Malte arbeitet als Gießereimechaniker in der Schmelzerei einer Prototypengießerei
Malte Martinez behält auch bei größter Hitze einen kühlen Kopf, denn der junge Mann ist Gießereimechaniker. Er schmilzt Metall bei Temperaturen bis 1.700 Grad im Ofen. Die gewonnene Schmelze gießt er in Gussformen. Nach dem Erkalten wird die Form entfernt und das erstarrte Metall wird als Rohgussteil entnommen. Nun überprüft er die entstandenen Stücke auf Fehler, entfernt Überstände und verbessert die Materialeigenschaften bei Bedarf durch eine weitere Wärmebehandlung. Ein Job für ganze Kerle!
Zur ACTech GmbH kam Malte direkt nach seinem Realschulabschluss. Zuvor hatte er bereits ein Praktikum im Unternehmen gemacht, das er auf einer Ausbildungsmesse im Deutschen Brennstoffinstitut in Freiberg kennenlernte. „Ich konnte eine ganze Woche in den Arbeitsalltag der Gießerei schnuppern und habe dabei einen idealen Einblick bekommen. Schon da durfte ich alle Vorgänge der einzelnen Stationen anschauen und dort mitarbeiten. Die Kollegen haben mich an die Hand genommen, mir sämtliche Prozesse gezeigt.“ Ihm gefiel, was er sah, sodass er sich für die dreieinhalbjährige Ausbildung bewarb und schließlich angenommen wurde.
In den ersten beiden Lehrjahren erfährt er in Schule und Betrieb alles Wichtige über Metalle und deren Eigenschaften, wird in die Grundlagen und Techniken der Verarbeitung, des Formens und Schmelzens von Metallen eingeführt, stellt bereits eigene Gussstücke her – per Hand und auch mit der Maschine – und lernt, wie Produktionsanlagen einer Gießerei zu bedienen und zu überwachen sind. Im Anschluss geht es in die Spezialisierung. Auszubildende können zwischen sechs Fachrichtungen wählen: Das sind Druck- und Kokillenguss. Hier werden aus flüssigem Metall und in den verschiedenen Verfahren mithilfe von wiederverwendbaren Formen Gussprodukte hergestellt. Beim Handformguss werden die Gussformen, die für das Herstellen der Gussstücke benötigt werden, zunächst von Hand produziert und schließlich ausgegossen. Im Bereich Maschinenformguss werden die Auszubildenden in die Überwachung der Maschinen und Anlagen eingeführt, die es für das Gießen von Werkstücken benötigt. Um kleine Gussteile, die im Wachsausschmelzverfahren mit sehr hoher Maßgenauigkeit hergestellt werden, geht es in der Fachrichtung Feinguss. In der Kernherstellung werden Form- und Hilfsstoffe dosiert sowie Kernschießmaschinen eingerichtet. Malte entscheidet sich schon ganz früh für den Schmelzbetrieb, in dem Schmelzen hergestellt, behandelt und gereinigt werden. „Die Schmelzerei war auch mein Ziel für den späteren Arbeitsalltag.“
Das Team beeindruckt ihn

Malte und seine Kollegen arbeiten an verschiedenen Schmelzöfen. Sie tragen Schutzhelme, Sicherheitsschuhe und Gehörschutz sowie hitzeabweisende, schwer entflammbare Schutzanzüge und Handschuhe.
Besonders gefiel ihm der Einblick in andere Gießereien während seiner Ausbildung. „Es war interessant, zu sehen, wie in anderen Betrieben gearbeitet wird. Ich habe so viel an Wissen für mich mitgenommen. Und die Arbeit in meinem Ausbildungsunternehmen hat mir schon damals viel Spaß gemacht. Ich stelle Gussteile beispielsweise für die Automobil-, Nutz- und Baufahrzeug- oder Maschinenbaubranche her. Das Team ist einfach klasse, die Kollegen und Vorgesetzten waren und sind auch heute noch jederzeit für mich da, wenn ich Hilfe oder Unterstützung benötige“, erzählt der gebürtige Freiberger.
