Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik (m/w/d)
Plastik & Gummi: Der richtige Mix macht’s
Dual zum Verfahrensmechaniker (m/w/d) für Kunststoff- und Kautschuktechnik
In der Berufsausbildung, die Nancy Tobias (im Bild) absolviert, dreht sich alles um Kunststoffprodukte für Rohrleitungssysteme, Heizungs- und Sanitärbereiche, Profile, Erdwärmekomponenten und Medizintechnik. Die 20-Jährige lässt sich in Neustadt in Sachsen zur Verfahrensmechanikerin für Kunststoff- und Kautschuktechnik ausbilden. Ihr Ausbildungsbetrieb, die Gerodur MPM Kunststoffverarbeitung GmbH & Co. KG, ist ein auf dem internationalen Markt solide tätiges Unternehmen der Kunststofftechnik mit Hauptsitz in der Schweiz.
Die beiden Zutaten, die bei Nancys Arbeit die Hauptrolle spielen, finden sich in der Berufsbezeichnung wieder: Es geht um die Verbindung von Kunststoffen, also Plastik, und Kautschuk, also Gummi und das, was man daraus herstellen kann. Nancy weiß, welche Arten von Kunststoffen und Kautschuk es gibt und welche Zusatz- und Hilfsstoffe in der Rezeptur notwendig sind, um entweder Rohre, Behälter, Bauteile oder Fertigteile zu produzieren.
Aus produktionstechnischer Sicht muss sie die richtigen Maschineneinstellungen vornehmen können, dafür Steuerungs- und Regeltechnik beherrschen und den Herstellungsprozess sowie das Endprodukt regelmäßig überwachen. Um eventuelle Fehler frühzeitig zu erkennen, behält sie den pneumatischen Druck und den Vakuumwert der Produktionslinie, also der langen Maschinenstrecke, stets im Blick.
Wie aber ist die Menge an Ausgangsgranulat zu berechnen, die für die Herstellung eines fünf Meter langen Rohres mit einem Durchmesser von fünfzehn Zentimetern notwendig ist?
Während Nancy in der Berufsschule lernt, Mengenberechnungen auf dem Papier zu lösen, kann sie diese während ihrer Praxisphasen bei Gerodur praktisch überprüfen und anwenden. Zur Seite steht ihr dabei ein erfahrener Ausbildungsbetreuer.
Das 1. Lehrjahr beinhaltete viel theoretische Grundlagenausbildung im überbetrieblichen Polysax Bildungszentrum für Kunststoffe in Bautzen. Außerdem wurde sie in die Qualitätssicherung eingeführt. Sie lernte technisches Zeichnen und die chemische Zusammensetzung von Kunststoffen kennen. Auf dem Lehrplan standen physikalische Grundlagen der Pneumatik sowie Mathematik. Überhaupt seien naturwissenschaftliche Kenntnisse wichtig. „Und wer ein wenig daran interessiert ist, kriegt das auch hin“, findet Nancy.
Im 2. Lehrjahr absolvierte sie eine Woche in der innerbetrieblichen Logistikabteilung und wurde stärker in den praktischen Prozessen eingesetzt. Allein, doch immer unter Aufsicht des Ausbilders, nahm Nancy das Auf- oder Umbauen von Produktionslinien sowie das Aufrüsten mit Werkzeugen und das Anfahren der Maschinen vor.
Seit dem 3. Lehrjahr arbeitet die taffe junge Frau nun im Schichtbetrieb, und die Arbeitszeiten findet sie dabei gar nicht so schlecht. „Zwar starten wir morgens schon um 5:45 Uhr, dafür haben wir um 14:15 Uhr Arbeitsschluss, wenn die zweite Schicht startet, die bis 22:15 Uhr geht. In jedem Fall bleibt entweder ein schöner Nachmittag oder man hat Zeit, morgens mal auszuschlafen.“
Dass ihre Entscheidung für eine duale Ausbildung in einem auf den ersten Blick nicht ganz typischen Frauenberuf die richtige war, davon ist Nancy überzeugt. „Mit meinem Beruf können Jugendliche auch in der Autobranche, dem Flugzeug- oder Fensterbau arbeiten. Viele Möglichkeiten eröffnen sich, aber ich möchte gern hier bei Gerodur bleiben.“
Die duale, also theoretische und praktische Ausbildung, gibt Nancy die Sicherheit, exakt das zu lernen, was sie im späteren Berufsalltag wirklich benötigt. Und sie lernt viel leichter. Denn theoretisches Denken und praktisches Tun zu kombinieren, ist die beste Grundlage für richtiges und dauerhaftes Begreifen. Nicht zu verachten ist natürlich auch die Ausbildungsvergütung, die sie während der drei Ausbildungsjahre erhält, ermöglicht sie ihr doch eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit. Nach Ende der Ausbildung besteht die Möglichkeit zur Weiterbildung zum/zur Industriemeister/Industriemeisterin (Fachrichtung Kunststoff- und Kautschuktechnik) oder zum/zur Staatlich geprüften Techniker/Technikerin (Fachrichtung Maschinentechnik, Schwerpunkt Kunststoff- und Kautschuktechnik).
Text & Fotos: Susan Naumann