Verleger (m/w/d)
Das letzte Wort
Verleger (m/w/d) entscheiden, was veröffentlicht wird
Bevor eine Zeitschrift am Kiosk erhältlich ist, ein Buch auf dem Nachttisch landet oder ein Hörbuch im CD-Player abgespielt werden kann, laufen die Manuskripte durch die Hände von vielen Mitarbeitern eines Verlages. Hier arbeiten Lektorat, Redaktion und Verlagsleitung eng zusammen. Welche Texte letztendlich zwischen den Buchdeckeln oder auf CD veröffentlicht werden und welche nicht, entscheidet der Verleger. Schließlich trägt er auch die Verantwortung für den wirtschaftlichen Erfolg des Verlags.
André Mannchen, Verlagsleiter des Leipziger Buchverlags fhl Verlag Leipzig, studierte Informatik. Er ist ein sogenannter Quereinsteiger. Sein Studium hatte zwar nicht konkret mit Literatur zu tun, dennoch dachte er, durch die betriebswirtschaftliche Vertiefung genug für die Arbeit in einem Verlag gelernt zu haben „Der Blick zum Betriebswirtschaftlichen ist für einen Verlag extrem wichtig. Wir leben ja vom Verkauf der Bücher“, so der 36-Jährige. Bei nicht erfolgreichen Verlagen hapere es oft an der Vertriebsstruktur oder am Marketing. Um ein erfolgreicher Verleger zu sein, reichen natürlich BWL-Kenntnisse allein nicht aus. „Ein qualifiziertes Team um mich herum ist das A und O. Es muss noch jemanden geben, der Germanistik-Erfahrung hat, weiß, was belletristisch notwendig ist.“ Um immer am Ball zu bleiben, lässt er sich und seine Mitarbeiter regelmäßig schulen, wie sie Bücher richtig setzen oder wie er sein Verlagsprogramm verbessern kann.
Hätte jemand vor fünf Jahren zu André gesagt, er würde bald einen Verlag leiten, hätte der Leipziger ihn ausgelacht. Zumal ihm seine Deutschlehrerin in der Schule riet, einen großen Bogen um Literatur zu machen. Doch dann sprach ihn eine Autorin auf einer Lesung der Lesebühne Leipzig an, ob er eine Möglichkeit sähe, ein Taschenbuch herauszugeben. Aus dem kleinen Taschenbuch wurden mittlerweile 25 Bücher von 12 Autoren, von denen 17 bereits auf dem Markt sind und acht noch bearbeitet werden. Und immer mehr Autoren, auch aus dem Ausland, wollen ihre Werke bei fhl veröffentlichen. Als Verein vor zwei Jahren gegründet, führt er nach der Umwandlung in einen Verlag im August diesen Jahres ein umfangreiches Verlagsprogramm mit Taschenbuch, Krimireihe, Erzählungen, Romanreihe und Junger Literatur.
Das romantische Bild eines Verlegers, der tagtäglich mit prominenten Autoren zu tun hat und ständig zu Buchpremieren und Feierlichkeiten eingeladen ist, kann André nicht bestätigen. Während seine Mitarbeiter den nächsten Messeauftritt und Autorenlesungen vorbereiten, kümmert sich der Verleger wie viele seiner Kollegen hauptsächlich um den Vertrieb. Jeden Morgen bearbeitet er Bestellungen, telefoniert mit Buchhändlern und verschickt Bücher. Lesen gehört natürlich auch dazu, allerdings kaum zum Genuss. „Ich lese eher technisch, gehe den Buchsatz durch, schaue nach Aufbau und bestimmten technischen Problemen.“
„Jeder sollte es einmal ausprobieren“, rät André. „Drei Leute – einer, der gern Bücher liest, einer, der sich für Technik interessiert und einer, der gern mit Geld hantiert – sollten sich zu einem Verlag zusammentun. Noch etwas Risikofreude, gute Nerven und Startkapital und los geht’s.“
Verleger ist keine geschützte Berufsbezeichnung, es kann sich jeder Verleger nennen. Um als solcher tätig zu sein, wird keine besondere Berufsausbildung vorgeschrieben, jedoch üblicherweise eine Ausbildung im Bereich Medien erwartet. Auch ein Studienabschluss kann von Vorteil sein, etwa in Buchwissenschaft, Buchhandel, Betriebswirtschaft oder Germanistik. Praktika helfen, sich mit den Gegebenheiten und Anforderungen in einem Verlag vertraut zu machen.
Text & Foto: Karen Arnold