Der junge Ausbildungsberuf Produktionstechnologe (m/w/d) ist auf die Anforderungen der digitalen Produktion zugeschnitten
Produktionstechnologe – ein Beruf der Fertigung und Bürojob kombiniert
Stichwort INDUSTRIE 4.0: Im Digitalisierungs-Prozess der Industrieproduktion werden an der Schnittstelle zwischen Ingenieurwissenschaften und Produktion helle Köpfe gebraucht, die sich etwas zutrauen und kreativ an Problemlösungen herangehen. Du brauchst dafür kein Abitur. Seit 2010 gibt es den Ausbildungsberuf Produktionstechnolog/in.
„Wir brauchen Grundwissen aus vielen Berufen“, sagt Marina Fietzke, die in diesem Jahr ihre 3-jährige Ausbildung zur Produktionstechnologin abschließen wird. Weil der Beruf an der Schnittstelle zwischen den Ingenieurwissenschaften und der Produktion angesiedelt ist, konnte Marina ihr erstes Lehrjahr in Dresden in einer Schule mit den Mechatronikern absolvieren. Danach ging es weiter nach Ilmenau in Thüringen. Das Staatliche Berufsschulzentrum Ilmenau ist eine von deutschlandweit fünf Schulen, an denen der Beruf ausgebildet wird. Marinas Lehrbetrieb ist die FEP Fahrzeugelektrik Pirna GmbH & Co. KG (FEP), ein mittelständisches Unternehmen, das Bordnetzkomponenten für Autos produziert, wie z.B. Steckverbinder, Sicherungsträger, Öldruckschalter und Sensoren. Wie ihr wisst, sind Autohersteller mit Zulieferfirmen auf der ganzen Welt vernetzt. Die Kunden der FEP sind entweder Autohersteller direkt oder die Hersteller von solchen Kabelsträngen und selbst auch Zulieferer.
Hochmoderne Roboter erleichtern den Produktionsprozess – ein Kunststoffteil wird gefertigt
„Mein Arbeitstag ist nicht leicht zu beschreiben, weil jeder Tag anders ist“, erzählt Marina. „Heute haben wir beispielsweise eine Leistungsfahrt.“ Leistungsfahrt. Das klingt jetzt nicht nach Betriebsausflug. Aber wohin fährt Marina? Sie lacht und erklärt: „Leistungsfahrt bedeutet, dass eine neue Maschine das erste Mal eine Produktion fährt. Ein Techniker wird dabei sein und ein Mitarbeiter der Lieferfirma.“ Das Prozess-Management des Betriebes hat bereits ein Lastenheft erstellt. Es beschreibt bis ins Detail die Arbeitsprozesse, die der Roboter leisten soll. Er befindet sich mit zwei anderen Robotern geschützt in einer Art Käfig. Marina nennt diese geschützten Plätze in der Werkhalle Zellen.
Produktionstechnologen arbeiten in Pilotbereichen
Die Roboter-Arme bewegen sich elegant und glatt sowie präzise aufeinander abgestimmt frei durch den Raum. Weil sie so beweglich sind, befinden sie sich in diesem geschützten Raum. Sie produzieren ein Bauteil für E-Autos. Der Arm greift nach den Metallkontakten, die in die Spritzgießform eingelegt werden, um sie dann zu umspritzen. Von draußen schauen wir dabei zu. Ein zweiter Roboter prüft das Produkt auf Fehler. Eine der Voraussetzungen für Industrie 4.0 ist, dass Maschinen auch die Qualitätskontrolle durchführen und Fehler selbst beheben. Marina beobachtet, wie die Maschine mit fehlerhaften Teilen umgeht. Sie stoppt sogar die Zeit zwischen Fehlererkennung und -behebung. Die Leistungsfahrt ist nicht nur eine Kontrolle der Maschine, sie ist auch der Schlüssel zur Optimierung der Prozesse, die im Lastenheft aufgelistet sind. Denn immer noch sind ja auch Menschen am Prozess beteiligt. In diesem Fall packt ein Mitarbeiter nach der Qualitätskontrolle durch die Maschine die Bauteile ein und macht sie versandfertig. Zu Marinas Aufgaben gehört es auch, die neuen, optimierten Arbeitsabläufe an die Kollegen im Produktionsprozess zu kommunizieren.
Ein Job für clevere Tüftler
Einen großen Teil ihrer Arbeit verbringt die angehende Produktionstechnologin am Computer. Sie protokolliert und dokumentiert. Über das betriebseigene System ist sie mit allen Abteilungen in Kontakt. Auf ihrem Monitor liegt ein Grundriss der Produktionshallen mit den Maschinen-Stationen. Marina kann sehen, welche Maschinen gerade arbeiten. Sie wird über das Computerprogramm informiert, wenn irgendwo ein Fehler auftritt, der menschliches Eingreifen erforderlich macht. Es kommt vor, dass Marina selbst in die Produktion eingreift. Einmal hat ein Kunde sehr schnell ein bestimmtes Montageteil benötigt, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht produziert worden ist. Marina suchte mit den Werkzeugmechanikern und Mechatronikern nach einer Lösung. Sie fand sie auch, und mithilfe einer passenden Montagevorrichtung konnten dem Kunden die benötigten Teile geliefert werden. Kreativität ist für diese Arbeit wichtig, sagt sie, ebenso Kommunikations- und Teamfähigkeit sowie Abstraktionsvermögen. Sie habe schon als Kind viel gebaut und getüftelt, mit dem Vater, der Physiker ist. „Wir haben immer etwas gewerkelt“, erzählt sie. Für Marina stand immer fest, dass es ein technischer Beruf sein muss. Der Beruf bietet viele Entwicklungsmöglichkeiten. Da Marina Abitur hat, könnte sie ein weiterführendes Studium im technischen Bereich oder eine berufsbegleitende Weiterbildung als Meister für vernetzte Industrie im Anschluss beginnen. Sie kann aber auch die direkte Weiterbildungsmöglichkeit zur Prozessmanagerin nutzen und ihr erworbenes Wissen weiter vertiefen. Doch in diesem Sommer wird sie erst einmal ihr Baby zur Welt bringen und die Ausbildung abschließen.
Text & Fotos: Kathrin Schrader
Produktionstechnologe Produktionstechnologen optimieren gemeinsam mit Technikern und Prozessmanagern Produktionsprozesse in Industriebetrieben. Dabei geht es vor allem um die Standardisierung und Vereinfachung sowie um die Schaffung wertschöpfender und nachhaltiger Prozesse.
Ausbildung: 3 Jahre dual
Voraussetzungen: mittlere Reife, Kommunikations- und Teamfähigkeit, Abstraktionsvermögen, technisches Interesse, Kreativität