Anschreiben

Die wichtigsten Fragen zum Anschreiben
Das Anschreiben

Die Wirtschaft sucht, der Schulabgänger lacht: Jeder bekommt heute einen Ausbildungsplatz!  Das mag wahr sein. Du suchst aber nicht irgendeine Ausbildung, egal bei wem, für einen Ist-doch-alles-Wurst-Beruf, der dich nicht glücklich machen kann. Du selbst stellst einen hohen Anspruch an deine Berufswahl. Und der Ausbilder stellt immer einen hohen Anspruch an dich. Was junge Bewerber oft unterschätzen, ist die Macht des Anschreibens. Hier die wichtigsten F & A zum Thema Anschreiben 2013:

Ist ein Bewerbungsschreiben noch angesagt?

Kurz, konkret und schriftlich: Das ist beim Anschreiben immer noch korrekt. Wenn du dich bewirbst, vermittelst du auf sprachliche Weise deine besondere Eignung für eine Ausbildung. Das muss schriftlich festgehalten werden, sonst kann ein Ausbilder nicht damit arbeiten.

Alle schreiben im Anschreiben doch immer dasselbe!

Ganz recht! Die mit ein paar Mausklicks kopierten Muster-Bewerbungen aus dem Web sind in der Tat ein bisschen stinkig! Wenn dein Anschreiben nicht so riechen soll wie der Fisch vom letzten Freitag, dann angle doch aus deinem Lebenslauf alle Tatsachen, die deine Befähigung für das Lernen und für einen bestimmten Beruf belegen.

Was wollen die Ausbilder überhaupt lesen?

Ein Ausbilder braucht richtig starke Gründe, um dir zu vertrauen: Ist dir klar, worauf du dich einlässt? Passen die notwendigen Voraussetzungen (unter anderem Gesundheit, Lernfähigkeit, persönliche Reife)? Passt du in das Team? Bist du bereit, dich für eine Aufgabe und einen Betrieb zu begeistern? Wirst du das Ganze auch durchhalten? Kann man dir die Anstrengung zutrauen? Kann man dir und deinem Charakter vertrauen?

Ich bin gut in der Schule. Wie bringe ich das rüber?

Dein Anschreiben ist eine Schlussrechnung: Das habe ich bis heute gemacht, getan, gelernt, erreicht, bewirkt, geleistet. Dein Anschreiben ist kein Ich-bin-Katalog mit treuherzigen Ego-Statements. Blicke also beim Schreiben deines Anschreibens nicht in dich hinein. Blicke zurück auf das, was du gemacht hast. Lege einfach die Fakten auf den Tisch und lasse sie für sich sprechen:

Sehr geehrte Frau Gordon,

als Schülerin der 9. Klasse der Realschule Pimpfhagen habe ich bereits erste Erfahrungen als Praktikantin bei der Landmolkerei Wuttke GmbH in Schlauenberg und bei der Kreissparkasse Schlumpfenborn gesammelt. Insbesondere helfe ich seit 6 Monaten auf dem  Pimpfhagener Wochenmarkt aus. Am Stand des Bioladens Apfelroth berate ich Kunden …
Obacht, mitlesende Lehrer: Einleitungen bringen es nicht im Anschreiben! Höfliche Anrede, dann gleich mit dem Top-Argument starten!

Die Schule ist nicht der Ort meiner größten Hits.

Das interessiert einen Ausbilder mehr als Noten: Arbeitsgemeinschaften, Projekte, Schülermitverantwortung, Schüleraustausch, Schulsport, schulisches Engagement. Alles, was nach Arbeit riecht, ist im Anschreiben gut wie Gold: nicht nur die Praktika, sondern alle Mini- und Ferienjobs nach und neben der Schule. Außerschulisches Lernen nicht vergessen: VHS, Sprachreisen, Computerkurse … Plus natürlich kirchliche, musische, soziale, sportliche, sonstige Aktivitäten in Einrichtungen, Vereinen oder Clubs.

