Lohnende Ausbildungsberufe + echte Geheimtipps
Geld ist nicht alles – sagt man. Aber es ist schon sehr hilfreich, wenn man nach der Schule auf eigenen Beinen stehen will. Doch in welchem Beruf wird bereits die Ausbildung üppig vergütet? Wir haben uns umgehört und präsentieren euch einige der Ausbildungsberufe, die aktuell besonders gut bezahlt werden.
Altenpfleger
Ein langes Leben und fit sein, bis ins hohe Alter – das wünscht sich wohl jeder. Der Teil mit dem langen Leben ist mittlerweile schon Realität. Die Lebenserwartung in Deutschland liegt so hoch wie nie zuvor. Doch das Alter hinterlässt nach wie vor seine Spuren. Gut, wenn sich Senioren dann in guten Händen wissen.
Die Herausforderung:
Ob im Seniorenheim oder im ambulanten Pflegedienst: Das Wohl älterer Menschen ist die Mission von Altenpflegerinnen und Altenpflegern. Waschen, Essen reichen, Ankleiden – kurz, bei den Aktivitäten des täglichen Lebens unterstützen, gehört ebenso zu ihren Aufgaben, wie die medizinische Versorgung und die Hilfe bei sozialen Fragen ihrer Klienten.
Das springt dabei heraus:
In den Top 10 der bestbezahlten Ausbildungsberufe 2020 stehen Altenpfleger aktuell auf Platz 7. Die Vergütungen steigen je nach Region und Unternehmen von monatlich gut 1.000 EUR im ersten auf etwa 1.200 EUR im dritten Lehrjahr. Berufseinsteiger können sich auf bis zu 2.640 EUR brutto im Monat freuen.
Das nächste Level:
Eine Weiterbildung zur Pflegedienstleitung ebnet den Weg nach „oben“; die zur Heim- und Einrichtungsleitung öffnet die Türen zum Chefzimmer eines Pflegeheims. Wer eher eine kaufmännische Ader hat, kann sich zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen weiterbilden.
Schon gewusst?
Bisher gab es im Pflegebereich grundverschiedene Ausbildungsgänge. Das hat sich zum 1. Januar 2020 geändert: Die bisherigen Ausbildungen in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege sind zur Pflegefachkraft verschmolzen. Die Ausbildung in den ersten beiden Jahren ist auf alle Versorgungsbereiche ausgerichtet. Im dritten Jahr fällt dann die Entscheidung für den Abschluss Pflegefachkraft, Altenpfleger/in oder Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in.
Polizist
Das Zusammenleben in unserer Gesellschaft wird durch Gesetze geregelt. Deren Einhaltung zu überwachen, ist Aufgabe der Polizei.
Die Herausforderung:
Für Polizisten ist Fitness das oberste Gebot – die körperliche genauso wie die geistige. Denn für Recht, Ordnung und Sicherheit zu sorgen, stellt die Beamten jeden Tag vor neue Herausforderungen. Einfühlsam zuhören, konsequent handeln und dabei immer neutral bleiben – nur so lassen sich hitzige Diskussionen entschärfen, Konflikte lösen, gefährliche Situationen deeskalieren und Straftaten aufklären. Als Polizeimeisteranwärter absolvieren zukünftige Streifen- und Einsatzbeamte ihre Ausbildung für eine Laufbahn im mittleren Dienst. In den gehobenen Dienst führt ein Studium, dass mit einem Bachelor of Arts und der Amtsbezeichnung „Kommissar“ abgeschlossen wird.
Das springt dabei heraus:
Besoldung nennen sich die Bezüge, die Polizeianwärter und Polizisten monatlich erhalten. Die variiert von Bundesland zu Bundesland und liegt für Polizeimeisteranwärter in Sachsen derzeit beispielsweise bei rund 1.270 EUR im ersten, 1.335 EUR im zweiten und 1.390 EUR im dritten Ausbildungsjahr. Polizeikommissaranwärter erhalten hier rund 40 Euro mehr im Monat. Netto wohlgemerkt! Denn die Sozialabgaben berechnen sich für Beamte anders als für sonstige Arbeitnehmer.
