Wirtschaftsprüfer (m/w/d)
Kanzlei 007
Wirtschaftsprüfer beherrschen mehr als Zahlen, Daten & Tabellen
Wirtschaftsprüfer sind die Topagenten unter den Steuerberatern. Nur sie erhalten Einblick in Jahres- und Konzernabschlüsse und die Lageberichte von großen Unternehmen. In einer Welt grenzüberschreitender, komplexer Unternehmensnetzwerke gewinnt ihre Arbeit mehr und mehr an Bedeutung.
Thomas Kühn (im Bild) hat fünfzehn Jahre als Steuerberater gearbeitet, bevor er entschied, Wirtschaftsprüfer zu werden. Er leitet die Kanzlei Audalis in Berlin, zu deren Kunden Unternehmen unterschiedlichster Größe gehören, vom kleinen Start-up bis zur Aktiengesellschaft. Ab einer bestimmten Größe sind Firmen in Deutschland verpflichtet, einen zertifizierten Wirtschaftsprüfer in ihre Bilanzen schauen zu lassen. So ist Wirtschaftsprüfer zwar ein freier Beruf wie Rechtsanwalt, Arzt oder Steuerberater, aber ein Wirtschaftsprüfer handelt – nein, nicht im Auftrag ihrer Majestät wie James Bond – aber im Auftrag des Gesetzgebers und der Öffentlichkeit. Die Gesetze, Satzungen und die vielen nationalen und internationalen Regeln, die er dabei zu beachten hat, sind ständig in Bewegung. Entsprechend des Eides, der vor der Wirtschaftsprüferkammer abgelegt wird, muss er sein Wissen eigenverantwortlich auf den neuesten Stand bringen. Buchführung, Bilanzen und Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens zu prüfen, ist aber nur die eine Seite dieses spannenden Berufs. Wirtschaftsprüfer sind auch kompetente Unternehmensberater.
Thomas Kühn ist besonders die junge Gründer-Szene wichtig. An Hoch- und Fachschulen unterrichtet er Steuerberatung und gibt Seminare, in denen er kreativen Absolventen mit Geschäftsideen erstes betriebswirtschaftliches Know-how vermittelt. Einige der Start-ups begleitet er dann in Steuerfragen und als Berater. Es kommt vor, dass die jungen Unternehmer Startschwierigkeiten haben oder vom plötzlichen Erfolg überfordert sind. Da geht es dann darum, wie Strukturen und Abläufe in Firmen optimiert werden können. Es ist schon vorgekommen, dass Thomas Kühn mit ansehen musste, wie eine gute Idee starb. Das war ihm nicht gleichgültig, besonders, wenn er mit den Gründern darum gekämpft hat. Leider kann er nicht einfach mal so aus dem Nähkästchen plaudern, so sehr uns an dieser Stelle eine gute Geschichte über ein erfolgreiches junges Start-up gefallen würde. Die Namen, Daten und Zahlen bleiben geheim.
Gerade das begeistert Thomas Kühn an seinem Beruf: Die Begegnung mit Unternehmern, ihren Ideen, Wagnissen und Träumen, die zu Geschichten werden, die er vor neugierigen Blicken und Fragen schützt. „Wirtschaftsprüfer sollten nicht nur einen Hang zu Zahlen und Fakten haben, sondern sich auch für Menschen interessieren. Es gefällt mir, Vertrauen zu entwickeln.“ Ein Wirtschaftsprüfer muss wie ein Top-Agent verschwiegen sein und selbst die unglaublichsten Firmenabenteuer für sich behalten können. Auf der anderen Seite ist er eben oft der einzige Mensch, den die Konzernvorstände in ihre Unterlagen schauen lassen. Drittens kann ein erfahrener Wirtschaftsprüfer zum Sachverständigen werden, der Firmen Bonität und Kreditwürdigkeit attestieren kann.
Ihr könnt euch denken, dass ein Examen für Wirtschaftsprüfer zu den anspruchsvollsten Prüfungen gehört, die in Deutschland abgelegt werden. Außer einem betriebswirtschaftlichen Studium ist eine mehrjährige Berufspraxis vorgeschrieben, bevor die Prüfung bei der Wirtschaftskammer angemeldet werden darf.
„Man muss ein bisschen verrückt sein und Spaß dran haben“, sagt Thomas Kühne und lässt jetzt ein Lächeln zu. Selbstdisziplin, Motivation, Spaß und eine Prise Verrücktheit – das klingt nach einer sympathischen Mischung für eine Berufung, die niemals langweilig wird.
Text & Foto o.: Kathrin Schrader; Foto u.: biskariot (fotolia.com)