Schulbegleiter (m/w/d) stehen Kindern mit besonderen Bedürfnissen unterstützend zur Seite
Schulbegleiter ist kein Ausbildungsberuf, aber eine spannende Aufgabe für Erzieher, Heilerziehungspfleger, Sozialpädagogen und Psychologen und alle, die das werden wollen. Auch Quereinsteiger sind willkommen.
Der Lehrplan steht. Er muss erfüllt werden. Die Zeit drängt. Doch was wird aus dem Jungen mit Down Syndrom, den dieses Tempo überfordert? Und was aus den Kindern, die Konzentrationsschwächen haben? Einige sind autistisch, andere traumatisiert. Bei wieder anderen wurde eine Bindungsstörung diagnostiziert, die emotionale Probleme verursacht. Sie alle haben Anspruch auf besondere Zuwendung und Förderung. Jedes dieser Kinder hat einen für seine Bedürfnisse ausgebildeten Schulbegleiter an der Seite. Während des Unterrichts setzt er/sie sich zum Kind und unterstützt es beim Lernen, macht so die gleichberechtigte Teilhabe möglich, weil behinderungsbedingte Nachteile ausgeglichen werden können.
Einstieg in den Schulbegleiterdienst
Das Mädchen im Rollstuhl hat zwar keine Probleme, dem Lernstoff zu folgen, braucht aber ganz praktische Unterstützung auf dem Weg durchs Schulhaus und Hilfe, ihre Schulsachen zusammenzuhalten. Seit ein paar Wochen ist eine Schulbegleiterin an ihrer Seite, die zuvor als Verkäuferin gearbeitet hatte, bis sie entdeckte, dass sie lieber eine soziale Arbeit machen möchte, weil sie das Bedürfnis hat, wirklich gebraucht zu werden und statt vieler flüchtiger Begegnungen in einem Geschäft lieber eine längere Bindung eingehen will, um zu helfen. Sie wird jetzt berufsbegleitend eine Ausbildung zur Erzieherin beginnen.
Schulbegleiter tragen große Verantwortung, denn sie sollten das Kind, dem sie zur Seite stehen, gut kennen, seine Bedürfnisse und Schwierigkeiten erkennen und diese gegenüber den Lehrern auch kommunizieren. In dieser Funktion sind sie auch Anwälte für die Kinder. Natürlich sind sie auch wichtige Ansprechpartner für die Eltern.
Kinder mit geistiger Behinderung oder sozial-emotionalen Förderbedarf dürfen nur von ausgebildeten Fachpersonal betreut werden, das sind Heilerziehungspfleger, Sozialpädagogen, Psychologen oder Erzieher. Kinder mit einem körperlichen Handicap können auch von Quereinsteigern betreut werden, doch wird bei den Bewerbern großen Wert auf die Motivation gelegt.
Koordination von 150 Schulbegleitern im Raum Dresden, Meißen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
Kathrin Küchler und Mareen Kappl
Kathrin Küchler und Mareen Kappl sind Koordinatorinnen für den Schulbegleitdienst beim Malteser Hilfsdienst in Dresden und kennen den Schulalltag mit Kindern. Als Sozialpädagoginnen haben sie mit Schülern gearbeitet, bei denen emotionale Entwicklungsstörungen vorlagen. „Zu Beginn einer Begleitung“, erzählt Kathrin Küchler, „habe ich mit dem Kind, in enger Zusammenarbeit mit den Lehrern und den Eltern, ein gemeinsames Ziel formuliert. So ein Ziel könnte sein, dass das Kind im Unterricht mehr mitarbeitet. Dann habe ich gefragt: Wofür brauchst du mich? – Und gemeinsam haben wir festgelegt, dass ich das Kind an sein Ziel erinnere, wenn es unkonzentriert ist. Alle Vierteljahre zogen wir Bilanz: Hat sich die Mitarbeit verbessert? Was ist anders geworden? Haben sich sogar die Noten verbessert?“
„Wenn du dann erlebst, dass ein Kind Fortschritte macht und vorankommt, ist das wunderbar in diesem Beruf“, ergänzt Mareen Kappl. „Aber natürlich dauert es ein paar Wochen, bevor eine Beziehung aufgebaut ist. Und man ist mit dem Kind im Schulalltag letztendlich allein.“ Obwohl der permanente Lärmpegel im Schulhaus anstrengend ist, und Pausen häufig keine Pausen für Schulbegleiter sind, weil die Kinder sie eben auch dann brauchen, fiel es Mareen Kappl doch schwer, die Praxis zu verlassen und ins Koordinationsbüro zu wechseln. Doch es war zugleich ein Angebot, beruflich zu wachsen. Kathrin Küchler und Mareen Kappl koordinieren 150 Schulbegleiter im Raum Dresden, Meißen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Bei ihnen gehen die Bewerbungen ein. Sie vernetzen die Schulbegleiter mit Fachleuten und organisieren Weiterbildungen. Sie sind auch Ansprechpartnerinnen bei auftretenden Problemen. „Wir haben viele Schulbegleiter, die ein Studium abgeschlossen haben, wenn auch in einem anderen Bereich. Viele mögen die familienfreundliche Arbeitszeit in der Schulbegleitung“, sagt Kathrin Küchler über die Bewerber. „Andere entdecken einfach mehr Sinn in einer praktischen Arbeit, in der sie den Schülern ganz nah sind.“
Text & Foto unten: Kathrin Schrader, Foto oben: Katharina Eckhardt
Schulbegleiter*in | Schulassistent*in | Integrationshelfer*in | Inklusionshelfer*in (je nach Bundesland)
Schulbegleiter stehen Kindern mit körperlichen, geistigen und psychologischen Besonderheiten im Schulalltag helfend zur Seite. Das Spektrum reicht von praktischer Hilfe bis zu psychologischer Betreuung. Ziel ist, die Kinder in den Schulalltag zu integrieren und ihnen volle Teilhabe am Unterrichtsgeschehen und außerunterrichtlichen Aktivitäten zu ermöglichen. Kinder mit geistiger Behinderung oder sozial-emotionalem Förderbedarf dürfen nur von geschultem Personal betreut werden, Kinder mit körperlichen Besonderheiten auch von Quereinsteigern.
Ausbildung: kein Ausbildungsberuf Das Arbeitsamt bietet Interessenten eine dreiwöchige Schulung an.
Voraussetzungen: eine qualifizierte Ausbildung wie Heilerziehungspfleger, Erzieher oder Psychologe oder Quereinstieg bei entsprechender Motivation/Lebenserfahrung Kreativität, kommunikative Fähigkeiten, Einfühlungsvermögen, Belastbarkeit, Interesse an den Besonderheiten der Kinder