Zukunftsentwurf – Warum Du nur gewinnen kannst, wenn Du weißt, was Dich begeistert
Die Betonung in der Überschrift liegt auf dem Wort DEINE. Denn möglicherweise bist Du umgeben von Menschen, die meinen, sie müssten Deine Träume lenken oder sie Dir sogar abnehmen.
Hier soll es darum gehen, warum Du etwas Gutes für andere tust, wenn Du jetzt mal nur an Dich denkst. Das Ziel ist, dass Du Deine Zukunft souverän in die eigenen Hände nimmst. Das ist ein Prozess. Er beginnt eigentlich mit 13 oder 14 Jahren. Das ist die Zeit, in der Du anfängst, eine eigene Identität zu entwickeln. Was ist das überhaupt, eine eigene Identität, fragst Du Dich vielleicht. Identität entsteht, wenn Du Dir nach und nach darüber klar wirst, was Dich von anderen unterscheidet, was Dich mit anderen verbindet, worin Deine Besonderheiten bestehen, und zu welchen gesellschaftlichen Gruppen Du Dich zugehörig fühlst. Identität wird auch geprägt durch das, was Du liebst.
In dem Stück „Die Nacht nach der Abschlussfeier“ von Wladimir Trendrjakow hält die Einser-Schülerin Julia eine Rede: „Alle erwarten jetzt von mir, dass ich sage, wie sehr ich die Schule liebe … Liebe ich die Schule? Ja, ich liebe sie! Sehr sogar! Wie ein junger Vogel sein Nest. Jetzt soll ich aus diesem Nest ausfliegen. Und da stellt sich heraus: Vor mir liegen gleich tausend Wege. Tausend! Aber welchen davon soll ich mir aussuchen? Diese Frage stellt sich mir schon seit langem, aber immer bin ich vor ihr zurückgezuckt, habe mich gedrückt. Jetzt ist Schluss, ich kann mich nicht mehr drücken… Die Schule hat mich gezwungen, alles zu wissen, nur eines nicht – was mir Spaß macht, was ich liebe. Wie jedem Menschen hat mir manches Spaß gemacht und manches nicht. Was keinen Spaß macht, das macht mehr Mühe, also muss man auf das, was einem keinen Spaß macht, viel mehr Kräfte verwenden, sonst kriegt man keine Eins. Die Schule hat Einsen gefordert, ich habe gehorcht und mich nicht getraut, stark zu lieben … Jetzt schau ich zurück, und da stellt sich heraus, ich liebe nichts. Garnichts, nur meine Eltern und … die Schule. Und die tausend Wege – die sehen alle egal aus, der eine ist mir so gleichgültig wie der andere … Niemand soll sich einbilden, ich bin glücklich.“
Erkennst Du Dich wieder? Geht es Dir nicht auch so, wenn wieder mal alle fragen, was Du eigentlich werden willst, wo Du Dich später mal siehst, worin Du Dich ausbilden lassen willst?
Julia: Was keinen Spaß macht, macht mehr Mühe, kostet viel mehr Kraft.
Vielleicht gehörst Du zu denen, die ein Hobby haben, eine echte Leidenschaft, ein Talent, ein Schulfach, das sie lieben. Die Beschäftigung bzw. Arbeit damit fühlt sich leicht an. Du merkst gar nicht, wie die Zeit vergeht und lernst dabei sogar etwas. Steve Jobs beispielsweise, der Erfinder des Apple-Computers, träumte davon, einen Computer zu bauen, den alle leicht bedienen können und bastelte stundenlang in der Garage seiner Eltern daran. Julia dagegen strengte sich an, in allen Fächern eine gute Leistung hinzulegen, weil sie glaubte, dass es nur mit einem guten Abi-Schnitt weitergeht auf der Karriere-Leiter. Nur so werden ihr alle Türen offenstehen. Alle Türen? Tausende? Und welche Tür wählst Du?
Julia: Ich liebe nichts. Niemand soll sich einbilden, ich bin glücklich.
