Technische Modellbauer sind in Werkstätten von Firmen und Museen tätig
Peter Fritzsche (45) baut, tüftelt und improvisiert in der Exponat- und Modellbauwerkstatt in den Technischen Sammlungen Dresden und ermöglicht so anderen Menschen einen spannenden Museumsbesuch.
„Modellbau ist hier mit sehr viel Improvisation verbunden“, erklärt Peter, während er einen Schlüsselanhänger mit Zugband zweckentfremdet bzw. umfunktioniert, sodass eine Befestigung für ein Sichtgerät, durch das die Besucher der Technischen Sammlungen 3D-Bilder betrachten können, entsteht. „Du kannst natürlich einen Strick oder Draht nehmen, der aber permanent herumhängen wird, oder du machst es eben so, und das Sichtgerät wird nach dem Benutzen ganz von selbst zurückgezogen“, erläutert er seine Lösung zufrieden.
Peter befestigt das Zugband am Sichtgerät
Zwischen mit Werkzeug behangenen Wänden und historischen Apothekenschränken wird Peter kreativ. In der großen, hellen Werkstatt fertigt er an, was später als Exponat und passender Sockel oder Unterbau in den Ausstellungen zu sehen sein wird. Außerdem repariert und verbessert er die bereits vorhandenen Ausstellungsstücke. Seit über 17 Jahren arbeitet er als Modellbauer und war bereits in den verschiedensten Bereichen tätig: von Architektur- über Funktionsmodellbau bis hin zum Erstellen von Prototypen.
„Das war alles sehr spezifisch“, erzählt Peter, und über seine jetzige Arbeitsstelle sagt er lächelnd: „Das ist der Job, der insgesamt am schönsten ist!“ Die große Vielfalt an Aufgaben und Einsatzbereichen sowie die Möglichkeit, kreativ zu werden und seine eigenen Ideen einzubringen, haben ihn dazu bewogen, sich auf die Stelle zu bewerben. Kein Tag sei wie der andere, dennoch gibt es eine klare Struktur der Arbeitswoche: Montag, wenn das Museum geschlossen ist, ist Zeit für die Besprechung und Planung neuer Gestaltungsideen. Diese finden im Team statt, da viele Absprachen mit dem Vorgesetzten und auch den für die Restauration zuständigen Kollegen getroffen werden. Individuelle Lösungen und Einfälle müssen in das Gesamtkonzept der Raumgestaltung passen, Kompromissbereitschaft erleichtert die Entscheidungen. Ist das gegeben, sind Peter wenig Grenzen gesetzt, was seinen Einfallsreichtum angeht. Ab jetzt kann er sich gemeinsam mit seinem Modellbaukollegen zwischen Lötkolben und Bandsägemaschine frei entfalten.
Löten gehört zum Handwerk und natürlich auch die Holzbearbeitung an Maschinen
Das von Peter betitelte „Tagesgeschäft“ beherrscht die anderen Tage. So viele Besucher das Museum aufgrund seines Leitbildes „Lernen durch Anfassen“ anzieht, so viel Arbeit entsteht natürlich auch durch den alltäglichen Verschleiß oder auch mal eine unvorsichtige Handhabung der Exponate. Dabei arbeitet Peter eine vom Museumspersonal angefertigte Liste mit Reparaturarbeiten ab. Dafür nutzt er seinen mit Zangen, Schraubendrehern und weiteren nützlichen Utensilien gefüllten Werkzeugkoffer, mit dem er sich vorrangig vor Ort den Ausstellungstücken widmet.
Eines seiner letzten Projekte war „Marjos 7“, eine Konstruktion bestehend aus zwei in einem Schreibgerät mündenden Armen, die wiederum auf zwei Scheiben montiert sind. Eine der beiden auf einem großen Tisch montierten Scheiben dreht sich konstant und die zweite kann der Besucher so steuern, dass das Schreibgerät vielfältige Muster in Sand zeichnet. So spannend für den Zeichner, so empfindlich ist die Konstruktion. Deswegen war Peter für den Umbau zuständig, sodass „Marjos 7“ robuster wurde und zukünftig auf längere Zeit funktionsfähig sein kann.
Das Projekt „Marjos 7“, Peter schaut nach der Elektrik
Ein Technischer Modellbauer sollte fähig sein, vorausschauend zu denken und sich neues Wissen anzueignen, was in Peters Fall auch von seinem Arbeitgeber gefördert wird. Ist die Kenntnis eines bestimmten Computerprogramms für die Bedienung eines Gerätes nötig oder fehlt Wissen im Handwerk, kann er sich diese in Fort- und Weiterbildungen aneignen. Aber auch eine Weiterbildung zum Modellbauermeister ist nach abgeschlossener Ausbildung möglich, um im Beruf noch mehr zu lernen.
Dass seine Arbeit ihm immer neue Herausforderungen stellt, ist Peter besonders wichtig. „Wenn eine Routine entsteht und ich nicht mehr dazulerne, werde ich betriebsblind“, ist er überzeugt. Aber das wird nicht so leicht passieren, schließlich ergänzt er optimistisch: „Unsere Aufgabe ist es auch, andere Museen zu besuchen, um uns inspirieren zu lassen.“ Eintönig wird seine Arbeit ganz sicher nicht.
Text/Fotos: Antonia Mittmann
Infos zum Berufsbild Technischer Modellbauer (w/m/d)
Ausbildungsdauer (dual): 3,5 Jahre
Ausbildungsinhalt: Teamarbeit, Nachhaltigkeit, digitales Arbeiten, Modellplanung und -gestaltung, handwerkliche Tätigkeiten: Modellherstellung, Bedienung von Werkzeugen und Maschinen u. v. m.
Voraussetzungen: mindestens Hauptschulabschluss; Kreativität und Einfallsreichtum, mathematisches Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen, Interesse am Handwerk