Tom Liebscher – Leistungssportler, Sportsoldat, Student
Tom, Du kannst auf eine unglaublich beeindruckende sportliche Bilanz verweisen. Dein letzter großer Coup war die Goldmedaille mit dem deutschen Kajak-Vierer der Männer bei den Olympischen Spielen in Tokio. Herzlichen Glückwunsch!! Auf diesen Moment haben Du und Deine Teamkollegen 5 lange Jahre hart hingearbeitet. Was ging Dir während des Rennens durch den Kopf? Um ehrlich zu sein, versuche ich stets, während des Rennens so wenig wie möglich nachzudenken. Denn je weniger man während einer großen Anstrengung verkauft ist, desto fokussierter ist man. Das klingt einfach, ist jedoch bei einem olympischen Rennen die Königsdisziplin. Solche Finals finden normalerweise nur alle vier Jahre statt und sind etwas sehr Besonders. Nach dem Überqueren der Ziellinie sind die Emotionen, Gedanken und Gefühle natürlich dann umso einschlagender und eindrücklicher.
Wie sah/sieht Dein tägliches Trainingspensum aus? Ich mache täglich zwischen 4 und 5 Stunden Sport, zumeist aufgeteilt in 4 Einheiten. Zwischen den einzelnen Einheiten gibt es immer auch Pausen.
Was hast Du als Leistungssportler parallel zum Training zusätzlich zu stemmen? Viele glauben, dass wir Leistungssportler wirklich nur in unserer Sportart aktiv sind. Ganz so ist es nicht. Zu den zuvor genannten 4 bis 5 Stunden aktivem Training pro Tag kommen noch Trainingsanalysen, Physiotherapie sowie das Berufliche und mein Studium hinzu. Ich bin Sportsoldat bei der Bundeswehr, die quasi mein Arbeitgeber ist. Ich werde dort zudem zum Feldwebel ausgebildet.
Tom Liebscher vor der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ TU Dresden; Fotohintergrund: @Crispin-Iven Mokry/TU Dresden, Vordergrund: @Art-n-Photo Amelie Jehmlich
Du bist Student an der Technischen Universität Dresden. Für welches Studienfach hast Du Dich eingeschrieben? Mein Fokus liegt natürlich auf dem Sport. Aber für mich war es schon immer wichtig, frühzeitig einen „Plan B“ zu haben und quasi zu wissen, was in einer Zeit nach der Karriere ist. Ich habe mich darum für ein Studium im Bereich Verkehrsingenieurwesen an der TU Dresden entschieden. Durch den Sport mache ich das Studium mehr oder weniger „nebenbei“ oder wenn man so will „in Teilzeit“. Mein Studientempo ist daher überschaubar. Aktuell befinde ich mich auf dem Sprung zwischen Grund- und Hauptstudium.
Auch während des Studiums gilt es, Höchstleistungen zu erbringen, denn Du bist Sportstipendiat. Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um in den Genuss dieses Stipendiums zu gelangen und welche Privilegien sichert es? Das Sportstipendium der TU Dresden bewertet die Leistungen im Studium und im Sport. Dabei wird individuell geschaut, welche Leistungen erbracht worden sind und was möglich gewesen wäre. Man muss ordentliche Studienleistungen vorweisen und mindestens einem Landeskader in der jeweiligen Sportart angehören.Das Sportstipendium unterstützt die Stipendiaten einerseits finanziell, aber auch bei der Planung und Zielsetzung des Studiums und stellt bei Terminkonflikten zwischen Studium und Sport Kontakte zu den zuständigen Professoren her.
Sind die Doppelbelastung durch Sport und Studium vereinbar? Wie ist das handlebar? Mit viel Disziplin! Es ist ganz klar, dass nicht beides auf 100 % laufen kann. Daher brauche ich beim Studium auch deutlich länger als andere Studierende meines Faches. Am Ende funktioniert es aber einfach mit viel Ehrgeiz und Willen.
Was gibt Dir Ansporn und Kraft? Ich bin ein Kämpfer. Sowohl im Sport, im klassischen Beruf, aber auch privat. Der Wille erfolgreich zu sein, lässt es mich zumeist auch werden.
Warum hast Du Dich für das Studium der Verkehrswissenschaften entschieden? Ich habe mich im Studienbuch der TU Dresden informiert und bin dabei auf den Studiengang für Verkehrsingenieurwesen gestoßen. Sofort konnte ich mir etwas unter dem Studiengang vorstellen. Verkehr findet überall in den unterschiedlichsten Formen statt. Außerdem kombiniert der Studiengang Theorie und Praxis sehr gut.
An welchen verkehrswissenschaftlichen Projekten würdest Du gern nach dem Studium mitarbeiten? An einer besseren Vernetzung aller Verkehrsträger, sodass wir unsere Ressourcen effizienter nutzen. Das ist mein Ziel.
Wie sehen Deine beruflichen Pläne aus? Spielt der Kajak darin eine Rolle? Mein sportliches Ziel sind die Olympischen Spiele 2024. Bis dahin werde ich meine beruflichen Pläne schärfen.
Wir sind gespannt und drücken die Daumen! Alles Gute Tom!