Das nächste Level:
Der Wechsel vom mittleren in den gehobenen Dienst ist bei guten Leistungen nach einem Studium möglich. Und auch im gehobenen Dienst gibt es die Möglichkeit, wieder die Schulbank zu drücken. Nach erfolgreichem zweijährigen Masterstudium winkt dann die Ernennung zum Polizei- beziehungsweise Kriminalrat.
Fachinformatiker
Die Zukunft ist digital. Schon heute geht in den allermeisten Branchen ohne das reibungslose Zusammenspiel von Hardware und Software fast nichts mehr.
Die Herausforderung:
Fachinformatiker sind die Dirigenten in diesem Konzert. RAM, ROM, BIOS und Co? Oder doch lieber C, Python, Java und VBA? Während ihrer Ausbildung stehen Fachinformatiker vor dem Scheideweg. Wer sich für die Systemintegration entscheidet, wird später einmal IT-Systeme designen, aufbauen und am Laufen halten. Als Anwendungsentwickler wird hingegen die Software zur Domäne; Programme zu entwickeln und zu optimieren, wird zum täglich Brot.
Das springt dabei heraus:
Die Ausbildungsvergütung liegt im ersten Lehrjahr je nach Branche und Bundesland zwischen 650 und 1.047 Euro brutto im Monat und steigt im dritten Lehrjahr auf 760 bis 1.199 Euro.
Die Einstiegsgehälter für frisch gebackene Fachinformatiker hängen nicht nur von Unternehmen und Region, sondern auch von der Branche ab. Im Einzelhandel winken zum Einstieg beispielsweise bis zu 2.200 EUR brutto im Monat; im Bankgewerbe können es auch 200 EUR mehr sein.
Das nächste Level:
Eine Weiterbildung zum Techniker/in der Fachrichtung Informatik mit Schwerpunkt auf technische Informatik ist ein möglicher Schritt auf der Karriereleiter. Oder doch lieber gleich an die Uni? Dann sind neben Informatik auch Studiengänge wie Informationstechnik, Informatikmanagement oder Wirtschaftsinformatik interessant.
Fluglotse
Über den Wolken ist eine Menge los. Fast 50 Millionen Mal im Jahr bringen Flugzeuge ihre Passagiere oder Fracht zum Bestimmungsort. Im Juli 2018 waren an einem Tag 19.000 Flugzeuge gleichzeitig in der Luft. Das war ein Rekord – über den wir laut Prognosen in 15 Jahren nur müde lächeln werden. Denn dann soll sich diese Zahl mehr als verdoppelt haben.
Die Herausforderung:
Bei so viel Verkehr noch den Überblick zu behalten und dabei stehts einen kühlen Kopf zu bewahren, ist Aufgabe von Fluglotsen. Sie überwachen die Flugbewegungen in „ihrem“ Luftraum, achten auf genügend Abstand zwischen den Maschinen und koordinieren Starts und Landungen. Damit liegt nichts Geringeres als der reibungslose Flugverkehr in ihren Händen.
Das springt dabei heraus:
Bei so viel Verantwortung ist es kein Wunder, dass schon die Ausbildung zum Fluglotsen sehr üppig honoriert wird. Stehen im ersten Lehrjahr noch eher durchschnittliche 900 EUR brutto auf dem Gehaltszettel, sind es im zweiten schon zwischen 3.000 und 4.000 EUR. Die erhöhen sich nochmal um einen Tausender im dritten Ausbildungsjahr. Nein, das ist kein Tippfehler. Denn nach ersten Erfahrungen im Simulator geht es im Jahr zwei bereits in einen echten Tower oder ein Kontrollzentrum. Die Einstiegsgehälter liegen zwischen 6.000 und 8.000 EUR im Monat. Arbeiten in der Nacht, an Sonn- oder an Feiertagen werden extra honoriert.