Im Februar 2022 schloss Malte seine Ausbildung ab und wurde direkt übernommen. „Ich kenne bisher niemanden aus meinem Lehrjahr, der keinen Job gefunden hat. Die Gießereien suchen derzeit händeringend qualifizierte Arbeitskräfte“, sagt er und schätzt die Chancen für einen nahtlosen Übergang von der Ausbildung in die Festanstellung als bestens ein.
Körperlicher Einsatz gefragt
Mitbringen sollte man seiner Meinung nach auf jeden Fall Interesse an chemischen Prozessen und an Technik, außerdem den Willen zum körperlichen Einsatz, „denn das hier ist kein Bürojob und kein Laborarbeitsplatz. Wir transportieren auch schon mal 60-Kilogramm-Eingüsse umher. Außerdem arbeitet man, wenn man nicht gerade kalt gießt, unter hohen Temperaturen. Bei einer Schmelze-Temperatur von 1.700 Grad Celsius im Ofen beträgt die Umgebungstemperatur etwa 30 bis 35 Grad“, berichtet der junge Mann. „Man darf auch keine Scheu davor haben, sich mal dreckig zu machen. Wenn wir zum Beispiel Sandformen herstellen, dann wird es eben staubig.“ Arbeits- und Gesundheitsschutz sind das A und O. So trägt Malte oft einen Schutzhelm mit Luftfilter und Frischluftzufuhr. „Der sitzt dann auf dem ganzen Gesicht. Das ist gerade in der Anfangszeit gewöhnungsbedürftig.“ Zum Schichtdienst – je nach Unternehmen – müsse man ebenfalls bereit sein.
Hohe Ansprüche an einen Schmelzer

Neben dem Herstellen von Legierungen und dem Abgießen der Formen gehört auch die Montage einer Gussform an verschiedenen Gussteilsegmenten zu den Hauptaufgaben des Gießereimechanikers bei ACTech. Dabei sind Fingerspitzengefühl und gutes räumliches Vorstellungsvermögen wichtige Eigenschaften.
Der Job des Gießereimechanikers ist also nicht immer reines Zuckerschlecken. Malte liebt die Herausforderung, man spürt große Begeisterung, wenn er über seine Arbeit spricht. Zu Schichtbeginn prüft er zunächst, mit welcher Legierung gearbeitet wird. Dann geht es ans Abwiegen, Schmelzen und Gießen, Kontrollieren und Protokollieren. Zum Schmelzerberuf gehört neben dem Zusammenstellen von Stahl-, Eisen- und Aluminiumlegierungen auch das chemische Analysieren der Schmelzen. „Der Kunde hat bestimmte Anforderungen an sein Werkstück, das stabil sein und bestimmten Abmessungen entsprechen muss, keine Risse und Blasen enthalten darf. Daraus ergibt sich der Werkstoff, den ein Schmelzer nach ganz genauen Vorgaben zusammensetzt.“
Je nach Betrieb gebe es übrigens auch Möglichkeiten, sich weiterzubilden oder aufzusteigen. „So kann man Schicht- und Gießereileiter, Ausbilder, Industriemeister oder Techniker werden. Außerdem kann man mit der entsprechenden Fach- oder Hochschulreife Ingenieurwesen Hüttentechnik im Diplom oder Bachelor studieren.“ Auch Malte spielt mit dem Gedanken, sich zu gegebener Zeit entsprechend weiterzuentwickeln.
Text: Sara Bühlingen / Fotos: ACTech GmbH
Ausbildung Gießereimechaniker (m/w/d)
Ausbildung:
duale Ausbildung über 3,5 Jahre
Voraussetzungen:
Betriebe bevorzugen überwiegend Bewerber mit mittlerem Bildungs- oder mit Hauptschulabschluss; handwerklichem Geschick, guter körperlicher Konstitution, Sorgfalt, Konzentrationsvermögen, Bereitschaft zu Schicht- und Wochenend-/Feiertagsdiensten
Einsatz:
z. B. in Gießereien, auch Werksgießereien, Werk- und Maschinenhallen, Hütten- und Stahlindustriebetrieben
Weitere Informationen:
web.arbeitsagentur.de
www.bmwk.de