Yogalehrer (m/w/d)
Körperarbeit und Atemübungen
Was Yogalehrer können müssen
Es kommt nicht oft vor, dass ich für Recherchen zu einem Artikel Schuhe und Strümpfe ausziehen muss. An diesem Sonntag ist es aber anders als sonst. Im Täubchenweg, in der Leipziger Vorstadt, befindet sich der „Yoga.raum“, ein Studio, in dem man Yoga lernen kann. Ich treffe Jacqueline Biedermann. Die 28-Jährige ist seit einem Jahr Lehrerin für diese Körper- und Atemkunst. Mit ihr will ich über den Sport und die Ausbildung zur Yogalehrerin sprechen.
Beim Sprechen allein bleibt es aber nicht. „Weißt Du was? Ich denke, es ist das Beste, wenn Du einfach mitmachst. Da siehst Du, wie das geht und wovon ich spreche“, meint die junge Frau und wirft mir eine Jogginghose zu. Ich zögere ein wenig, nehme dann aber die Herausforderung an. Vorher erzählt mir Jacqueline noch etwas über das Iyengar Yoga, das sie ihren Teilnehmern lehrt. „Dabei kommen Hilfsmittel zum Einsatz wie Matten, Klötze, Polster oder Bänke“, erklärt sie. Die Iyengar-Methode hält sich an den klassischen Yoga-Weg. Deshalb werden zuerst Körperhaltungen gelehrt, später die Atemtechnik vermittelt und zum Schluss die Meditation.
Jetzt will ich es wissen. Zusammen mit zehn anderen Teilnehmern betrete ich einen großen Turnraum. Rutschfeste Gummimatten, ganz viele Decken, Polster und Klötze liegen hier. Wir ziehen die Strümpfe aus, gehen auf die Knie und machen einen Katzenbuckel. Einrollen sollen wir uns. Alles knackt und knirscht bei mir. Irgendwann würde sich der Schreibtischjob rächen, das wusste ich. Dass es aber an einem Sonntagmorgen passieren würde… Jacqueline geht zwischendurch zu den Teilnehmern des Kurses, die schätzungsweise zwischen 25 und 55 alt sind. Genau beobachtet sie die Bewegungen, gibt Hilfestellungen, drückt leicht gegen Körperteile, die noch nicht in der richtigen Position sind.
Richtig anstrengend wird es bei der Heuschrecke. Dabei liegt man auf dem Bauch, die Daumen halten sich hinter dem Rücken fest, die Beine und den Oberkörper zieht man nach oben. Bei den restlichen Übungen halte ich mich etwas zurück, schnappe mir lieber die Kamera. Am Ende wird es ganz ruhig im „Yoga.raum“. Die Teilnehmer liegen auf dem Rücken, einige sind zugedeckt. „Spürt, wie das Gehör von außen nach innen wandert. Seid bei eurem eigenen Atem. Lasst alles locker“, gibt Jacqueline ruhig Anweisungen. Das wirkt ein bisschen wie Hypnose. Fünf Minuten scheinen alle zu schlafen, dann öffnen sie die Augen. Entspannt und glücklich sehen die Yogaschüler aus.
Nach der Stunde trägt Jacqueline die Teilnehmer in eine Art Klassenbuch ein, zählt das Geld für den Kurs. Eher über Umwege kam sie zum Yoga. Nach einem Studium der Erziehungs- und Sportwissenschaften studierte sie Kultur und Medienpädagogik, schloss mit dem Diplom ab. Im Jahr 2003 begann sie dann mit der Ausbildung als Iyengar-Yogalehrerin. Drei Jahre dauerte diese. „Diese Zeit ist auch nötig. Es gibt zwar auch Kurse, die nur vier Wochen dauern, davon halte ich aber nichts, Körper und Geist müssen sich entwickeln. Man hat ja eine Verantwortung seinen Teilnehmern gegenüber“, sagt sie. Jacqueline absolvierte ihre Ausbildung nebenberuflich in Berlin am Iyengar-Institut. Anatomie und Philosophie gehörten zu den Fächern, der Praxisanteil war sehr hoch. „Zusätzlich zur Ausbildung in Berlin assistiert man sechs mal im Monat bei seinem Iyengar-Lehrer.“
Anerkannt ist der Beruf des Yogalehrers noch nicht. Immerhin: Yoga ist im Kommen und viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für einen Kurs – das macht es den zukünftigen Lehrern etwas leichter.
Text & Fotos: Daniel Große