Das nächste Level:
Durch Weiterbildungen können Fluglotsen zum Supervisor aufsteigen. Wen hingegen ein Studium reizt, für den wäre Luftverkehrsmanagement das Richtige.
Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft
Zugegeben, das Image unseres ersten Geheimtipps ist nicht besonders gut. Sich um den Müll anderer Leute zu kümmern, ist ein Knochenjob für Frühaufsteher. Körperliche Fitness und eine gewisse Resistenz gegen üble Gerüche sind ein absolutes Muss. Doch Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft fahren nicht nur mit dem Müllwagen durch die Städte und Gemeinden. Auf Wertstoffhöfen setzen die Experten für Abfallstoffe und Recycling ihr Wissen für eine nachhaltige Wirtschaft ein.
Die Ausbildungsvergütung variiert recht stark. Während Azubis in der privaten Wirtschaft beispielsweise zwischen 670 EUR im ersten und 800 EUR im dritten Lehrjahr verdienen, sind es bei kommunalen Arbeitgebern gut 1.000 EUR beziehungsweise 1.120 EUR.
Mit Leistungs-, Schmutz- und Gefahrenzulage können später im Job gut 3.500 EUR brutto im Monat auf dem Lohnzettel stehen. Und wer in Metropolen wie Hamburg oder München arbeitet, bei dem kann es auch noch mehr sein.
Tatortreiniger
Wir suchen: Männer und Frauen mit robustem Magen, Nerven wie Stahlseilen und einer Gelassenheit, die ihnen selbst im Angesicht von Tod und Verwesung nicht abhandenkommt. So oder ähnlich könnte eine Stellenanzeige für Tatortreiniger à la Hollywood wohl aussehen. Und tatsächlich sind die Eigenschaften wirklich hilfreich für den Job, der anfängt, wenn die Polizei die Spuren gesichert hat. Dabei geht es natürlich nicht immer um Mord und Totschlag. Auch nach Suiziden, Unfällen oder natürlichem Tod werden die Reinigungsspezialisten tätig.
Einen vorgeschriebenen Ausbildungsweg gibt es nicht. Trotzdem ist eine Ausbildung zum Gebäudereiniger genauso empfohlen, wie eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Desinfektor. Während die Ausbildungsvergütung mit 600 EUR und 900 EUR im ersten und im dritten Lehrjahr noch im Mittelfeld liegt, kann sich das Monatsgehalt um die 3.000 EUR wirklich sehen lassen.
Industrietaucher
Sie fischen im Trüben und tauchen ab in Flüssigkeiten, für die „unappetitlich“ noch eine Untertreibung ist – wie Klärwerksbecken beispielsweise. Aber auch geflutete Baugruben, Talsperren, Ölplattformen oder Offshore-Windparks sind Arbeitsplätze für Industrietaucher. Unter Wasser spielen sie dann ihr zweites Talent aus; werden zu Maurern, Schweißern, Zimmerleuten; bauen, reparieren, reißen ab. Aus diesem Grund sind Jobs als Industrietaucher vor allem für ausgebildete und berufserfahrene Handwerker interessant.
Die eigentliche Tauchausbildung dauert in der Regel zwei Jahre und ist mit 10.000 EUR nicht ganz billig. Doch was sie dort über den Umgang mit ihrer Ausrüstung, die medizinischen Hintergründe des Tauchens und die rechtlichen Grundlagen lernen, kann später Leben retten. Nicht zu vergessen, die gut 200 Trainingsstunden unter Wasser. Denn der Job ist nicht ungefährlich und birgt durch den hohen Druck in der Tiefe auch langfristige Gesundheitsrisiken. Dafür kann sich die Entlohnung sehen lassen: Mit 2.500 EUR monatlich können Einsteiger mindestens rechnen. Und wer sich auf besonders knifflige Arbeiten oder herausfordernde Arbeitsorte spezialisiert, kann bis zu 10.000 EUR monatlich verdienen.
Mehr Infos: https://www.bibb.de/de/118825.php
Text: Kai Dürfeld