Wie baue ich mein Anschreiben auf?

Starte mit der höflichen Anrede, dann Komma und Leerzeile. Lege dann in der ersten Zeile deine schulischen Leistungen vor, wenn diese mindestens gut sind. Gehe als durchschnittlicher Schüler am Anfang besser auf deine praktische Erfahrung ein. Dein stärkstes Argument kann aber auch eine herausragende sportliche Leistung oder ein ehrenamtliches Engagement sein. Deine Leitfrage für den Anschreibenstart: Welcher Umstand aus dem Lebenslauf spricht aus der Perspektive des Ausbilders am meisten für mich?

Am Briefende benennst du eine Autoritätsperson, die bestätigen kann, was dich persönlich an Qualitäten auszeichnet. Gute Fakten und eine vertrauenswürdige Referenz machen dich im Anschreiben stark!

 

Anschreiben? Nachschreiben!

Was spricht für dich? Was spricht dafür, gerade dich zu nehmen? Was darf sich ein Ausbilder von dir und deinen Anstrengungen versprechen?
Diese unausgesprochenen Fragen hast du frank, frei und flott in deinem Bewerbungsschreiben beantwortet. Und in deinem Lebenslauf hast du deine Stärken aufgelistet. Diese Präsentation hat dich ins Gespräch gebracht. Zum Auswahlinterview hast du dich pünktlich eingestellt, dich proper vorgestellt, prachtvoll aufgestellt und insgesamt tapfer geschlagen. Und was machst du anschließend?
Egal, ob du dich still erholst oder dich mit Freunden austauschst: Du warst so schlau, die Ausbildungsleiterin um ihre Visitenkarte zu bitten. Du mailst ihr noch am selben Tag oder am nächsten Morgen ein Dankeschön. Das liest sich etwa so [Dankeschön]
So machst du es bei allen Betrieben, die dich eingeladen haben. Irgendwann kommst du nach Hause, die Mutter strahlt: Dein aktives Bewerberverhalten hat sich ausgezahlt! Gleich zwei Unternehmen wollen dich haben! Zugesagt ist leicht, doch wie formuliert man eine freundliche Absage? [Absage]
Und wie fasst man freundlich nach, wenn man vierzehn Tage nach einer Auswahlrunde noch keinen Bescheid erhalten hat? [Nachfrage]

 

Mit Norm in Form

Fußball ist ohne Regeln witzlos. Der Straßenverkehr wäre ohne verbindliches Regelwerk chaotisch. Selbst der geschäftliche Schriftverkehr braucht Regeln, sonst leiden die Geschäfte. Bist du geschäftig dabei, dich zu bewerben? Willst du dein Anschreiben ausdrucken oder als PDF-Datei verschicken? Dann gestalte deine Schriftstücke am besten nach den Regeln der DIN-Norm.
DIN heißt Deutsches Institut für Normung. Normung bedeutet, dass eine Technik oder ein Verfahren geregelt wird. In Deutschland macht das eine Berliner Anstalt, die als gemeinnütziger Verein bereits seit 1917 besteht. Und noch immer ist in Deutschland längst nicht alles geregelt! DIN in Berlin bietet einen sicheren Arbeitsplatz für alle Tüftler, die auch in Zukunft fleißig mitnormen wollen. (www.din.de)
Die Gestalter von geschäftlichem Briefpapier und die Briefschreiber in Büro und Verwaltung folgen durchweg den einschlägigen DIN-Normen 5008 und 676. Das machen sie aus drei guten Gründen:

1. Regelgeleitet lässt sich flott, korrekt und ohne groß nachzudenken korrespondieren.
2. Die Briefempfänger können sich voll und ganz auf den Briefinhalt konzentrieren, da die Form vertraut ist. Man weiß, was wo steht!
3. Wer regelkonform auftritt, der signalisiert, dass er die Regeln einhalten kann und will.

