Patentanwaltsfachangestellte Josephine Helterhoff unterstützt Patentanwalt Dr. Martin Kidszun bei patent- und markenrechtlichen Angelegenheiten. Beide bringen also Erfindungen und Entwicklungen auf den Weg zum Patent.
Die Arbeit von Patentanwaltsfachangestellten erfordert große Sorgfalt, hervorragendes Englisch und interkulturelle Kompetenz
In der Dresdner Patent- und Rechtsanwaltskanzlei Viering, Jentschura & Partner mbB ist Josephine Helterhoff mitten im quirligen Business um neue Erfindungen und Entwicklungen. „Die meisten betreffen die Kommunikationstechnik, aber auch Physik und Chemie“, erzählt sie, „Künstliche Intelligenz spielt eine große Rolle.“
Über Josephines Schreibtisch geht die Korrespondenz mit den Mandanten. Sie kommen aus der ganzen Welt. Josephine spricht und schreibt die meiste Zeit auf Englisch. Diese Internationalität findet sie spannend. Die Kanzlei mit Hauptsitz in München hat Niederlassungen in Singapur, Taiwan und Düsseldorf. Im Dresdner Büro sind zirka 50 Mitarbeiter*innen beschäftigt. Es gibt viel zu tun, denn Erfindungen und Innovationen boomen wie eh und je.
Damit Ihr versteht, worum es in Josephines Job geht, eine kurze Zusammenfassung: Wenn ein Spezialist oder ein Expertenteam ein neues Produkt entwickelt oder eine Erfindung gemacht hat und vermeiden möchte, dass andere das sofort nachahmen oder nachbauen, dann muss auf das Novum ein Patent beim Patentamt angemeldet werden. Danach muss jeder, der die Erfindung nutzen möchte, eine Lizenz beim Patentinhaber, dem Erfinder also, beantragen, die dann meist kostenpflichtig ist. Patente müssen in jedem Land einzeln angemeldet werden. Es gibt aber auch Länder, die gemeinsam ein sogenanntes Patentübereinkommen getroffen haben, das Europäische Patentübereinkommen beispielsweise, dem derzeit 38 Mitgliedsstaaten angehören.
Josephine korrespondiert mit den Mandanten und Geschäftspartnern der Kanzlei weltweit meist in Englisch
Die Arbeit im Büro eines Patentanwalts unterscheidet sich erheblich von der im Büro eines Rechtsanwaltes. Josephine korrespondiert nicht mit Gerichten, sondern mit Patentämtern, und zwar weltweit. Patentanwälte haben meist zuerst ein naturwissenschaftliches Studium absolviert, erst anschließend Patentrecht. Wenn Euch dieser besondere Beruf interessiert, lest hier auf Countdownonline den Artikel zum Berufsbild mit Josephines Chef, dem Patentanwalt Dr. Martin Kidszun.
Josephine begann 2010 mit der Ausbildung, in einer Klasse mit Rechtsanwaltsfachangestellten, da die spezielle Ausbildung zur Patentanwaltsfachangestellten damals in Dresden noch nicht angeboten wurde. Sie hat sich das Lehrmaterial aus München zukommen lassen und 2013 auch dort ihren Abschluss gemacht.
Gewisse Tätigkeiten sind in jedem Büro ähnlich. „Ich habe schon immer gern Dinge organisiert. Darin bin ich gut“, erzählt Josephine. Ihre Oma hatte sie damals auf die Annonce in der Zeitung aufmerksam gemacht, und so bewarb sie sich auf den Ausbildungsplatz. Das ist elf Jahre her. Heute ist Josephine Helterhoff 30 Jahre alt und ein Voll-Profi. Ihr obliegt die Fristen-Überwachung, das heißt, sie muss darauf achten, dass die Termine in einem Patentverfahren eingehalten werden. Ihr denkt vielleicht, dass das einfach ist. Jeder Computer hat schließlich Kalender und Alarm. Aber es hängt wesentlich mehr dran. Termingerecht müssen bestimmte Arbeitsgänge abgeschlossen sein. Darum muss Josephine sich kümmern. An manchen Tagen hat sie 120 Wieder-Vorlagen. Das sind die Angelegenheiten der Mandanten, ihre Vorgänge auf dem Weg zum Patent, die in mehreren Schritten erfolgen. Josephine trägt eine hohe Verantwortung: „Frist verpasst heißt, dass das Patent schlimmstenfalls tot ist.“
Absolute Sorgfalt ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für diese Tätigkeit. „Außerdem sollte man Geduld für die Mandanten mitbringen“, sagt sie. Einige drängeln, andere sind extrem anspruchsvoll, haben Sonderwünsche bei der Gestaltung ihrer Rechnung und ähnliches. Da heißt es, freundlich bleiben.
Josephine benötigt auch interkulturelle Kompetenzen, denn im ostasiatischen Raum legen die Menschen sehr viel mehr Wert auf einen formellen, höflichen Ton in der Korrespondenz als in den USA beispielsweise.
Josephine könnte im Fernstudium eine Weiterbildung zur Patent-Referentin machen, aber an ihrem Arbeitsalltag würde diese Qualifikation nicht viel ändern, sagt sie. Sie hat in ihrem Büro bereits höchste Verantwortung erreicht, allein durch genaues Arbeiten und ihre Zuverlässigkeit.
Text & Foto unten: Kathrin Schrader, Foto oben: Patent- und Rechtsanwaltskanzlei Viering, Jentschura & Partner
Patentanwaltsfachangestellte*r Patentanwaltsfachangestellte arbeiten in der Kanzlei von Patentanwält*innen. Sie organisieren und verwalten die Vorgänge, betreuen Mandanten und kümmern sich um den Schriftverkehr.
Voraussetzungen: Abitur, Sorgfalt, Spaß am Umgang mit Menschen, sehr gute Englischkenntnisse
Ausbildung: 3-jährige duale Ausbildung in Berufsschule und Kanzlei