchlief bereits die Abteilungen Ton- und Medientechnik sowie Bühnentechnik. Jetzt, im dritten Lehrjahr ist es seine Aufgabe, die Bühnenbeleuchtung einzurichten.
Licht ist ein wichtiges dramaturgisches Instrument im Theater. Es schafft und verwandelt Räume auf der Bühne, erzeugt Stimmungen und Milieus. Dieser an sich technische Beruf hat eine künstlerische Seite, die Severin besonders liebt. Das hat ihm bei der Bewerbung einen größeren Vorteil verschafft, als seine Kenntnisse über Elektroanlagen, die er aus einer früheren Ausbildung mitgebracht hat. Sein Ausbilder Kai Kaden, der Technische Leiter des Festspielhauses, sagt: „Unseren Bewerbern sollte klar sein, dass sie künstlerische Visionen umsetzen.“
Dass Severin ans Theater gehört, wurde ihm klar, als er nach seinem Malereistudium in Wien mit einem Theaterkollektiv durch Europa tourte und die Stücke durch seine Beleuchtungs- und Sound-Ideen mitgestaltete. „Das Theater ist ein mächtiges Medium, viel stärker als der Film. Es kann den Menschen viel geben“, sagt er.
Severins Arbeitswoche sieht so aus: An den ersten Tagen der Woche installiert er die Scheinwerfer nach dem Beleuchtungsplan des Regisseurs für die Aufführungen in der zweiten Wochenhälfte. Das große Lichtlager befindet sich im Keller. Dort sucht er die entsprechenden Geräte aus und bringt diese zu den jeweiligen Veranstaltungsorten, wo sie z. B. an Zugstangen oder Beleuchtungsbrücken installiert werden. Dieser Arbeitsschritt wird Cueing genannt oder schlicht Einbau. Veranstaltungstechniker brauchen Kraft. Die Scheinwerfer und Soundanlagen sind schwer. Stromkabel sind dick. Leitern müssen hin und her getragen werden. Oft werden die Arbeiten von Gerüsten, Leitern oder Hebebühnen ausgeführt, da sollte man schwindelfrei sein.
Nach dem Einbau programmiert Severin das Lichtpult am Regieplatz. Dieser befindet sich im Zuschauerraum hinter der letzten Zuschauerreihe neben dem Tonpult. Während der Vorstellungen werden von dort aus alle technischen Vorgänge auf der Bühne gesteuert. Severin muss genau wissen, wann welche Stimmung in der Performance „angeknipst“ wird. Deshalb proben Techniker und Künstler in der sogenannten technischen Probe den Ablauf des gesamten Stücks.
Veranstaltungstechniker arbeiten nicht nur in Theaterhäusern, sondern auch bei Firmen, die Veranstaltungen aller Art ausrichten, vom Rockkonzert über Stadtfeste und Silberhochzeiten bis zu Parteitagen. Natürlich geht es bei Letzteren nicht in dem Sinne um die künstlerische Gestaltung einer Szene wie am Theater, aber ein Händchen für die Ästhetik des Raums, für Licht, Klang und deren Wirkungen ist auch hier gefragt.
Severin möchte nach seiner Ausbildung an einem guten Theater oder in einer Company Stücke mitgestalten. „Leidenschaft gehört zur Theaterarbeit“, sagt er. „Dieser Beruf ist nix für nebenbei.“ Allein schon wegen der langen Arbeitszeiten auf großen Bühnen im Schichtsystem. Wochenenden und Feiertage sind Spielzeiten. An Tagen, an denen gespielt wird, endet der Arbeitstag erst nach der Vorstellung.
Leider vermittelt nicht jeder Ausbildungsbetrieb die Lehrziele in den drei Bereichen Beleuchtungstechnik, Bühnentechnik und Ton- & Medientechnik. Deswegen sollte ein Betrieb genau gewählt werden, um eine umfängliche Ausbildung zu bekommen. Ein mehrwöchiges Praktikum bietet die Möglichkeit des Vorabchecks.
Ausgebildete Veranstaltungstechniker können ein Studium zum Licht- oder Bühnenmeister anschließen. Es dauert jeweils drei Jahre. Wer eher in die kreative Richtung gehen möchte, kann Lichtgestaltung für Theater und Veranstaltungen studieren, beispielsweise an Hochschulen für Theater und Musik.
Text & Fotos: Kathrin Schrader