DIN-gemäße Gestaltung ist auch eine vertrauensbildende Maßnahme! Schon die praktische Vernunft führt auch den Sponti-Bewerber zur Erkenntnis: Je DINer dein Schreiben, desto eher kannst du bleiben. Das Anschreiben ist schließlich ein geschäftlicher Vorschlag. Darum flink ausformulieren und immer auf die DIN-Norm achten! Die folgenden Empfehlungen beruhen auf der Normung.

Schrift

Voreingestellt ist am PC vermutlich Arial oder Times. Du hebst dich schon mit Calibri oder Trebuchet vorteilhaft ab. Größe nicht über 12 und nicht unter 10.

Absatz

Gliedere in Absätze und trenne diese durch Leerzeilen. Schreibe immer linksbündig und gleiche den rechten Rand durch die automatische Silbentrennung aus. (Silbentrennzone auf 0,25 verkleinern!) Abstand zwischen den Zeilen: 1 (Keinesfalls 1,5 oder mehr. Du brauchst den Platz!).

Betreffzeile

In der 5. Zeile nach dem Adressblock steht nur, was Sache ist: Ausbildung zum Koch; Ref.-Nr. 162

Anrede

Sehr geehrte Frau Dr. Laws, – Sehr geehrter Herr Schröder, – Sehr geehrte Damen und Herren, … hast du das Komma bemerkt? Ein Punkt wäre ein Kunstfehler. Dann eine Leerzeile und so weiterschreiben, wie es die Rechtschreibung verlangt. Du bist schließlich schon mitten im Satz!

Briefende

Hebe die Grußformel mit einer Leerzeile vom Brieftext ab. Schließe formell und korrekt: Mit freundlichem Gruß – Beste Grüße oder etwas freundlicher: Herzliche Grüße – Viele Grüße – Viele herzliche Grüße. Unterschreibe mit einem Füller auf dem Ausdruck. Bei einem PDF reicht die getippte Unterschrift unterhalb des Grußes!

Anlagenvermerk

Die DIN-Regeln sehen einen Vermerk vor. Spar dir die Fleißliste, wenn du für deine vielen guten Argumente die ganze Briefseite benötigst. Es ist wichtiger, dass du dich in voller Stärke präsentierst

 

Text: Gerhard Winkler; Foto: laurent hamels (fotolia.com)

 

Die wichtigsten Fragen zum Anschreiben

Warum überhaupt schreiben? Ich kann meinen Ausbildungswunsch doch auch telefonisch durchgeben! Kurz, bündig, schriftlich: Daran führt beim Bewerben meist kein Weg vorbei. Mache übrigens dein Interesse, deine Absichten und Wünsche nicht zum Thema deines Anschreibens. Trage in der Hauptsache vor, was von der Faktenlage her für deine Ausbildungseignung spricht. Was, wenn mir zu mir selbst nicht viel Gescheites einfällt?
Beim Anschreiben geht es weniger um dich persönlich. Du beantwortest darin Kernfragen: Ist dir klar, worauf du dich einlässt? Passen deine Voraussetzungen? Passt du in das Team? Machst du motiviert mit? Wirst du das Ganze durchhalten? Kann man’s dir zutrauen? Kann man dir vertrauen? Die Muster-Bewerbungen, die wir abschreiben sollen, sind so frisch wie der Fisch vom letzten Freitag. Wie bringe ich da Leben rein? Aus der Klamottenkiste zieht man kein taufrisches Anschreiben. Nicht abkaspern, neu schreiben! Auch wenn dein Deutschlehrer es nicht gut findet: Starte direkt nach der Briefanrede mit dem Top-Argument. Decke auf, was aus der Sicht eines Ausbilders am meisten für dich spricht. Beispiel:

