Werkzeugmechaniker (m/w/d)
Druck ausüben durch Kraft & Präzision
Werkzeugmechaniker für Stanz- und Umformtechnik
Marcel Spittel hat beide Hände am Bedienpult der riesigen Try-Out-Presse. Sein Knopfdruck lässt den schweren Stößel der Presse niederfahren. Ein dumpfer, schwerer Schlag erdröhnt. Das eingespannte Ziehwerkzeug – von Marcel gefertigt und jetzt erprobt – drückt sich bis zu 1500 mm in das arretierte Stahlblech. Die enorme Kraft des Aufpralls zwingt es in die gewünschte Form. Beeindruckend, wie Kraft und Präzision in Einklang gebracht werden – welches Gewicht die ölbetriebene Hydraulik stemmt und bremst und dabei doch im zehntel Millimeter Toleranzbereich agiert.
„Zurzeit arbeite ich an einem Werkzeugsatz für die Herstellung eines Rahmenoberteiles, das später zur Verstärkung der Dachaußenhaut für die Karosse eines BMW 5er verwendet wird“, erklärt Marcel. „In diesem Werkzeugsatz sind Zieh-, Beschneid- und Nachformwerkzeuge integriert.“ Um das Werkzeug unter Produktionsbedingungen auszuprobieren und einzufahren, wird dieses in Try-Out-Pressen eingebaut. Das ermöglicht den Werkzeugbauern, es so fein zu tunen, dass die Herstellung eines seriennahen Bauteiles vorab getestet werden kann. Mit dem perfekten Zusammenspiel von Werkzeug und Presse steht und fällt der Umformprozess.
„Bei meiner Arbeit kommen beispielsweis 5-Achsfräsmaschinen zum Einsatz“, berichtet Marcel, der gerade sein 4. Ausbildungsjahr zum Werkzeugmechaniker für Stanz- und Umformtechnik in der BMW Fahrzeugtechnik GmbH in Krauthausen bei Eisenach begann. Als Außenhautspezialist konstruiert und produziert der thüringische Automobilindustriezulieferer Großpresswerkzeuge für die Herstellung von Karosserieblechteilen. Das Fertigungsspektrum reicht von Einzelwerkzeugen über Folge- und Folgeverbundwerkzeuge, bis hin zu komplexen Großpressenwerkzeugsätzen. Die hoch qualifizierten, motivierten Mitarbeiter setzen auf modernste Verarbeitungsmethoden wie beispielsweise das Hochgeschwindigkeitsfräsen und moderne Simulationsverfahren vor der Fertigung von Werkzeugen. Letztere ermöglichen den Werkzeugbauern, teure Produktionsanlagen nicht durch langwierige Anpassaktionen zu blockieren. Sie nutzen damit konsequent Hochtechnologien. Das garantiert optimale Fertigungsabläufe, bestmögliche Qualität und spart darüber hinaus Produktionszeit und Kosten.
Premiumanspruch verpflichtet und so investiert die BMW Fahrzeugtechnik GmbH folgerichtig in die Zukunft und bildet bedarfsgerecht ihren eigenen Fachkräftenachwuchs aus. Neben Industriemechanikern, Industrieelektronikern, Industriekauffrauen und Fachinformatikern gehören vorrangig Werkzeugmechaniker dazu.
„Während meiner Ausbildung“, erzählt Marcel „erwerbe ich Kenntnisse und Fähigkeiten für das manuelle und maschinelle Bearbeiten von Kunststoff, Metall und Metalloberflächen durch Feilen, Schleifen, Polieren, Drehen, Fräsen, Pressen, Hämmern.“ Neben den traditionellen manuellen Verarbeitungsmethoden programmieren und führen Marcel und seine Kollegen natürlich auch CNC-gesteuerte Werkzeugmaschinen. Marcel schwört auf sein Team: „Bei uns herrscht ein gutes Verhältnis zwischen den älteren und den jüngeren Kollegen. Fertigkeiten, Erfahrungen, Tipps und Tricks werden weitergegeben. Das hilft uns Azubis, eventuelle Schwierigkeiten vorher zu erkennen.“ Der 20-jährige Lauterbacher liebt seinen Beruf, der jeden Tag aufs neue Präzision, Feinarbeit und sein handwerkliches Fingerspitzengefühl erfordert. Und er setzt Familientraditionen fort: „Schon mein Großvater und mein Vater erlernten den Beruf des Werkzeugmachers. Unsere Arbeit ist abwechslungsreich, erfordert Kreativität, technisches Verständnis und logisches Denken. Jedes Werkzeug, das wir herstellen, ist ein Unikat.“
Text: Steffi Mrosek; Foto: BMW Fahrzeugtechnik GmbH