Faszination Naturwissenschaften – Der Studiengang Biotechnologie verknüpft Technik mit Biologie
Die Biotechnologie – also die Entwicklung von modernen und praktischen Diagnosemethoden und neuen Verfahren zur Herstellung von Produkten mittels interdisziplinärer Arbeit in den Bereichen Mikrobiologie, Biochemie, Molekularbiologie, Bioinformatik, Ingenieurwissenschaften und Verfahrenstechnik – hat es Luise Dornfeld (Foto) angetan. Denn dieses Fach bietet eine schier unendliche Bandbreite interessanter, zukunftsweisender Tätigkeitsfelder. So kann man beispielsweise in vielen Bereichen der Medizintechnik wie Gentherapie, Biomedizintechnik, klassische Pharmazie, Stammzelltherapie und Zellkulturtechniken arbeiten. Ebenso bieten sich interessante Möglichkeiten in der Industrie, dort z. B. in der Bioelektronik, der Bioverfahrenstechnik, dem Anlagen- und Apparatebau, der Umwelttechnologie oder gar in einer Brauerei, wo man die Arbeit der Bakterien, die für die Bierproduktion verantwortlich sind, überwacht. Die 23-jährige Luise hatte bereits Gelegenheit, in einige davon während ihres Bachelor- und Master-Studiums hineinzuschnuppern.
Nach dem Abi entschied sich Luise zunächst für den dualen Studiengang Labor- und Verfahrenstechnik mit Schwerpunkt Biotechnologie an der Staatlichen Studienakademie (BA) Riesa. Während dem stand sie bereits im Labor, entwickelte Wirkstoffe und suchte nach Antworten auf Forschungsfragen. „Mit meinem Studienfach habe ich genau ins Schwarze getroffen!“, freut sie sich noch im Nachhinein. „Das Interdisziplinäre ist besonders spannend für mich, die Verknüpfung von Technik und Biologie. Die Forscher schauen sich sehr viel in der Natur ab und setzen es dann in die Technik um. Das ist genau meins!“ Luise verschrieb sich recht früh der Diagnostik von Krankheiten. Sie möchte einmal Tests entwickeln oder diese optimieren. Für ihre Bachelorarbeit bei ihrem Praxispartner, dem Unternehmen BIOTECON Diagnostics GmbH in Potsdam, experimentierte sie daran, mögliche Krankheitserreger in Lebensmitteln zu identifizieren.
Nach ihrem BA-Studium hätte die Leipzigerin bereits in den Beruf gehen können. „Dann arbeitet man meist als Laborassistentin und liefert den Wissenschaftler*innen die Ergebnisse, die diese auswerten“, erzählt sie. Aber sie will lieber an der Stelle der Wissenschaftlerin arbeiten. Deshalb setzt sie nun den Master in Biotechnologie obendrauf, den sie im Direktstudium an der Hochschule Anhalt erwirbt. „Mein persönlicher Ehrgeiz.“ Für ihre Masterarbeit forscht sie am Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI in Leipzig an einem Schnelltest zur Früherkennung von Eierstockkrebs. „Problem ist bisher, dass diese Tests innerhalb weniger Tage verfallen. Das ist nicht praxistauglich. Deshalb arbeite ich gerade an einer längeren Haltbarkeit, die mehr als eine Woche betragen sollte.“
„Die Jobaussichten für uns Absolventen sind gut, die Branche wächst. Corona ist da sicher Glück im Unglück. Es wird noch mehr untersucht und entwickelt, sowohl am Virus als auch an Tests und Impfstoffen.“ Es sei eigentlich eine Frage der Flexibilität. „In Leipzig haben wir mit der Bio City viele Möglichkeiten. In Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg sitzen ebenso jede Menge Firmen. Wenn man bereit ist, seine Heimat zu verlassen, wird man einen Job finden“, ist Luise überzeugt. Sie würde am liebsten nach ihrem Abschluss in die Lebensmittelindustrie gehen und weiter an der Diagnose möglicher Krankheitserreger forschen.
Was junge Leute fürs Studium mitbringen sollten? „Voraussetzungen sind die Faszination und das Grundverständnis an und für Naturwissenschaften. Biologie, Chemie, Mathematik und Physik – jede Richtung wird betrachtet. Wem Mathe überhaupt nicht liegt, für den könnte es gerade in den ersten beiden Semestern unangenehm werden.“ Vor Technik dürften Bewerber ebenfalls keine Angst haben. „Immerhin geht es ganz viel um Methoden, Geräteaufbau und -funktionen.“ Man solle auch ein Gespür für das Handling im Labor entwickeln, in dem man später schon mal neun, zehn Stunden stehe.
Dual zu studieren – so wie Luise im Bachelor – bedeute, sich drei Jahre an eine Firma zu binden, die Leistung sehen wolle. Belastbarkeit werde ebenso vorausgesetzt. „Man hat also einen ganz normalen Arbeitsalltag, keine vorlesungsfreie Zeit, sondern Urlaubstage wie ein Angestellter. Das Studium absolviert man in Blöcken, die eingeschoben werden.“
Direktstudium wie im Master von Luise hingegen heiße mehr Eigeninitiative. „Man hat lange vorlesungsfreie Zeiten, für die man sich am besten eine Arbeit in der Branche sucht. Außerdem ist das Studium an der Hochschule nicht so durchstrukturiert wie ein dualer Studiengang.“
Luise empfiehlt jedem, der darüber nachdenkt Biotechnologie zu studieren ein Schülerpraktikum zu absolvieren. „In einem Forschungsinstitut mal in die Materie hineinzuschnuppern, ob das wirklich das Richtige ist, kann nur gut und richtig sein.“
Text & Fotos: Anja Landmann
Bachelor Labor- und Verfahrenstechnik mit Schwerpunkt Biotechnologie:
Voraussetzungen: Allgemeine oder Fachgebundene Hochschulreife, Fachhochschulreife bzw. einen Hochschulzugang nach § 17 Abs. 3 – 7 SächsHSFG. Praxispartner Studium: 6 Semester Regelstudienzeit Abschluss: Bachelor of Science Weitere Informationen:www.ba-riesa.de
Master Biotechnologie:
Voraussetzungen: qualifizierter Hochschulabschluss in Biotechnologie oder vergleichbarem Studiengang mit einer Regelstudienzeit von mindestens 3 Jahren; deutsche Sprachkenntnisse + Auswahlverfahren der HS Köthen Studium: 4 Semester Regelstudienzeit Abschluss: Master of Science Weitere Informationen:www.hs-anhalt.de