Verfahrensmechaniker in der Hütten- und Halbzeugindustrie (m/w/d)
Stahl hat viele Gesichter
Verfahrensmechaniker in der Hütten- und Halbzeugindustrie: ein Beruf mit viel Technik
Man muss den Geruch von Stahl mögen, wenn man sich für einen Job im Stahlwerk interessiert. Klappt das mit der Nase und hat man Freude an Technik, ist der Beruf eines Verfahrensmechanikers in der Hütten- und Halbzeugindustrie ein guter Tipp.
„Es gibt zwei Fachrichtungen bei diesem Berufsbild – die Stahlumformung und die Eisen- und Stahlmetallurgie“, informiert Personalchef Dietmar Pilz vom Edelstahlwerk Freital. Worin der Unterschied besteht? In der Eisen- und Stahlmetallurgie wird Schrott in einem Lichtbogenofen so stark erhitzt, dass flüssiger Stahl entsteht. Der wird dann wiederum in Blöcke oder einen Strang vergossen. Mit diesen arbeiten dann die Stahlumformer. Deren Aufgabe ist es, die im Stahlwerk „erschmolzenen“ Blöcke oder Stränge in bestimmte Formen und Abmessungen zu bringen. „Eine interessante Arbeit“, findet der 19-jährige Maik Funke aus Malter. Er stieß durch eine Annonce auf den Beruf, bewarb sich bei der BGH (Boschgotthardshütte) Edelstahl und hatte Glück. Reichlich drei der dreieinhalb Lehrjahre liegen inzwischen hinter ihm. Im Februar 2007 wird er fertig. Er lernt als Verfahrensmechaniker Stahlumformung aus und schon jetzt steht fest: Er wird von der BGH übernommen und als Walzwerker an der Block-Grobstraße eingesetzt „Wir bilden ausschließlich für unseren Bedarf aus“, bestätigt Irmtraud Roßner, die verantwortliche Mitarbeiterin, wenn es um Ausbildungsfragen geht. Deshalb weiß sie auch, dass im neuen Lehrjahr wieder sechs Verfahrensmechaniker ihre Ausbildung im Unternehmen beginnen werden. In welche Fachrichtung man geht, entscheidet sich bereits bei der Unterzeichnung des Lehrvertrages. In den beiden ersten Lehrjahren sind die Lehrpläne im Beruflichen Schulzentrum für Technik in Riesa und auch in der Praxis fast gleich. Jeder durchläuft die einzelnen Bereiche und Arbeitsplätze, was die Sache so spannend macht, wie Maik findet: „Man durfte überall mal reinschnuppern und kennt nun die Produktionsabläufe. Auf diese Weise findet man schnell heraus, was Spaß macht und wo jeder seine Stärken hat“.
„Die Besonderheit in Freital ist, dass Spezialstähle in kleinen Stückzahlen hergestellt werden. Das reicht von rostfreien Stählen z. B. für die Medizintechnik über hitzebeständige Stähle z. B. für die Autoindustrie bis hin zu Sonderstählen in der Elektronik oder gar der Schmuckindustrie. So wird auch der erzeugte Draht für Brillengestelle oder Zahnspangen weiterverarbeitet. Langweilig kann es da keinem werden, die Anlagen sind ständig neu zu justieren.
Das nötige Rüstzeug für die Arbeit in einem Stahlwerk bekommt man durch die Praxis im Betrieb, z. B. am Schmelzofen, an der Stranggussanlage, an den Walzstraßen und Wärmebehandlungsanlagen. Jeder Auszubildende durchläuft die für seine Fachrichtung wichtigen Produktionsabschnitte. „Auch Lehrgänge wie manuelles und maschinelles Spanen, Trennen/Umformen/Fügen, Hydraulik/Pneumatik, E-Technik und Schweißen gehören zum Berufsbild“, zählt Maik auf. Diese Ausbildung in Fachkabinetten übernimmt der Kooperationspartner des Unternehmens, die Technisch-gewerbliche Ausbildungsstätte Freital GmbH. Um Hebezeuge und Gabelstapler in der Produktion bedienen zu können, legen die Auszubildenden eine Prüfung ab. Das Berufliche Schulzentrum in Riesa vermittelt in 13 Schulwochen pro Jahr im Blockunterricht die theoretischen Grundlagen durch allgemeinbildende und berufsspezifische Fächer.
Auch nach der Lehre hört das Lernen nicht auf. Neben diversen fachspezifischen Weiterbildungsmaßnahmen kann auch die Karriereleiter bestiegen werden – z. B. zum Vorarbeiter, Meister oder man nimmt ein Studium auf.
„Wir schließen beispielsweise auch Fördervereinbarungen mit Studenten technischer Hochschulen oder Universitäten ab, die aus unserem Hause kommen“, erläutert der Personalchef. Doch liegt das Hauptaugenmerk im Edelstahlwerk auf einem gut ausgebildeten Facharbeiterpool.
Text & Fotos: Kerstin Ardelt