Versorgungs- und Umwelttechniker (m/w/d), BA-Studium
Mehr als nur ein Universalklempner
Über die Arbeit eines Diplomingenieurs der Versorgungs- und Umwelttechnik
Anmerkung der Redaktion: Der Studiengang Versorgungs- und Umwelttechnik wird aktuell dual mit dem Abschluss „Bachelor of Science (B.Sc.)“ angeboten.
„Im Prinzip bin ich für alles im Haus verantwortlich, außer die Wände und Elektrik.“ So fasst Marcel Ebers kurz zusammen, was seinen Beruf ausmacht. Seit einem Jahr ist er nun Diplomingenieur der Versorgungs- und Umwelttechnik bei der Firma M+W Zander Products im Geschäftsbereich Krantz Komponenten in Dresden.
Heizung, Klima, Sanitär, Kälte, Gas. Marcels Aufgabengebiet hört sich an wie das eines Klempners. Mit dieser Bezeichnung hat er keine Probleme. „Eigentlich bin ich ja auch so was wie ein Universalklempner – eben nur mit viel mehr Spezialisierung und Diplom“, sagt der 25-Jährige.
Studiert hat Marcel an der Berufsakademie in Riesa. „Ursprünglich stamme ich aus Berlin. Dort wurde der Studiengang aber nicht angeboten und in Riesa kann man meist sofort anfangen“, sagt der Diplom-Ingenieur.
So richtig anfangen konnte Marcel aber erst, nachdem er eine Firma gefunden hatte, die ihn ausbildet. Denn eigentlich war sein Studium eine ganz normale Ausbildung. „Die Firma hat also die Ausbildung bezahlt“, freut er sich. Darum gab es auch, anders als beim Studium an einer Uni, festgelegte Zeiten. Pro Woche etwa 35 bis 40 Stunden. „Mit Anwesenheitskontrolle“, erzählt Marcel. Die wäre aber seiner Meinung nach nicht nötig gewesen. „Denn wer einmal eine Vorlesung versäumt, wird ganz schön weit nach hinten geworfen. Bummeln oder einfach mal Ausschlafen ist da nicht drin“, meint er.
Drei Jahre dauert das Studium. Aufgeteilt ist es in sechs Semester, wobei ein Semester aus drei Monaten Theorie und drei Monaten Praxis besteht. Die Theorie wird in der Berufsakademie vermittelt. Fächer wie Technische Thermodynamik beispielsweise. „Da wird gelehrt, wie viel Wärme durch eine Wand gelangt oder wie sich Luft unter Temperatur- und Druckeinfluss verhält. Das alles ist wichtig, um Klimaanlagen zu berechnen und entwickeln“, erläutert Marcel. Dass dafür ein gewisses Gespür für Zahlen, Physik und Chemie mitgebracht werden muss, ist für ihn klar. „Vielleicht ist es nicht nötig, einen Leistungskurs in Physik und Mathe besucht zu haben. Aber wer in der Schule denkt, dass er Zahlen und das ganze Drumherum nicht braucht, für den ist der Versorgungs- und Umwelttechniker nichts“, findet er.
Gegen Ende des Studiums gab es dann Studienarbeiten, die beinah den Umfang von Diplomarbeiten hatten. „So 40, 50 Seiten waren das schon. Die musste man natürlich nachmittags schreiben. Das war ganz schön hart“, berichtet Marcel. Wer also glaubt, dass das Studium ein Klacks sei, der irrt. „In den drei Jahren wird unheimlich viel Wissen in uns reingestopft“, schmunzelt er. Als krönenden Abschluss mussten alle Studenten dann eine richtige Diplom-Arbeit schreiben. „Ich habe mich dabei auf die Klimatechnik festgelegt, weil unsere Firma vor allem solche Geräte baut“, sagt Marcel.
In seiner Firma ist er jetzt vorwiegend für die Kunden zuständig. „Zum einen berate ich die Planer, die in einem Gebäude Klimatechnik installieren wollen. Ich helfe bei der Berechnung von Luftdurchlässen oder empfehle Heiz- und Kühlsysteme“, berichtet er. Außerdem muss er ständig an seinen Kunden dranbleiben. Geschniegelt und gebügelt im Anzug. „Ich stehe natürlich im Wettbewerb mit der Konkurrenz. Darum muss ich vor allem eine seriöse Erscheinung machen. Und wie ein Verkäufer den Kunden mit Preisnachlässen oder anderen Angeboten überzeugen“, fasst er zusammen. Dafür muss Marcel viel rumreisen. Für den gesamten ostdeutschen Bereich außer Mecklenburg-Vorpommern ist er zuständig. Das setzt vor allem eine flexible Zeiteinteilung voraus. „Nachmittags um vier ist noch lange nicht Schluss. Ein Bürotag geht etwa bis abends halb sechs. Wenn ich unterwegs bin, kann das auch nach 19 Uhr werden.“
Als Zulieferer für die Baubranche ist seine Firma abhängig von der Konjunktur im Handwerk. „Wenn nichts gebaut wird, werden logischerweise auch keine Klimaanlagen benötigt“, meint Marcel. Allerdings hat er von einer Flaute bislang nur wenig merken können. „Vor allem in Sachsen haben wir eine gute Auftragslage. Und glaubt man den Wirtschaftsweisen, geht es ja in Deutschland jetzt auch wieder bergauf.“ Optimale Voraussetzungen also für Marcel und alle anderen, die Diplomingenieur der Versorgungs- und Umwelttechnik werden wollen.
Text: Daniel Große; Fotos: BA Dresden/M+W Zander Products