Tierphysiotherapeuten (m/w/d) – mit geschulten Händen Funktionsstörungen auf der Spur
Tiere sind des Menschen liebster Freund, heißt es oft. Und deshalb soll es ihnen auch gut gehen. Ein Tierphysiotherapeut hat sich auf die Behandlung von Tieren spezialisiert und unterstützt mit verschiedenen Methoden deren Heilungsprozess oder auch die Gesunderhaltung. Die 28-jährige Jana Landmann aus Leipzig arbeitet inzwischen seit fünf Jahren in dem Beruf.
Eigentlich mag es die kleine Cookie gar nicht so sehr, von fremden Menschen gestreichelt zu werden. Doch heute hat Frauchen ihr wieder einen Termin bei Jana Landmann gemacht. Als es an der Tür der Tierphysiotherpeutin & -akupunkteurin klingelt und diese den Flur betritt, springt ihr die Hündin schwanzwedelnd entgegen…
Keine zehn Minuten später, nach einem kurzen Anamnesegespräch zwischen Therapeutin und Hundebesitzerin, liegt Cookie auf einer Matte und lässt sich massieren. Das Fellknäuel, ein zweieinhalb Jahre alter Miniature American Shepherd, wirkt tiefenentspannt und schlummert immer wieder ein.
Cookie ist einer von Janas leichteren Fällen, erzählt diese: „Sie macht mit Frauchen Agility (Teamsportart Hund und Herrchen/Frauchen), springt dadurch viel. Die regelmäßigen Massagen lockern ihre Muskeln, lösen eventuelle Blockaden und fördern die Beweglichkeit, sodass sie möglichst lange fit bleibt und noch viele Preise holen kann.“ Heißt, der zu behandelnde Vierbeiner muss nicht immer Probleme haben. „Man kann auch einfach nur mal schauen, ob alles in Ordnung ist, damit er gar nicht erst krank wird“, sagt die 28-Jährige, die nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten (TMFA) absolviert hat, als solche derzeit auch noch halbtags in einer Tierarztpraxis arbeitet.
Schmerzen lindern und Heilprozesse unterstützen
Die Therapie kann jedoch auch Schmerzen lindern und Heilprozesse unterstützen. Jana hilft so Tieren mit Arthrose, Spondylose, nach Operationen, etwa beim Muskelaufbau, und mit Fehlhaltungen. „Das ist bei Hunden nicht anders als bei Menschen“, erklärt sie. Und dass sie nach ihrer Ausbildung, die im Mai 2012 endete, ursprünglich hatte Veterinärmedizin studieren wollen. Doch Jana schließt ihre Lehre so gut ab, dass sie über die Begabtenförderung der Sächsischen Landestierärztekammer in Dresden ein Stipendium für eine Weiterbildung erhält – und annimmt. „Mein Wunsch war es, noch eine zusätzliche Weiterbildung zu machen, die zu meinem Beruf passt. Auf jeden Fall etwas mit Tieren.“ Also beginnt sie eine zweijährige Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin & -akupunkteurin, berufsbegleitend.
Disziplin gehört dazu
Einmal pro Monat ist Seminarwochenende. Dann fährt Jana meist Richtung Brandenburg oder Berlin, trifft dort ihre Dozenten, in der Regel auf einem Pferdehof. Denn die Ausbildung hat einen großen Praxisteil; es wird direkt am Pferd und am Hund geübt. Gelehrt werden physiotherapeutische Techniken, Diagnose- und Behandlungsmethoden, Befunde werden durchgesprochen. „Reine Diagnosen wie etwa einen Kreuzbandriss darf nur der Tierarzt stellen. Ich könnte aber zum Beispiel auf Verspannungen oder Blockaden hinweisen, die ich ertasten kann“, sagt Jana. Zuhause arbeitet sie in der übrigen Zeit die Theorie durch, bereitet die Wochenenden nach und auch vor. Mehrere Tausend Euro kostet die Ausbildung, die verschiedene Institute anbieten. Staatlich anerkannt ist sie jedoch nicht. „Deshalb darf sich jeder Tierphysiotherapeut nennen, der das möchte.“ Das sehen gerade auch Tierärztekammern immer wieder kritisch. Denn dies hat zur Folge, dass manch ein „Tierphysiotherapeut“ keinerlei Kenntnisse über die Veterinärmedizin hat. „Aber ohne eine tiefergehende Lehre oder ein Studium besitzt die Person kein veterinärmedizinisches Wissen, kann bei der Behandlung mehr falsch als richtig machen“, so Jana.
Tierphysiotherapie hat viele Facetten
Die Besitzerin dreier Hunde, die ebenfalls auf Agility-Turnieren startet, belässt es nicht bei dem Zertifikat der Weiterbildung. Um immer auf dem aktuellen Stand zu sein und neue Behandlungsmethoden kennenzulernen, besucht sie regelmäßig Seminare, zum Beispiel zur Phyto- und Myko- sowie Blutegeltherapie. Inzwischen bietet sie neben Wellnessmassagen, Blockadenlösung mit der Dorn-Breuss-Therapie und Magnetfeldlasertherapie auch Bewegungstherapie mit Balanceboard und -brett sowie Akupunktur an. Ihr großes Ziel: eine eigene Praxis für Tierphysiotherapie zu eröffnen. Darin soll dann auch endlich das lang ersehnte Unterwasserlaufband für Hunde, auf deren Behandlung sie sich spezialisiert hat, stehen.
Übrigens kann fast jedes Tier physiotherapeutisch versorgt werden. „Es muss nur ausreichend kooperativ sein.“
Text & Fotos: Anja Landmann
Voraussetzungen:
es gibt keine klassische Ausbildung, daher sind auch die Voraussetzung zur Zulassung unterschiedlich
Tierärztekammern empfehlen eine Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten oder ein Studium zum Veterinärmediziner
Liebe zum Tier, Freude an ständiger Weiterbildung, Flexibilität bei Notfällen