Steve Jobs muss sehr glücklich gewesen sein, als er seinen Traum vom einfach zu bedienenden Computer umgesetzt hatte. Er wurde ein Riesenerfolg. Fällt Dir etwas auf? Jobs Traum drehte sich gar nicht um Reichtum und Macht. Sein Traum drehte sich um etwas, das für alle Menschen gut sein könnte.
Der Berufsberater und Coach Johannes Wilbert sagt, dass es zwei Motivationen gibt, die unser Tun und Lernen anspornen. Die eine ist Neugier. Ein kleines Kind lernt durch Neugier. Die zweite ist der Wunsch, gebraucht zu werden. Wir könnten weitergehen und sagen: Der Wunsch, geliebt zu werden. Der Wunsch, wirksam zu sein. Indem wir wirksam sind und gebraucht werden, schaffen wir unsere Identität innerhalb der Gesellschaft.
Der Fokus der Analyse liegt auf der Frage: Was möchtest Du lernen?
Eine Beratung in Johannes Wilberts Institut zur Berufswahl beginnt mit einem langen Fragebogen. Es sind Fragen nach Interessen und Hobbys, Fragen nach dem, was begeistert, nach Motivationen, nach dem, worin jemand gut ist und so weiter. Während des anschließenden persönlichen Beratungsgespräch liegt der Fokus seiner Analyse auf den Fragen: Was möchtest Du lernen? Was sind Deine Stärken? Was kannst Du? Denn nach der Schule geht es weiter mit dem Lernen, ob an einer Uni oder Berufsschule, und auch im Berufsalltag hört das Lernen bekanntlich nicht auf.
Ein Coaching ist eine Möglichkeit, herauszufinden, was Du liebst. Eine andere ist, mit den glücklichen Menschen in Deiner Umgebung zu sprechen. Was macht sie glücklich? Wie haben sie es geschafft, glücklich zu werden?
Julia: Jetzt soll ich aus diesem Nest ausfliegen …
Bis hierher wurdest Du von Deinen Eltern getragen. Ihr Wertesystem hat Dich geprägt. Jetzt ist es an der Zeit zu überprüfen, ob es für Dich noch taugt.
Kürzlich besuchte eine Schülerin zur Berufsfindung das Institut von Johannes Wilbert, um herauszufinden, was ihr Spaß macht. Am Ende des Prozesses war ziemlich klar, dass sie das Bedürfnis hat, ihre Kreativität zu leben. Aber ihre Mutter hatte immer gesagt: „Mit Kreativität verdient man kein Geld“. Mit diesem Glaubenssatz war das Mädchen aufgewachsen und in einen inneren Konflikt zwischen dem Ist und Soll ihrer Persönlichkeit geraten. Vielleicht hatte die Mutter noch nie von der Kreativität des Steve Jobs gehört?
Du bist der Souverän
Du bist mit großen Begabungen ausgestattet. Es gilt, sie zu entdecken und zu schulen. Wenn Du weißt, was Du liebst, was Dir Spaß macht und Dich glücklich machen kann, steht als nächstes die Frage, wie Du, was Du liebst, zu Deinem Beruf machen kannst. Vielleicht liegen auf Deinem Weg dahin auch Durststrecken, langweilige Lerninhalte, die Du für einen bestimmten Abschluss brauchst. Nichts macht immer nur Spaß. Wichtig ist, dass Du selbst und kein anderer die Entscheidung getroffen hat, diese Herausforderung anzunehmen und den Weg weiterzugehen. Vielleicht ist ein beruflicher Umweg erforderlich, um ans Ziel zu kommen. Wichtig ist das Ziel. Das Ziel ist, glücklich zu werden. Die Berufsbilder auf dieser Seite sind voller beruflicher Umwege, die zum Glück führten. Es kommt darauf an, dass Du für Dich selbst entscheidest, welche Umwege und Schwierigkeiten Du für Dein Ziel in Kauf nimmst. Du bist der Souverän. Wenn Du Deiner Leidenschaft und Liebe folgst, wird sich auch das leicht anfühlen.
Text: Kathrin Schrader; Fotos: Slider 1: Alexas Fotos – Pixabay, Slider 2: alphaspirit – Shutterstock, Slider 3: Patrizia Tilly – Fotolia, Slider 4: blacksmith – Pixabay