Zerspanungsmechaniker (m/w/d)
Faszination für Präzision
Zerspanungsmechaniker (m/w/d) stellen Präzisionsbauteile in metallverarbeitenden Betrieben her
Drehen, Bohren, Schleifen, Fräsen – das sei ein schwerer und harter Job und nur was für Jungs? Weit gefehlt. Denn, dass weder das eine noch das andere zutrifft, zeigen wir euch am Beispiel von Juliane Alisch (im Bild mit CNC-Fräser und Programmierer Mike Müller). Sie hat den Beruf der Zerspanungsmechanikerin bei der Freiberger Firma ACTech in dreieinhalb Jahren erlernt und erklärt, was ihren Beruf und Ausbildungsbetrieb auszeichnet. „Zerspanungsmechaniker arbeiten in metallverarbeitenden Betrieben, in denen durch spanende Verfahren Bauteile gefertigt werden“, berichtet Juliane. „Diese Bauteile werden dann zum Beispiel im Maschinen-, Stahl- oder Leichtmetallbau, in Gießereien oder im Fahrzeugbau eingesetzt.“
Julianes Ausbildungsbetrieb ACTech ist ein international geschätzter Hersteller hochwertiger Präzisionsgussteile, die in der Automobilindustrie oder im Maschinen- und Anlagenbau zum Einsatz kommen. Besonders spannend: „Hier werden unter anderem brandneue Entwicklungen für Autos, Maschinen und Flugzeuge gefertigt. Diese Prototypen unterliegen höchster Geheimhaltung und so wie alle anderen Angestellten sind auch wir Azubis hierüber zu Stillschweigen verpflichtet“, berichtet die 25-Jährige.
Juliane hat es gelernt, technische Zeichnungen zu lesen und danach Gussstücke oder Halbzeuge, also Rohmaterialformen wie Bleche, Stangen, Rohre und andere vorbearbeitete Werkstücke mit zylindrischer oder kubischer Form aus metallischen und nichtmetallischen Werkstoffen zu bearbeiten.
„Ich kann CNC-Werkzeugmaschinen bedienen, mit denen ein exakteres Arbeiten möglich ist, als mit konventionellen Bearbeitungsmaschinen, und ganze Fertigungsprozesse überwachen. Außerdem habe ich gelernt, die Werkzeugmaschinen, einschließlich ihrer Werkzeuge und Vorrichtungen, einzustellen. Während ihrer Ausbildung im Betrieb, in einer externen Lehrwerkstatt und der Berufsschule erhielt Juliane sowohl einen Einblick in das traditionelle Gießereihandwerk als auch in modernste computergesteuerte Arbeitsweisen.
„Im 1. Lehrjahr durchliefen wir gemeinsam mit Auszubildenden anderer Metallberufe die Basis-ausbildung in einer Lehrwerkstatt. Hier brachte man uns die notwendigen Grund- und Handfertigkeiten, beispielsweise Bohren, Feilen und Gewindeschneiden bei. Wir stellten erste Werkstücke her, die benotet wurden und lernten mit der Winkellehre umzugehen”, erinnert sich Juliane.
Im 2. Lehrjahr wurden die Azubis in die konventionelle Maschinenarbeit eingewiesen und konnten, wenn auch noch nicht an einer CNC-Maschine, erste Dreh- und Frästeile herstellen. Der Anteil praktischer Einsatzzeiten nahm spürbar zu.
„Bei ACTech ist es ein sauberes und ruhiges Arbeiten in einer modernen Werkhalle. Alle Kollegen und Ausbilder sind sehr freundlich und obwohl wir als Azubis keine vollwertigen Arbeitskräfte sind, werden wir dennoch als solche behandelt.
Die hochtechnische Ausrüstung eines innovativen Unternehmens, die ständige Hilfsbereitschaft der Beschäftigten und nicht zuletzt auch die überdurchschnittlich gute Ausbildungsvergütung überzeugten mich, hier meine Ausbildung zu absolvieren. Hinzu kommt, dass meine Eltern in technischen Berufen tätig sind, und auch wenn ich mich erst in der 12. Klasse für einen handwerklichen Beruf entschied, vielleicht ist mir das Interesse dafür doch schon in die Wiege gelegt worden.”
Ab dem 2. Lehrjahr wusste Juliane, dass sie sich nach der Ausbildung weiterbilden möchte und bewarb sich an einer Berufsakademie für das Bachelorstudium „Industrielle Produktion“, Fachrichtung Produktionstechnik. Hier möchte sie ihr Wissen im Bereich der mechanischen Bearbeitung vertiefen, um dafür künftig als Projektleiterin eingesetzt zu werden. Auch diesen Weg kann sie mit ihrem Ausbildungsbetrieb gehen. Neben dem Studiengang „Industrielle Produktion“ werden noch Studiengänge in den Fachrichtungen Gießereitechnik, Maschinenbau / Konstruktion und Qualitätsmanagement / Messtechnik, mit der ACTech als Praxispartner, angeboten.
„CNC-Maschinen, die computerunterstützt numerisch gesteuert werden, sind ohne Weiteres auch von Mädchen zu bedienen und ich kann allen nur empfehlen, die Ausbildung in einem technischen Beruf nicht von vornherein auszublenden”, rät Juliane.
Insgesamt sechs Ausbildungsrichtungen werden im Freiberger ACTech-Werk angeboten. Neben dem Zerspanungsmechaniker sind dies Gießerei- und Industriemechaniker sowie Werkstoffprüfer, Mechatroniker und Verfahrensmechaniker.
Übrigens: Juliane schreibt gerade an ihrer Bachelorarbeit. Und möglicherweise wird sie im Anschluss daran bei ACTech ihre berufliche Karriere dann richtig beginnen. Und solltet ihr das nächste Mal in ein Fahrzeug steigen, vielleicht dreht sich darin ein Bauteil, an dem Juliane mitgearbeitet hat.
Text & Fotos: Susan Naumann