Sehr geehrte Frau Dübeling,

neben meinem aktuellen Notendurchschnitt von 2,3 und meinen guten Leistungen in Englisch und Wirtschaft qualifizieren mich vor allem meine praktischen Erfahrungen bei der Landmolkerei Wuttke in Schlauenberg und bei der Kreissparkasse Schlumpfenborn…

Obacht, mitlesende Lehrer: Bewerber benötigen wirklich keine Briefeinleitung. Sie brauchen Namen, Orte, Zahlen, Daten, Fakten!
Ich verstehe ja, dass es mehr bringt, wenn ich alle meine Lernleistungen plus meine erste Schülerjob-Erfahrung in die Bewerbung packe. Nur bin ich leider selber nicht der große Bringer. Was jetzt?
Notiere getreulich, was für dich spricht, auch wenn es dir selbst als fad, selbstverständlich und durchschnittlich erscheint! Schule: Leistungen, Noten, Arbeitsgemeinschaften, Projekte, Schülermitverantwortung, Schüleraustausch, Auslandsschulen. Job: Praktika und all das nach und neben der Schule, wofür du bezahlt wurdest. Außerschulisches Lernen: VHS, Sprachreisen, Computerkurse … Plus kirchliche, musische, soziale, sportliche, sonstige Freizeitaktivitäten innerhalb von Einrichtungen und Vereinen.  Motto: Sprich es mutig aus, wenn etwas für dich spricht. OK, nur wenn man das Anschreiben selbst textet, bringt man sich selbst voll ins Bild. Doch kriegen die Leute mit den Blabla-Anschreiben am Ende nicht genauso gut einen Ausbildungsplatz? Erinner dich an das letzte Sportfest! Die Letzten kamen auch ans Ziel, aber die Ersten schäkerten bereits mit den Mädels. Auch wenn du auf dem Land wohnst, wo Korrektheit und Höflichkeit noch echte Werte sind: Das Anschreiben ist keine Sammlung von Höflichkeitsfloskeln, sondern eine knallharte Leistungsschau. Wir sind doch noch Kinder! Kann man von uns Schulabgängern überhaupt Joberfahrung verlangen? Du suchst deinen Ausbildungsplatz in der betrieblichen Wirklichkeit. Alles, was belegt, dass dir diese Wirklichkeit nicht fremd ist, ermöglicht oder vergrößert das Vertrauen in deine Praxistauglichkeit. Deshalb gilt ab dem 15. Lebensjahr das Lied der Job-Rapper: Egal, ob Bau oder Baumarkt oder Markthalle oder Hallenbau: Mach mit! Leg Hand an! Sei schlau! Wie baue ich mein Anschreiben auf? Dein Bauprinzip: Das Wichtigste zuerst! Lernleistungen. Praktische Erfahrung. Wissen und Können. Sinnvolle, am besten organisierte Freizeitaktivitäten. Dann Autoritätspersonen benennen, die positive Eigenschaften und persönliche Stärken bestätigen. Dann erst kurz begründen, weshalb du gerade diese bestimmte Ausbildung bei diesem einen Ausbilder leisten willst. Am Schluss freust du dich über einen Vorstellungstermin. Und fertig ist die Jägersoße! Das Anschreiben ist doch ein Brief? Warum soll ich es dann nicht aufbauen wie einen Brief? Klar, auf Papier hat das Anschreiben die Form eines Briefs. Zwischen höflicher Anrede und korrekter Grußformel steckt aber kein Brief, sondern ein kurzer Vortrag über deine Ausbildungseignung. Den kannst du auch als E-Mail verschicken, persönlich vortragen oder als Audio- oder Videobotschaft versenden. Also: Nichts versprechen. Nichts beteuern. Nichts erklären. Sich nicht an den Ausbilder heranschmusen. Nur die eine Frage beantworten: Was befähigt mich besonders zu dieser beruflichen Ausbildung?

Gerhard Winkler, Juni 2009

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