Waldpädagoge (m/w/d)
Grün ja grün …
Als Waldpädagoginnen begeistern Teresa Brose und Stefanie Blaß Jung und Alt für die Natur
Wie viele Lebewesen tummeln sich auf einem Quadratmeter Waldboden? Welche Köstlichkeiten lassen sich aus den Früchten des Waldes zaubern und kann man Bäume tatsächlich ertasten? Das sind nur einige der vielen Fragen, denen Stefanie Blaß und Teresa Brose bei Führungen durch Wald und Flur auf den Grund gehen. Als Waldpädagoginnen wollen die jungen Frauen ihre Begeisterung für die Natur an Kinder- und Jugendgruppen, aber auch an Erwachsene und Senioren weitergeben.
Diese Begeisterung ist eine der beiden Grundvoraussetzungen für die Weiterbildung zum staatlich geprüften Waldpädagogen. Die andere ist, offen auf Menschen zuzugehen und gern mit ihnen zu kommunizieren. „Wer zum Beispiel jeden Familiengeburtstag dazu nutzt, die Gäste zwischen Kaffee und Abendbrot für die kleinen und großen Geheimnisse in Garten und Feld zu begeistern, ist hier genau richtig“, meint Stefanie. Formale Voraussetzung für das Zertifikat, das der Staatsbetrieb Sachsenforst gemeinsam mit der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt (LANU) anbietet, ist ein Berufs- oder Studienabschluss. Egal ob Sachsenforst-Mitarbeiter oder nicht; ob Bäcker, Krankenschwester, Forstwirtin oder Ingenieur: Wer bei der Bewerbung von seiner Leidenschaft für die Natur zu überzeugen vermag, hat gute Chancen auf einen der knapp 20 Plätze.
Der Unterricht findet über ein Jahr verteilt in mehreren, zwei bis drei Tage dauernden Kursen statt. Das Wissen über die Bewohner des Waldes, ihr Zusammenspiel und die Grundlagen nachhaltiger Forstwirtschaft stehen dabei ebenso auf dem Programm wie Pädagogik und rechtliche Grundlagen. Das perfekte Lernumfeld finden die Teilnehmer in der zentralen Bildungsstätte des Forstes in Karsdorf im Osterzgebirge.
Ergänzt werden die Pflichtmodule durch mindestens drei Fortbildungen wie Pilz- oder Kräuterkunde. Diese können beispielsweise bei der LANU abgelegt werden. Neben der Theorie ist auch ein 40-stündiges Praktikum Voraussetzung, um zur Prüfung antreten zu dürfen. Dieses können die zukünftigen Waldpädagogen am Stück oder in Teilen an einer oder mehreren anerkannten Umweltbildungsstätten in Deutschland durchführen. Ziel ist es, das gesammelte Wissen in der Praxis anzuwenden und für die Abschlussprüfung bestens gerüstet zu sein.
Teresa hat ihre im September erfolgreich absolviert. „Die Prüfung ist ganz schön aufregend. Denn jetzt muss man all das anwenden, was man in den vergangenen Monaten gelernt hat.“ Nachdem sie ihr Thema in den Händen hielt, blieben ihr acht Wochen Vorbereitungszeit. Dann kam der große Tag. „Neben den Prüfern gilt es, vor allem die Gruppe und deren Betreuer zu überzeugen. Es sind also viele, viele Zuhörer daran interessiert, was man für ein Konzept erstellt und welche Idee man hat, um den Tag möglichst schön zu gestalten.“ Teresas Aufgabe war es, die Gruppe und natürlich die Prüfer für die Früchte des Waldes zu begeistern. „Der absolute Höhepunkt“, verrät sie, „waren meine selbstgebackenen Esskastanien-Muffins.“
Der Wald eignet sich im Übrigen perfekt, um mit allen Sinnen zu lernen. Wer mit verbundenen Augen Rinde ertastet und diese anschließend den richtigen Bäumen zuordnet oder Gaumen mit selbstgemachter Limonade aus Waldkräutern verwöhnt, lernt viel mehr, als in einem Lehrbuch steht. Bei der Vorbereitung einer Führung sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. „Ein beliebtes Thema sind beispielsweise die Lebewesen im Waldboden“, plaudert Stefanie aus ihrem Alltag als Waldpädagogin. „Mit Stöcken markieren wir ein Stück und dann gehen die kleinen oder großen Entdecker mit Löffel und Lupe auf die Suche. Meist werden 20 oder 30 Krabbeltierchen gezählt. Das große Staunen kommt, wenn ich die wahre Zahl enthülle: 1,5 Billionen Lebewesen tummeln sich hier – viel mehr, als es Menschen auf der ganzen Erde gibt.“ Und was motiviert die beiden Waldpädagoginnen am meisten? „Am schönsten ist es“, da sind sich Stefanie und Teresa einig „wenn das Konzept aufgeht, wenn die Gruppe es gerne und dankbar annimmt und wenn am Schluss einer Führung die Augen leuchten.“
Text & Foto oben: Kai Dürfeld; Foto unten: Konstanze Gruber (fotolia.com)