Kreativ bewerben
Leider findest du hier nicht all die witzigen Methoden erklärt, auf die immer die anderen kommen:
Plakatwand anmieten, Riesenfoto ankleben, die gewünschte Ausbildung und die Handy-Nr. anpinseln, Handzettel gestalten und in der Innenstadt verteilen, Bewerbungspräsentation auf CD-ROM brennen lassen, Lockvogel-Cover für CD-Hülle gestalten, öffentlich eine Belohnung ausloben für den, der eine Ausbildungsstelle weiß, lustiges PC-Programm schreiben und Bewerbung einbauen, Personality-Postkarten entwerfen, drucken und verschicken, pfiffigen Radiospot mixen und dem Lokalsender unterjubeln, Zwei-Minuten-Video produzieren und im Web einstellen, mit Kumpels samstags auf dem Marktplatz auftreten; Freundin verteilt Info-Flyer, während The Young Azubi Winners rapen und singen; einen linken (neuen!!!) Socken der Bewerbung beilegen und schreiben: Den rechten erhalten Sie, wenn Sie mich einladen; Lebkuchenherz plus Bewerbungsmappe dem Ausbilder an den Kfz-Rückspiegel hängen; Blumenstrauß nebst Bewerbungsbeilage an die Frau des Meisters schicken; an das Ende des nächsten Newsletter seines Vereins ein Mini-Ausbildungsgesuch hängen; unter die Windschutzscheiben von Arbeitgeber-Karossen, die abends um die edelste Kneipe der Stadt, um das Rathaus oder andere Veranstaltungsorte herum parken, einen Gutschein über Praktikant-zum-Nulltarif schieben …
Zugegeben, es ist oft schwer, sich bemerkbar zu machen und die Ausbilder zu erreichen. Kreative, ungewöhnliche oder außerordentlich witzige Ideen stehen aber nicht am Anfang deiner Ausbildungsfindung.
Identifiziere zuerst deine Ansprechpartner und geh dann direkt zu ihnen hin oder ruf sie an oder sende ihnen eine Mail oder schick einen Erwachsenen vor, der für dich den Kontakt herstellt (dafür sind die Großen erstaunlich gut).
Natürlich brauchst du so gut wie immer schriftliches Info-Material, das über dich Auskunft gibt und deinen Lern- und Leistungsanspruch unterstützt. Doch auch die sogenannten Bewerbungsunterlagen verlieren nur, wenn du Anschreiben, Lebenslauf und Mappe kreativ aufpeppst.
Die richtig schnellen und die richtig nützlichen Autos haben keinerlei Schnickschnack. Die wirklich fixen und tauglichen Azubis oder Mitarbeiter haben gar keine Zeit für Unterlagen-Tuning. Immer dann, wenn du am Deckblatt malst, vergeudest du Zeit. Immer dann, wenn du den Lebenslauf mit Illus oder Schmuckelementen anreicherst, spielst du nur herum.
Vielleicht hat die Welt den Werbe-Talk nie satt. Doch die Arbeitswelt kommt prima ohne aus –ohne all den Info-Müll, der heute Bildschirme, Schreibtische und Köpfe überflutet.
Cool bewerben heißt direkt anreden und sagen, was Sache ist.
Greif zu einer kreativen Kontaktmaßnahme, wenn du jemanden positiv überraschen und erst einmal entwaffnen willst. Leg dem innovativen Solarzellenfabrikanten ein solarbetriebenes Glühbirnchen zu deiner Bewerbung, damit ihm ein Licht aufgeht. Skizziere eine Schaufensterdeko für die Buchhändlerin, bei der du ein Praktikum machen möchtest und führ dich so ein. Ein bisschen Marketing ist immer erlaubt. Doch plustere nie deine Unterlagen auf. Vertrau den Fakten. Vertrau deiner bisherigen Leistung.
Text: Gerhard Winkler